Mari Mancusi: Jungs zum Anbeißen (Hörbuch)

Mari Mancusi
Jungs zum Anbeißen
(Boys that bite, 2006)
Text aus dem Amerikanischen von Michaela Link
Gekürzte Hörfassung, gelesen von Gabrielle Pietermann
Titelgestaltung von Frauke Schneider
Arena, 2010, 3 CDs, ca. 191 Minuten, ca. 14,95 EUR, ISBN 978-3-401-26545-2

Christel Scheja

Mari Mancusi machte in ihren Romanen um die Zwillingsschwestern Rayne und Sunshine keinen Hehl daraus, dass sie ein Fan von Joss Whedons Erfolgsserie „Buffy – Im Bann der Dämonen“ ist. Nicht nur, dass sie sich immer wieder erlaubt, das eine oder andere Handlungselement zu mopsen, sie zitiert auch schamlos aus der Serie oder zieht entsprechende Vergleiche. Inzwischen sind vier Romane erschienen. Wer davon aber nicht genug bekommen kann und die Geschehnisse auch noch anders nachverfolgen möchte, kann nun nach der Hörfassung greifen. Diese umfasst eine Laufzeit von 191 Minuten, die auf drei CDs verteilt wurden. Gelesen wird sie von Gabrielle Pietermann, der deutschen Stimme von Emma Watson alias Hermine Granger.

Die höchst unterschiedlichen Zwillingsschwestern Sunshine und Rayne sind in einem freizügigen Hippie-Haushalt aufgewachsen. Während erstere ein unkomplizierter und lebenslustiger Teenager ist, der Partys und Disco-Musik liebt, kleidet sich die andere schwarz und liebt es, den düsteren Seiten des Lebens zu frönen. Der Zufall will es, dass Sunny – als sie ihre Schwester auf eine Gothic-Party begleitet – von dem Vampir Magnus gebissen und in seinesgleichen verwandelt wird. Rayne, die sich bereits Monate vorher auf diesen Moment vorbereitet hatte, ist nicht gerade glücklich über die Verwechslung, die man nun nicht mehr so einfach rückgängig machen kann. Und auch Magnus schämt sich maßlos über seine Unachtsamkeit. Also muss Sunny wohl oder übel in den sauren Apfel beißen und nach und nach lernen, mit ihrer schleichenden Verwandlung umzugehen. Während sie zunächst eher lustlos den Ratschlägen ihrer Schwester folgt, versucht sie – so lange sie es noch kann –, Freude an den Dingen zu haben, die ihr wichtig sind. Dabei merkt sie, dass es durchaus seine Vorteile hat, wenn man ein Vampir ist. Dank gewisser Pheromone nimmt der Frauenschwarm der Schule, den sie schon so lange angehimmelt hat, Sunny endlich wahr. Aber plötzlich erscheint das alles nicht mehr ganz so wichtig, denn Magnus, der Mann, der sie zum Vampir gemacht hat, ist auch nicht ganz ohne Reiz. Tatsächlich fühlt sie sich immer mehr von ihm angezogen. Deshalb beginnt das irrtümlich verwandelte Mädchen auch zu überlegen, ob sie das überhaupt will, als sich eine Möglichkeit findet, sie wieder in einen Menschen zurück zu verwandeln.

„Jungs zum Anbeißen” ist eine flippige Teenie-Komödie, die überwiegend aus der Perspektive von Sunshine erzählt wird. Das Mädchen nimmt keinen Blatt vor den Mund, was ihre Sicht der Dinge angeht: Wünsche, Hoffnungen und Träume, aber auch Vorurteile und Ängste werden munter reflektiert und durchdiskutiert. Das wirkt besonders lebendig, da Gabrielle Pietermann mit ihrer Stimme genau die Stimmung der Geschichte einfängt und das Kopfkino anspringen lässt. Sie gibt Sunny, die auf dem Papier etwas blass wirkt, eine passende Ausstrahlung, die darüber hinweg täuschen kann, dass die Figur eher etwas oberflächlich ist. Insgesamt kommt man aus dem Schmunzeln nicht mehr heraus, denn die Autorin zitiert augenzwinkernd viele klassischen und modernen Klischees über Vampire. Um so amüsanter wird es dann, wenn Magnus und die anderen Vampire diese Vorurteile immer wieder ad absurdum führen und Sunny gar nicht mehr so recht weiß, wie sie sich eigentlich verhalten soll. Durch die Lesung wird jedenfalls noch deutlicher, dass es Mari Mancusi höllischen Spaß macht, das bisherige Vampir-Bild auf den Kopf zu stellen und immer wieder Reminiszenzen zu literarischen und filmischen Vorlagen einzubringen.

Deshalb kann die Hörfassung uneingeschränkt empfohlen werden, auch wenn man bereits das Buch kennt, denn die Sprecherin verleiht der Geschichte sehr viel mehr Atmosphäre und Kraft.