X-Men Sonderband – New Mutants 1: Die Rückkehr (Comic)

Zeb Wells
X-Men Sonderband – New Mutants 1
Die Rückkehr
(New Mutants (vol. 4) 1 – 5: Return of the Legion, Part 1 – 4 + Debrief,, 2009)
Aus dem Amerikanischen von Michael Strittmatter
Titelillustration von Adam Kubert
Zeichnungen von Diogenes Neves, Zachary Baldus, Cam Smith, Ed Tadeo, Norman Lee & Craig Yeung, John Rauch, James Campbell
Panini, 2010, Paperback, 132 Seiten, 14,95 EUR

Irene Salzmann

Die New Mutants haben sich neu formiert und trainieren an der Seite der X-Men. Plötzlich taucht Magic auf, erschöpft und verletzt. Sie berichtet, dass sich Karma und Mirage in großer Gefahr befinden und die Hilfe des Teams brauchen. Cyclops genehmigt die von Cannonball geleitete Mission, an der außer Cannonball Magic, Sunspot und Magma teilnehmen.

Die Gruppe fliegt zu einem kleinen Ort in Colorado, in dem sie von der Bevölkerung überhaupt nicht freundlich empfangen werden. Nachdem sich das Team teilt, entdecken Cannonball und Sunspot Karma: gefesselt und in katatonischem Zustand. Aber auch Magma und Magic finden Karma, doch befindet sich ihr Geist im Körper des Mutanten Legion. In der Geisteswelt seiner multiplen Persönlichkeit bemüht sich Karma, ein kleines Mädchen und dessen Puppe vor Legions bösen Ichs zu beschützen. Eines dieser Ichs übernimmt die Kontrolle von Legions Körper, überwältigt Magic und Magma und dringt in das Gefängnis ein, indem Mirage festgehalten wird, um sie zu töten – aus Rache, weil sie zu der Gruppe gehörte, die ihn einmal heilen konnte. Cannonball und Sunspot können gerade noch dazwischen gehen und das Schlimmste verhindern, aber sie wollen die Gefährtin nicht aus ihrer Zelle befreien, da Mirage ihre Kräfte verloren hat und nach Cannonballs Ansicht hier am sichersten ist. Mirage schäumt vor Wut, wird kurz darauf erneut von Legion attackiert und diesmal von Magma und Magic gerettet. Sogleich greift sie aktiv ins Kampfgeschehen ein, denn Cannonball, Sunspot und Magma können jede Hilfe gegen diesen Feind brauchen. Unterdessen begibt sich Magic in Legions Geist, um dort nach Shan und David Haller, der guten Hauptpersönlichkeit Legions, zu suchen, da diese beiden der Schlüssel zu sein scheinen, um den Amoklauf des wohl gefährlichsten Mutanten der Welt zu stoppen …

Die „New Mutants“ erschienen erstmals von 1982 – 1991, erreichten 100 Bände und liefen dann unter dem Titel „X-Force“ (daraus wurde nach dem dritten Neustart das derzeit aktuelle geheime Team der „X-Men“, das sich der Drecksarbeiten annimmt) weiter. 2003 kam eine zweite Serie mit diesem Titel auf den Markt und brachte es bis 2004 auf 13 Episoden, wurde dann in „New Mutants: Academy X“ umbenannt, das nach 19 Heften 2005 eingestellt wurde. Die Mitglieder vereinten sich als New X-Men oder verteilten sich auf verschiedene X-Teams.

