Nautilus 82 (Magazin)

Nautilus 82
Januar 2011
Abenteuer Medien Verlag, 2010, Heft, 52 Seiten, 4,50 EUR

Von Christel Scheja

Es ist erstaunlich, dass die „Nautilus“ trotz ihrer monatlichen Erscheinungsweise, abwechslungsreich und aktuell bleibt. Dafür werden dann gelegentlich aber auch Themen aufgegriffen, die ein wenig heikler zu sein scheinen.

Während „Doppelgänger“ mit einem ausführlichen Artikel abgehakt wird, der auf die unterschiedlichen Arten von Ebenbildern in Filmen, Büchern und Spielen eingeht, beschäftigen sich viel mehr mit dem zweiten Schwerpunkt.

„Schwule Helden“ sind auch heute immer noch für viele ein Tabu. Ein großer Teil der Leser kann mit der Liebe zwischen zwei gleichgeschlechtlichen Partnern immer noch nichts anfangen, auch wenn die Toleranzschwelle höher geworden ist. Dennoch bleiben die meisten lieber beim heterosexuellen Rollenbild. Zum Auftakt gibt es einen sehr interessanten Artikel über „Krieger und Gefährten“, der einen Bogen von der griechischen Antike bis hin zur modernen Fantasy zieht. Er nennt die Gründe, warum sich auch heute immer noch viele Menschen aus dem westlichen Kulturkreis so schwer damit tun und beschreibt die Entwicklung. Waren in der Frühzeit der Fantasy schwule Charaktere oft genug noch negativ besetzt und wurde durch die überbetonte Männlichkeit der Helden deutlich gemacht, dass eine Kumpelfreundschaft mit dem Sidekick alles andere als homoerotisch belastet war, hat sich das Bild seit den 1980er Jahren gewandelt. Allerdings ist auch hier heute noch deutlich zu erkennen, dass viel mehr Frauen über ihren Schatten springen als Männer. Allen aber ist gemeinsam, dass sie die gleichgeschlechtliche Liebe in den seltensten Fällen zu einem Ideal hochstilisieren, stattdessen versuchen sie die homosexuellen Helden und die Tatsache an sich so normal wie möglich darzustellen und auch heterosexuelle Paare nicht auszuschließen. Interviews mit Lynn Flewelling und Richard Morgan ergänzen den Artikeln, ebenso wie die Frage an die Lektoren deutscher Verlage und ihre Offenheit gegenüber Homosexuellen Romanen im Programm.

Das Ganze wird wie immer durch Rezensionen zu Filmen, Büchern, Spielen und Hörbüchern ergänzt, quasi den üblichen Kolumnen, die es jeden Monat gibt.

Gerade die beiden Hauptartikel sind es wert, sich die „Nautilus“ zuzulegen, behandeln sie ihre Themen doch sehr ausführlich und respektvoll. Sie informieren auf unaufdringliche und sachliche Art, ohne zu werten, geben Lesehinweise und regen zum Nachdenken an. Gerade bei einem heiklen Schwerpunkt wie der „Homosexualität von Helden werden von allen Seiten sehr offene Worte gesprochen und ehrliche Meinungen vertreten – auch bei den Interviews. Vor allem das mit den Verlagslektoren ist sehr aufschlussreich, müssen sie doch Farbe bekennen und geben einen Einblick, wie die Verlage damit zurechtkommen ohne ihr Mainstream-Publikum zu verschrecken. Allerdings konzentriert man sich auf die Literatur, der große Sektor der Fan-Geschichten, aber auch die Mangas, werden allenfalls am Rande gestreift, was aber letztendlich auch nicht ins Gewicht fällt.

Alles in allem erweist sich die neue „Nautilus“ diesmal als sehr interessant, weil wagemutig, da auch einmal ein Tabuthema sehr ausführlich, wenn auch nicht erschöpfend, aufgegriffen und ansprechend behandelt wurde.