Alyson Noël: Der blaue Mond – Evermore 2 (Buch)

Alyson Noël
Der blaue Mond
Evermore 2
(Blue Moon, 2009)
Aus dem Amerikanischen von Ariane Böckler
Titelgestaltung von UNO Werbeagentur unter Verwendung eines Motivs von plainpicture, Getty Images
Autorenfoto von Jens Rosenstein
Page & Turner, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 372 Seiten plus acht Seiten Leseprobe aus Alyson Noëls „Evermore – Das Schattenland“, 17,95 EUR, ISBN 978-3-442-20361-1

Von Irene Salzmann

Seit dem Tod ihrer Eltern und ihrer kleinen Schwester lebt die 16-jährige Ever bei ihrer Tante, die es ihr an nichts fehlen lässt. Dennoch ist das Mädchen unglücklich, da es seine Familie vermisst und seit dem Unfall die Auren und Gedanken anderer Menschen wahrnehmen kann. Um nicht verrückt zu werden, schottet sie sich ab und ist in den Augen ihrer Mitschüler ein Freak. Allein Haven und Miles, zwei weitere Außenseiter, halten zu ihr.

Ever beginnt, am Leben wieder teilzunehmen, als sie den attraktiven Damen kennen und lieben lernt. Sein Geheimnis verkompliziert jedoch ihre Beziehung, und auch als er sie zu einer Unsterblichen macht, sind Konflikte unvermeidlich. Zwar glaubt Ever Damens Beteuerungen, dass sie die Liebe seines Lebens sei, er sie seit Jahrhunderten suchte und immer wieder verlor, bis sie jetzt – vielleicht – eine Chance auf ein gemeinsames Glück haben, doch sie trägt schwer an dem Gedanken, dass Damen mit der intriganten, skrupellosen Drina verheiratet war und es gewiss noch viele andere schöne Frauen in seiner Vergangenheit gegeben hat. Als Ever endlich bereit für ‚das erste Mal‘ ist, erlebt sie eine herbe Enttäuschung. Damen ist plötzlich fort! Als er nach dem Wochenende wieder auftaucht, ignoriert er sie und flirtet heftig mit Stacia, Evers Erzfeindin. Auch Miles und Haven distanzieren sich von ihr, und die Mitglieder der verschiedenen Cliquen, die sich zuvor aus dem Weg gingen, verstehen sich blendend. Einzig Ever bleibt aus diesem Kreis ausgeschlossen. Sie kann es zwar nicht beweisen, aber sie ist davon überzeugt, dass Roman, der neue Schüler, der ein auffälliges Interesse an ihr zeigt, dahinter steckt. Schließlich beginnt Damen zu kränkeln. Ever findet heraus, dass er vergiftet wurde. Sie bittet das Medium Ava, zu der sie Vertrauen fasste, ihn mit dem Gegenmittel zu retten, während sie die Zeit zurückdrehen und die ganzen schlimmen Dinge ungeschehen machen will, selbst wenn das bedeutet, Damen und die Unsterblichkeit aufgeben zu müssen ...

„Der blaue Mond“, Band 2 der Serie „Evermore“, setzt an der Stelle an, an der „Die Unsterblichen“ endete. Ever ist nun wie Damen unsterblich, und ihre Feindin Drina wurde getötet. Allerdings sind die beiden kein glückliches Paar, denn die rund 600 Jahre, die Damen Ever voraus hat, erweisen sich als eine Belastung. Obwohl sich das junge Mädchen bemüht, die Tatsache zu akzeptieren, dass Damen eine Vergangenheit hat, die er nicht ändern kann, kommt sie bloß schwer gegen ihre Eifersucht auf Drina und die anderen Frauen an. Dass ihre Beziehung zu zerbrechen droht, hat jedoch einen anderen Grund: Roman. Der mysteriöse neue Schüler, den alle mögen und der offenbar nur in Ever – und dem Leser – ein ungutes Gefühl weckt, scheint sein Umfeld so geschickt zu manipulieren, dass nicht einmal Damen etwas merkt und zu einer Marionette in Romans bösem Spiel wird. Umso überraschender ist darum auch sein Hilfsangebot, als Ever ihn mit ihrem Wissen konfrontiert, während sie Damen, der mit dem Tode ringt, zu retten versucht, koste es, was es wolle. Das Mädchen muss sich entscheiden, wem es vertrauen will. Dass sie die falsche Seite wählt, war zu erwarten, denn weitere „Evermore“-Bände sollen folgen, und diese wären ja langweilig, wenn es jetzt schon ein Happy End gäbe.

Leider macht es sich Alyson Noël etwas zu einfach. Stellenweise hat man den Eindruck, als wäre sie bis kurz vor dem Schluss noch am Überlegen gewesen, mit welcher Variante sie die Weichen für das Kommende stellen soll: Kann Ever das Rad der Zeit zurückdrehen, mit ihrer Familie vereint und ein weiteres Mal von Damen gefunden werden? Oder wird der Fehler, den sie begeht, die Beziehung zu ihm unmöglich machen? Letztlich wirkt das Ende sehr konstruiert und durchsichtig. Auch die Charaktere bleiben diesmal oberflächlich und sind, von Ever einmal abgesehen, kaum mehr als Statisten, die ihre Rollen erfüllen. Die Handlungsanteile von Damen, Haven und Miles sind gering, und Roman als fieser Gegenspieler erweist sich als eindimensional böse. Die Story hätte deutlich gewinnen können, wäre den Nebenfiguren mehr Platz eingeräumt und Roman als charismatischer Antagonist aufgebaut worden. So hingegen steht Ever die ganze Zeit im Mittelpunkt und jammert beinahe so viel wie Bella in „Twilight“.

Von all den kleinen Schwachpunkten einmal abgesehen, schreibt Alyson Noël flüssig und unterhaltsam und versteht es, ihr Publikum zu fesseln. Insbesondere romantische Leserinnen zwischen 15 und 20 Jahren, die der Romanze Vorrang gegenüber der Phantastik einräumen und Serien wie „House of Night“, „Evernight“ und „Twilight“ mögen, werden „Evermore“ lieben.