Der vierte Anlauf erfolgte 2009. Zu den New Mutants gehören nun wieder viele der ursprünglichen Mitglieder, darunter Cannonball, Sunspot, Karma, Magic und Magma. Der Status von Mirage muss neu definiert werden, denn seit sie ihre Kräfte verlor, unterrichtet sie als Lehrerin am Xavier-Institut und wird aus heiklen Missionen herausgehalten. Dieser Umstand wirkt sich im vorliegenden Mini-Zyklus „Legion …, die Rückkehr“ auch auf die Beziehung von Cannonball und Mirage aus, denn der Leiter des Einsatzes möchte die Freundin beschützen, diese wiederum fühlt sich unterschätzt und übergangen. Legion hatte seinen ersten Auftritt in „New Mutants“ 25. Er ist der Sohn von Charles Xavier und Gabrielle Haller, ein junger Mann mit großen psychischen Kräften und Krankheiten. „The Age of Apocalypse“ ist sein Werk. Nachdem die Welt, wie sie ursprünglich war, wiederhergestellt werden konnte, hielt man Legion für tot – und nun ist er zurück.

Man muss die ganze Vorgeschichte nicht kennen, um mit dem ersten Band bei „New Mutants vol. 4“ einsteigen zu können, aber wer mit ihr vertraut ist, tut sich leichter mit der Lektüre, da er über die Charaktere und ihre Beziehungen Bescheid weiß und auch die gezielt gesetzten Aha-Effekte erkennt. Das Vor- und Nachwort enthält zwar einige Informationen, doch diese sind nicht wirklich relevant für die aktuelle Handlung. Vordergründig bekommt man ein spannendes, actionreiches Abenteuer serviert. Auf einer zweiten Ebene erfährt man von den Konflikten der jungen Mutanten. Cannonball nimmt seine Verantwortung als Teamleiter sehr ernst und fürchtet sich davor, einen Fehler zu begehen, durch den ein Kamerad sein Leben verlieren könnte. Sunspot sieht alles gelassener, er sehnt sich nach Action und flirtet mit allem, was einen Rock trägt. Magma ist verunsichert, da sie ihre Vergangenheit als Mitglied der Hellions und Freundin Empaths noch nicht verarbeitet hat. Magic, die regelmäßig zwei Gesichter offenbart, ein freundliches und ein diabolisches, bohrt in dieser Wunde. Auch Karma trägt schwer an ihrer Vergangenheit und ihren Erlebnissen auf der astralen Ebene und hütet einige Geheimnisse. Mirage will nicht wegen des Verlusts ihrer Kräfte abgeschoben und mit Glacé-Handschuhen angefasst werden, was eine Auseinandersetzung mit Cannonball zur Folge hat. Noch komplizierter sind die Vorgänge in Legions Geist. Nachdem er über Jahre hinweg die Bewusstseine anderer Menschen absorbierte, muss man ihn als multiple Persönlichkeit betrachten. Das eigentliche Ich hat Probleme, die anderen zu kontrollieren, und wann immer David Haller zurückgedrängt wird, kommt es zu einer Katastrophe. Das Abenteuer endet befriedigend und mit einem Appetithäppchen, das neugierig auf die nächsten Bände macht.

Die Zeichnungen der Episoden 1 – 4 sind sehr ansprechend, realistisch-idealistisch – wie man es von den meisten X-Titeln gewöhnt ist und mag. Teil 5 wurde nicht von Diogenes Neves sondern von Zachary Baldus in einem gänzlich anderen Stil umgesetzt, der weit weniger gefällig ist, aber die Geschmäcker sind verschieden.

Wie auch einige andere Spin Offs („Cable“, „X-Force“ …) erscheinen die „New Mutants“ als „X-Men Sonderband“. Das Paperback beinhaltet fünf Episoden und erfreulicherweise einen relativ abgeschlossenen Mini-Zyklus. Die Story ist spannend, die sympathischen Charaktere sind überzeugend dargestellt, die Nebenhandlung am Ende, die eine weitere Figur von früher zurückbringt, macht Lust auf mehr. Die Illustrationen gefallen und runden das Abenteuer gelungen ab. Der Erwerb von „New Mutants“ 1 ist für eingefleischte Sammler keine Frage, aber auch Neueinsteiger kommen bei diesem Band voll auf ihre Kosten. Knapp 15,00 EUR für rund 130 Seiten gehen in Ordnung.