Star Trek Destiny 1: Götter der Nacht, David Mack (Buch)

Star Trek Destiny 1
David Mack
Götter der Nacht
(Star Trek – Destiny: Gods of Night, 2008)
Übersetzung aus dem Amerikanischen von Stephanie Pannen
Cross Cult, 2010, Taschenbuch, 422 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-941248-83-0

Christel Scheja

Die Taschenbuchserie zu „Star Trek The Next Generation“ hat es bereits vorbereitet, und auch andere Einzelromane wie „Gesetze der Förderation“ ebenfalls darauf zugearbeitet: Die bekannte Galaxis der Menschen, Romulaner, Klingonen und vieler anderer Rassen steht vielleicht vor ihrer schlimmsten Prüfung: Die Borg sind zurück. Und nun wollen sie nicht mehr nur assimilieren, sondern zerstören.

In den letzten Monaten haben sich Captain Picard und die „Enterprise“ mehrfach den Borg stellen müssen, und auch die Erde war bereits wieder in Gefahr. Doch ihre Zerstörung konnte durch den verzweifelten Kampf und den Trickreichtum der Menschen, die bereits mit den Hybridwesen zu tun hatten, und nicht zuletzt dem Opfer einiger weniger, abgewendet werden. Allerdings wird immer deutlicher, dass diese Borg nur die Vorhut einer viel größeren Streitmacht waren. Captain Picard gehört zu denen, die sich bereits mental darauf vorbereiten – im Grunde hat er auch keine andere Wahl, da er sie spüren kann. Dennoch wagt er den Schritt mit Beverly Crusher eine Familie zu gründen und ein Kind zu zeugen, auch wenn es vielleicht in eine ungewisse Zukunft geboren wird.

Dann ist es so weit. Zu Beginn des Jahres 2381 werden immer wieder Borg-Kuben gesichtet. Sie beginnen ihr Zerstörungswerk auf den äußeren Planeten der Förderation und arbeiten sich langsam vor. Die Sternenflotte wird in Alarmbereitschaft versetzt und an bestimmten Punkten zusammengezogen, um die Verteidigung der inneren Planeten vorzubereiten. Die „Enterprise“ leistet derweil Rettungsarbeit, da ihre Transphasentorpedos die einzige Waffe sind, die die Schiffe der Borg zerstören können. Sie versuchen, die bedrohten Planeten und ihre Bevölkerung zu retten so gut sie können – aber nicht immer kommen sie rechtzeitig genug, um die Feinde aufzuhalten.

Der Rückruf trifft auch Captain Ezri Dax von der „U.S.S. Aventine“, die auf einem zerstörten Planeten ein Sternenschiff der Menschen aus dem 22. Jahrhundert vorgefunden hat, dass aufgrund seines Antriebs gar nicht so weit hätte kommen können: die „Columbia“. Doch sie nimmt sich noch die Zeit, einen weiteren Blick auf das Schiff zu werfen, das schlafende Geister weckt.

Fernab der Föderation erfährt die „U.S.S. Titan“ von den Vorkommnissen und macht sich ebenfalls auf den Rückweg. Dabei muss Captain Riker seine persönlichen Probleme zurückstellen. Seine Ehe mit Deanna Troi steht vor einer schmerzhaften Zerreißprobe, da sie erfahren muss, warum jede ihrer Schwangerschaften in einer Katastrophe enden könnte. Und schließlich entdecken sie einen Planeten, der sie nicht nur durch sein außergewöhnliches Aussehen aufhält...

„Götter der Nacht“ ist der Auftakt der „Destiny“-Trilogie. Das merkt man ganz deutlich in den vier großen Handlungssträngen, die das Buch durchziehen. Es gibt nicht nur ein Wiedersehen mit den bekannten Helden, man lernt auch die Personen besser kennen, die die Stellen eingenommen haben, die vakant geworden sind. Beziehungen wurden weiterentwickelt um deutlich zu machen, dass die Zeit nicht stehenbleibt, und neue geschaffen. Gerade diese persönliche Seite zeichnete ja auch die Serie aus. Sie erinnern daran, dass Picard, Riker und Co. nicht nur Bilderbuchhelden sind, sondern auch Menschen mit Ängsten, Sorgen und Nöten, die sie in bestimmten Momenten schwach machen und zu falschen Entscheidungen zwingen können. Nach und nach wird das Szenario aufgebaut, die Borg steigen von einer vagen Bedrohung zu direkten Feinden auf, deren Genozid-Feldzug nun deutlichere Kriegshandlungen verlangen. Aber auch in diesem Moment werden die persönlichen Schicksale nicht vergessen. Allein die Handlungsebene um die „Columbia“ bleibt noch ein wenig undurchsichtig – erst zum Ende hin wird deutlich, dass gerade sie das Schicksal der Menschen nachhaltig beeinflussen könnte.

David Mack gelingt es auf allen Ebenen, die Geschichte sauber und spannend voranzutreiben. Die einzelnen Handlungsebenen sind gut voneinander abgegrenzt und jedes Kapitel so ausführlich, dass man nicht durcheinander kommt. Wer Action und kosmische Geheimnisse vorzieht, wird zwar anfangs über die ausführlichen persönlichen Szenen stöhnen, aber auch diese haben ihren Sinn, geben sie den Entscheidungen der Handlunsgträger mehr Dramatik und lassen das Kopfkino aktiv werden. Letztendlich fühlt man sich in eine Doppelfolge der Serie versetzt, da die Geschehnisse sehr bildhaft und lebendig und überhaupt nicht langatmig geschildert werden. Einige Ausgangsvoraussetzungen mögen vielleicht verwirren, wenn man erst mit „Destiny“ in die Weiterentwicklung des „Star Trek“ Universums einsteigt, aber diese sind nicht so gravierend, dass es schwierig wird, sich einzulesen, sondern machen eher neugierig auf die „The Next Generation“-Serie.

Alles in allem erweist sich „Götter der Nacht“ als gelungener Auftakt der neuen „Star Trek“-Saga, „Destiny“, der all das enthält, was man sich von solch einem Abenteuer wünschen kann – interessante Geheimnisse, die sich nicht sofort enthüllen, ein übermächtiger Feind, der die Helden an die Grenzen ihrer Kraft bringt und lebendige Hauptfiguren, die im Laufe der Handlung viele Facetten ihres Wesens zeigen. Es lohnt sich deshalb nicht nur für absolute Fans, einen Blick in diesen ersten Band der Trilogie zu werfen.