Arata Kangatari 1 (Comic)

Yuu Watase
Arata Kangatari 1
Aus dem Japanischen von Burkhard Höfler
EMA, 2010, Taschenbuch, 206 Seiten, 6,50 EUR, ISBN 978-3-7704-7248-2

Von Irene Salzmann

Zweifellos zählt Yuu Watase zu den populärsten Mangaka in Deutschland. Ihre überwiegend romantisch-dramatischen Fantasy-Abenteuer, darunter „Ayashi no Ceres“ und „Alice 19th“, begeistern vor allem junge Leserinnen, doch auch das reifere Publikum fühlt sich von den spannenden Reihen gut unterhalten. Inzwischen hat sich die Künstlerin auch schon in anderen Genres bewiesen, zum Beispiel ist „Zettai Kareshi“ eher der SF und „Sakura Gari“ der Boys Love zuzuordnen.

„Arata Kangatari“ ist nicht ihr einziger Shonen-Manga („Pandora‘s Cube“, „Piece of Peace“), der sich in erster Linie an ein männliches Publikum ab 13 Jahre wendet und sicherlich auch viele weibliche Fans finden wird. Dafür sorgen die gelungene Mischung aus Fantasy, Action und Comedy (eine Romanze ist nicht ausgeschlossen) und eine Story, die Parallelen zu „Fushigi Yuugi“ und „Fushigi Yuugi Genbu Kaiden“ aufweist.

Arata Hinohara ist ein ruhiger Junge, der kein Aufsehen wünscht. Viel zu oft musste er die traurige Erfahrung machen, dass er für gute Noten in Klassenarbeiten und im Sport gemobbt wurde. Mehrmals wechselte er darum die Schule – und immer wieder, so auch diesmal, holt ihn sein Schicksal ein. Masato Kadowaki kennt ihn von früher und schafft es, die übrigen Schüler gegen Arata aufzuhetzen. Selbst Suguru Nishijima, dem Arata aus einer peinlichen Situation half, verrät ihn, um ‚dazu zu gehören‘ und nicht selber ein Mobbing-Opfer zu werden. Zutiefst unglücklich wünscht sich Arata, er wäre einfach nicht mehr da und könne sich und seiner Familie so weiteren Kummer ersparen. Plötzlich hört er eine Stimme, und statt in einer menschenleeren Gasse steht er mit einem Mal in einer Höhle. Schnell wird ihm klar, dass er sich in einer anderen Welt befindet und ihn die Bewohner des nahen Dorfes mit einem anderen Arata verwechseln. Vergeblich versucht er, den Irrtum aufzuklären und wird von Kannagi und seinen Soldaten verhaftet. Weil alle glauben, dass er die Hime-Ou ermordet hat, soll er hingerichtet werden.

Tatsächlich wurde Aratas Namensvetter Zeuge des Mordversuchs. Als einziger Spross der Hime-Familie wählte man ihn aus, die amtierende Herrscherin abzulösen – obwohl er ein als Mädchen verkleideter Junge ist. Als er begreift, dass Kannagi hinter dem Attentat und der Revolte steckt, bleibt ihm nur die Flucht. Durch die Höhle gelangt er in Aratas Welt, die ihm völlig fremd ist. Auch ihn verwechselt man. Immerhin gelingt es ihm mit Hilfe eines magischen Amuletts, Kontakt zu seinem Doppelgänger aufzunehmen. Werden sie ihre Plätze erneut tauschen können, vorausgesetzt jener Arata in Amawakuni bleibt am Leben?

In den „Fushigi Yuugi“-Serien ist es ein magisches Buch, durch das drei junge Mädchen in eine phantastische Welt gelangen, in der sie als die ersehnten Retterinnen empfangen beziehungsweise von Feinden gejagt werden. Sie müssen in einer ihnen fremden Welt überleben und gleichzeitig die hohen Erwartungen ihrer neuen Freunde erfüllen. Ähnliches passiert in „Arata Kangatari“, nur sind es diesmal zwei Jungen, die ihre Plätze tauschen, als sich ein mysteriöses Portal öffnet. Jeder von ihnen ist gezwungen, sich schnell auf die neue Situation einzustellen. Auf den einen warten gemeine Schulkameraden, auf den anderen die Exekution.

Wie sich der Arata aus Amawakuni in der modernen Welt durchschlagen wird, ist in diesem Band kein Thema. Man darf spekulieren, dass er selbstbewusst genug ist und sich zu wehren weiß, so dass er es den anderen Schülern nicht leicht machen oder ihnen sogar heimzahlen wird, was sie seinem Namensvetter antaten. Dieser scheint das härte Los erwischt zu haben, denn er soll für etwas sterben, dass weder er noch der andere Arata getan haben. Allerdings zögert Kannagi im letzten Moment, da sein Gefangener die Fähigkeit besitzt, ein Hayagami – ein Schwert, das ein Gott ist – zu kontrollieren. Auch Kannagi und die anderen Sho verfügen über diese seltene Gabe. So schickt er Arata schließlich in die Verbannung, ein Schicksal, das schlimmer ist als der Tod. Was den Jungen dort erwartet, wird erst im nächsten Band verraten.

Dass sich der Arata aus dem Japan der Gegenwart als Sho entpuppt, ist nicht wirklich eine Überraschung sondern die Konsequenz daraus, dass sein Doppelgänger diese Fähigkeit offenbar nicht vorweisen kann, so sehr es sich seine Angehörigen auch wünschten. Nun setzen sie, immer noch nicht ahnend, dass ein anderer den Platz ihres Aratas eingenommen hat, all ihre Hoffnungen auf den Fremden. Aber was kann ein Junge schon gegen Verräter und eine ganze Armee ausrichten?

Nach nur einem Band ist die Story noch recht verwirrend, da man nur wenig über das Land Amawakuni, die Hime-Ou und ihre Gegenspieler, sowie die Probleme der einfachen Bevölkerung erfährt. Gewiss wird sich das Bild nach und nach aus den einzelnen Puzzleteilen zusammensetzen. Bis dahin kann man nur gespannt auf die Fortsetzung warten und auf weitere Enthüllungen hoffen.

In Japan liegen gegenwärtig 8 Bände vor, und die Serie ist noch nicht abgeschlossen.