Michael Tinnefeld & Uli Bendick (Hrsg.): Diagnose F - Science-Fiction trifft Psyche (Buch)

Michael Tinnefeld & Uli Bendick (Hrsg.)
Diagnose F - Science-Fiction trifft Psyche
Titelbild: Uli Bendick + Mario Franke
p.machinery, Paperback, 352 Seiten, 27,90 EUR (auch als Hardcover und eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Was passiert, wenn ein Graphiker auf einen Psychologen und approbierten Psychotherapeuten trifft? Nun, man könnte annehmen, dass es dann zu einer interessanten, weil vielleicht graphisch aufgewerteten Therapiestunde kommt. Dem ist aber nicht so. Der Graphiker in unserem Fall kam stattdessen mit einer Idee zum Therapeuten - der Idee einer Anthologie, die Science Fiction mit psychischen Störungen verbinden sollte. Im Oktober 2018 wurde das Projekt geboren; der Grafiker Bendick, zu dem sich später noch sein Kollege Mario Franke gesellte, sollte zu jeder Geschichte ein passende Farbillustration beisteuern, Tinnefeld lektorierte die Beiträge und steuerte jeweils einen diagnostischen Kommentar bei.

In p.machinery fand man den passenden Verlag, der dem Projekt nicht nur eine verlegerische Heimat bot, sondern auch ein ungewöhnliches, großformatiges quadratisches Erscheinungsbild im Doppelspalten-Satz spendierte.

Aus 74 Einsendungen, die die Vorgabe SF und psychische Störung erfüllten, wählten die Herausgeber dann 35 aus, die in dem Band Aufnahme fanden.

So vielfältig die beschriebenen Störungen auch sind, vereint werden die Beiträge durch ihre erzählerische Qualität. Die Storys lesen sich nicht nur flüssig und stilistisch ansprechend, sie sind thematisch abwechslungsreich und offerieren uns ganz unterschiedliche Settings und Erkrankungen. Natürlich darf die Spielsucht genausowenig fehlen, wie Wahnvorstellungen, Traumata, Persönlichkeitsstörungen, Paranoia oder posttraumatische Belastungsstörungen. Auffallend, dass neben bekannten Autorinnen und Autoren mir bis dato gänzlich unbekannte Verfasserinnen und Vergasser tolle Geschichten beisteuerten.

So ist dies ein Prachtband, der sich wahrlich nicht nur an Therapeuten und Psychologen wendet. Anhänger farbiger SF-Kunstwerke werden hier ebenso bedient wie Anhänger von intelligent verfassten Kurzgeschichten.