Edward Lee & John Pelan: Ein Kühlschrank voller Sperma (Buch)

Edward Lee & John Pelan
Ein Kühlschrank voller Sperma
(Splatterspunk: The Micah Hays' Stories, 2016)
Übersetzung: Christian Jentzsch
Titelbild: Dean Samed,
Festa, 2017, Paperback, 332 Seiten, 12,99 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Irgendwo im Süden der USA, hier wo die Welt noch ist wie sie sein soll. Wo sich Menschen tummeln, die zwar arm an materiellen Gütern sind, die aber dafür die Traditionen hochhalten. Traditionen, wie etwa, dass man in einem Trailer lebt, dass man Moonshine aus illegaler Brennerei konsumiert und die Schönheit der Natur schätzt. Dass der Selbstgebrannte die Leber weg ätzt, dass häusliche Gewalt Hochkultur in den Trailerparks hat und die allgegenwärtige Sucht nach Crystal Meth und Crack zu Beschaffungskriminalität ohnegleichen führt, stört das Idyll nur wenig.

Vorhang auf für Deputy Micah Hays. Schon als frischgeborenes Baby hatte er eine Latte von stolzen 12 Zentimetern, die sich jetzt, im stolzen Mannesalter, zu wackeren 26 Zentimetern gemausert haben. Und diese 26 Zentimeter nutzt unser Hilfssheriff mehr als ausgiebig, um sie in alle Löcher zu stecken, die ihm über den Weg laufen. Seine Erlebnisse erzählt er dann, in seiner unnachahmlichen Art und Weise, seinem Chief Kinion während der gemeinsamen Ermittlungen. Und diese haben es in sich, begegnet unser Duo doch unter anderem Werwölfen, Abkömmlingen aus der Hölle und Abgesandten einer fremden Macht...


In diesem Frühwerk Lee’scher Erzählkunst, für die der Meister des Extreme Horror sich die Mithilfe von John Pelan gesichert hat, treffen wir schon auf einen Erzähler, der sich sehr genau überlegt, worüber er schreibt. Schund und Schmutz, Pornographie, ekelerregende Beschreibungen des gewalttätigen, brutalen, schweinischen Akts, eben das, wofür Lee inzwischen gefeiert wird, hat er damals ausprobiert und in mit Prolog und Epilog sieben Novellen ausgearbeitet.

Die übernatürlichen Elemente sind eher rar gesät, im Zentrum der Geschichten steht die plakative Darstellung des vulgär-perversen Akts. Dabei muss der Leser, so ihn nicht die Übelkeit angesichts der plastisch beschriebenen genitalen Erkrankungen der kopulierenden Paare überfällt, so manches Mal ob der unfreiwilligen Situationskomik der geschilderten Erlebnisse grinsen, ja lauthals rauslachen. Zu komisch wirken so manches Mal die prahlerischen Schilderungen unseres Erzählers, zu übertrieben und unglaubwürdig die Situationen - oder, vielleicht ist das alles bei den Rednecks im Süden der Staaten ja doch möglich… Edward Lee sollte es eigentlich wissen.