X-Men 118 (Comic)

Mike Carey, Matt Fraction, Simon Spurrier
X-Men 118
Necrosha
(X-Necrosha: Foretelling/X-Men Legacy 231 – 233: Earth, Give Up Your Dead, Part 1 – 3/Uncanny X-Men 522: The End of the World and Everything After/Nation X: The Ghost of Asteroid M, 2009/2010)
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Petz
Titelillustration von Adi Granov
Zeichnungen von Laurence Campbell, Clay Mann, Phil Jimenez, Leonard Kirk
Tusche von Danny Miki, Allan Martinez, Jay Leisten, Walden Wong, Andy Lanning
Farben von Matt Milla, Brain Reber, Brian Reber, Soto, Jay David Ramos
Panini, 2010, Heft, 100 Seiten, 5,95 EUR

Von Irene Salzmann

Die uralte Mutantin Selene, die sich von Lebensenergie ernährt, glaubt sich am Ziel ihrer Wünsche. Eine Mischung aus techno-organischem Virus und Magie ermöglicht ihr, Tote wieder ins Leben zu rufen. Mit ihrer Hilfe möchte sie eine Göttin werden. Während einige ihrer Zombies die X-Men angreifen, um Rache zu nehmen, will sie die ermordete Bevölkerung von Genosha/Necrosha – ausnahmslos Mutanten – ebenfalls erwecken.

Selenes Pläne werden jedoch gestört, denn Destiny kann sich ihrem Einfluss entziehen und fliehen. Sie versucht, die X-Men zu warnen und Rogue, ihre Stieftochter, ein letztes Mal zu sehen, aber dadurch spielt sie einem ganz anderen Feind, der mit ihr reanimiert wurde, in die Hände. Schon einige Male kämpften die X-Men gegen ihn und schafften es bloß knapp, ihn vorübergehend unschädlich zu machen. Diesmal scheinen sie chancenlos...

Wieder hat sich bei den X-Men so manches geändert: Magneto, der meist Feind, manchmal auch Verbündeter war, gehört nun wieder zu den Helden. Ausgerechnet sein Traum von einem Reich der Mutanten hat sich auf bizarre Weise erfüllt, denn die X-Men und fast alle Mutanten, die ihre Kräfte nicht an M-Day verloren haben, leben nun auf der Insel Utopia, die einst sein „Asteroid M“ war. Aber selbst dort sind die letzten Mutanten nicht sicher, und es liegt im Bereich des Möglichen, dass sich das Schicksal von Genosha und seiner Bevölkerung auf Utopia wiederholt. Zum einen bekommen es die X-Men mit Selenes Zombies zu tun, zum anderen taucht ein skrupelloser Feind, der längst vergessen war, plötzlich wieder auf und lockt ein X-Team in die Falle. In all diesen Wirren könnte es eine neue Romanze geben, denn offenbar hegt Magneto immer noch Gefühle für Rogue. Nach dem ‚Tod der X-Men‘, die durch das Siege Perilous gingen, kamen die beiden einander im Wilden Land näher, und auch in der „Age of Apocalypse“-Storyline waren sie ein Paar. Zwar gibt sich Rogue abweisend, aber eine Beziehung ist durchaus denkbar, zumal Gambit derzeit nicht an ihrer Seite weilt.

Tatsächlich muss sich in den vorliegenden Episoden ein Teil der X-Men mit den unbeabsichtigten Folgen von Selenes Handeln und Destinys Fehler auseinandersetzen. Die Mission führt sie fort von dem unmittelbaren Brennpunkt Utopia und schildert eine Side-Story, in der einer der gefährlichsten Mutanten zurückkehrt und mächtiger denn je zu sein scheint. Er kann einige der X-Men in seine Gewalt bringen, und Magneto, dem die meisten misstrauen, erhält eine Chance, sich zu bewähren.

Dieser Band bringt die „Necrosha“-Storyline nicht wirklich voran. Die hier beschriebenen Geschehnisse sind für das runde Bild nicht zwingend; die „X-Men“-Sonderbände „X-Force“ 6 und „New Mutants“ 2 bleiben näher am Kernthema und beinhalten weitaus mehr wichtige Informationen. In „X-Force“ 7 werden schließlich alle (?) noch offenen Fragen beantwortet.

Insgesamt vier Hefte für ein Crossover sind eine überschaubare Angelegenheit. Schätzt man die „X“-Serien, wird man nicht zögern, die Bände zu kaufen. Auch als Gelegenheitsleser wird man gut unterhalten durch eine spannende, dramatische Story, für die man aber einiges an Hintergrundwissen mitbringen sollte, da mitunter weit in die Vergangenheit zurückgeblickt wird und eine Vielzahl Personen agieren.

Die Qualität der Illustrationen tragen ihren Teil dazu bei, dass man dem Crossover eine Chance geben möchte, wenngleich die Zeichnungen in „X-Men“ und „New Mutants“ nicht ganz an die in „X-Force“ heranreichen – aber die Geschmäcker sind verschieden.

Ist man ein Fan der X-Men, wird man kein Heft versäumen wollen, da es immer wieder Überraschungen gibt, mit denen man auch als ‚Alt-Leser‘ oft nicht rechnete. Ob „Necrosha“ auch für Neulinge eine gute Einstiegslektüre ist, sei dahingestellt, da mehrere Serien involviert sind, die Handlung an verschiedenen Orten spielt, sehr viele Charaktere auftreten und die komplexe Storyline recht verwirrend ist, wenn man kein Hintergrundwissen mitbringt. In dem Fall sollte man ein wenig in den betreffenden Bänden blättern und dann entscheiden, ob man mit den Zombies zu den „X“-Titeln stoßen möchte. Will man sich darauf einlassen, sind Spannung und Drama, ansprechende Zeichnungen und ein gelungener Lesespaß garantiert.