Steven Savile: Die Jünger des Judas (Buch)

Steven Savile
Die Jünger des Judas
(Silver, 2010)
Übersetzung: Joachim Riefer
Cross Cult, 2018, Taschenbuch, 440 Seiten, 12,00 EUR, ISBN 978-3-95981-507-9 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Ein ganz normaler Werktag in Europa. Mitten am Tag aber beginnt etwas, das die Welt in ihren Grundfesten, ihrem Glauben erschüttern wird. In dreizehn europäischen Städten übergießen sich bis dahin unauffällig lebende Menschen mit Brandbeschleuniger und zünden sich, alle zur selben Zeit, selbst an. Kurz zuvor haben sie noch bei den jeweiligen Medien angerufen und eine kryptische Botschaft verkündet:  40 Tage des Terrors und der Plagen würden beginnen.

In zwei der Metropolen, in Berlin und Rom aber lautete die Botschaft anders. Kurz darauf werden auf die öffentlichen Verkehrsmittel der Deutschen Hauptstadt Anschläge mit Sarin durchgeführt, das Trinkwasser Roms mit Gift verseucht. Die Opfer gehen in die Zehntausende.

Agenten einer geheimen britischen Einheit machen sich auf, die Täter zu verfolgen. Die Spur führt sie über Berlin und Rom in den Nahen Osten. Vor gut zweitausend Jahren veränderte ein Kuss die Welt - Judas Iskariots Tat begründete den Aufstieg der katholischen Kirche zur weltumspannenden Macht. Doch was wäre, wenn Judas bei weitem nicht der Verräter war, als den ihn die Kirche hinstellt, was, wenn der Bruderkuss ihn zum wahren Messias machen würde?

Die Bruderschaft der dreizehn Schreie schickt sich an, die Macht der Kirche zu brechen und ihren Messias, Judas, zu seinem verdienten Platz zu verhelfen - ein Umsturz, der verspricht ebenso blutig wie welterschütternd zu werden…

 

Steven Savile ist dem Leser in erster Linie durch seine Auftragsarbeiten für die Bücher zu TV-Serien wie „Torchwood“, „Primeval“ und „Doctor Who“ sowie seine Beiträge zur „Warhammer“-Reihe bekannt. Mit dem bei Cross Cult vor Jahren zunächst als Hardcover unter dem Titel „Silber“ aufgelegten Roman, beginnt er eine Reihe von Titeln, die sich dem Leser als Synthese aus Verschwörungsthriller à la Dan Brown und Agenten-Knaller in der Nachfolge der „Sigma Force“-Titel von James Rollins anbieten. Anders als bei Dan Brown und dessen mehr oder minder plumpen Nachahmern übernimmt vorliegend die Institution der katholischen Kirche einmal nicht den Part des Bösen. Hier wird sie geschickt als recht hilfloses Opfer der Geschehnisse portraitiert.

Der Roman selbst lebt, ähnlich wie die erfolgreichen Agenten-Thriller, von den packenden Action-Szenen und den sich langsam enthüllenden Rätseln. Hier bietet uns der Autor faszinierende Beschreibungen an. Es wird verfolgt, geschossen, gesprengt und gefoltert was das Zeug hält. Das ist großes Action-Kino für den Kopf, bietet Tempo und Spannung pur. Auffällig ist, dass die Handlungsorte als solches relativ oberflächlich beschrieben werden, dass wir über Tel Aviv, Rom oder Koblenz kaum etwas erfahren. Die Konzentration auf die rasante Handlung zeigt sich auch in der doch flachen Zeichnung der Charaktere. Das sind alles archetypische Gestalten - hier der Nerd, der alternde Geheimdienstchef, der brutale ehemalige KGB-Agent oder die eiskalte israelische Agentin - viel Schein, wenig wirkliches Sein, das uns hier begegnet.

Wer an packenden, tempo- und actionreichen Thrillern Geschmack findet, der erhält hier passendes Lesefutter abseits der Dan Brown’schen Vorgaben. Die Verquickung mit biblischen Themen erweist sich hierbei als ebenso elegant wie faszinierend, wobei die Handlung sehr vordergründig aufgezogen ist und fast an ein Filmbuch erinnert.

Nachdem der Plot selbst in sich nicht abgeschlossen ist, wird der Leser mit Ungeduld auf den zweiten Band warten, der, man mag es nur hoffen, in absehbarer Zeit erscheinen wird.