Robin Hobb: Die Gabe der Könige - Die Chronik der Weitseher 1 (Buch)

Robin Hobb
Die Gabe der Könige
Die Chronik der Weitseher 1
(Assassin’s Apprentice, 1995)
Übersetzung: Eva Bauche-Eppers
Karte: Andreas Hancock
Penhaligon, 2017, Paperback mit Klappenbroschur, 505 Seiten, 15,00 EUR, ISBN 978-3-7645-3183-6 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Schon seit Mitte der 90er Jahre gehört Robin Hobb zu den weltweit bekannten Autorinnen. Nicht wenig zu ihrem Erfolg trug auch die „Weitseher“-Trilogie bei, die in den letzten zwanzig Jahren in Deutschland bei drei verschiedenen Verlagen erschien. So ist der erste Band der „Chroniken der Weitseher“ zunächst bei Bastei Lübbe als „Der Adept des Assassinen“ erschienen, dann bei Heyne als „Der Weitseher“ und nun gibt Penhaligon eine überarbeitete Neuübersetzung als „Die Gabe der Könige“ heraus.

 

Als Sechsjähriger kommt ein kleiner Junge an den Hof von König Listenreich, der nicht weniger als der Bastard ist, den Thronerbe Chivalric mit einem Bauernmädchen zeugte, während seine eigene Ehe kinderlos bleibt und er wegen des Skandals sogar abdankt. Das Kind wird sogleich dem Stallmeister Burrich zur weiteren Erziehung übergeben, damit dieser den kleinen Fitz-Chicalric zu einem treuen Gefolgsmann heranzieht. Seinen Vater lernt der Junge niemals kennen, stirbt dieser doch bald.

Inmitten der Intrigen am Hofe und doch kaum beachtet, wächst das Kind zu einem begabten Jungen heran, ahnt nicht, dass ihn einige, wie seine „Stiefmutter“ Philia, der jetzige Thronerbe Veritas und auch der König im Auge behalten. Als er alt genug ist, nimmt ihn der geheimnisvolle Chade unter seine Fittiche und bildet ihn in den Künsten aus, die auch er beherrscht.

Wirklich interessant wird der Jugendliche aber erst, als die Gabe des Königshauses in ihm erwacht, ist er doch ein „Weitseher“ wie sie. Doch das ist nicht alles. Da schlummert noch mehr in dem Jungen, Fähigkeiten, die vor allem Burrich massiv zu unterdrücken versucht. Das ändert aber nichts daran, dass Fitz nach und nach immer tiefer in die Ränkespiele am Hof hineingezogen wird, siecht der König doch mehr oder weniger dahin - und Fitz muss sich entscheiden, welchem seiner Onkel er seine Loyalität schenkt…


Man darf nicht vergessen, dass die „Weitseher“-Saga eigentlich etwas älter als „Game of Thrones“ ist, aber gewisse Ähnlichkeiten sind schon zu erkennen. Auch hier dreht sich alles um einen Machtkampf, der meistens hinter den Kulissen geführt wird, auch wenn ein gefährlicher Feind die Küsten bedroht. Allerdings sind einige Prämissen anders, spielt doch auch hier die Magie eine maßgebliche Rolle.

Der erste Band dient jedenfalls dazu, den Helden und seine Welt einzuführen, die Nebencharaktere zu etablieren, die ihn bis zum Ende begleiten werden, seien es nun die Prinzen und die Leute am Hofe, die sich um ihn kümmern, oder die Kinder, mit denen er im Lauf der Zeit Kontakt schließt.
Spannend ist das allemal gehalten, da auch die magischen Gaben von Fitz bald eine wichtigere Rolle spielen als man denkt - ebenso wie die Geheimnisse, die ihn als Kind mehrfach seelisch schwer treffen.

Wie in ihren anderen Romanen spart Robin Hobb nicht mit Beschreibungen und Dialogen, die Geschichte geht daher eher gemächlich voran und konzentriert sich vor allem auf die Figuren, während epische Schlachten, Angriffe der Feinde und magische Auseinandersetzungen eher im Hintergrund bleiben.

Die Figuren bekommen eine Menge Profil und entwickeln sich weiter, trotzdem bewahren einige von ihnen noch genug Geheimnisse, um weiterhin spannend zu bleiben. Gerade weil die Geschichte strikt aus der Sicht von Fitz erzählt wird, bleiben genug Fragen offen, um am Ball zu bleiben.

Man muss zwar Geduld mitbringen, wird aber nicht enttäuscht. Trotz der ausufernden Erzählweise bietet Robin Hobb einen flüssigen und unterhaltsamen Stil, immer wieder neue Hinweise und dramatische Momente, um den Leser zum Weiterlesen zu animieren. Auch schafft sie es immer wieder Klischees und Erwartungen zu durchbrechen, auch schon in diesem ersten Band.

„Die Chronik der Weitseher“  besitzt in „Die Gabe der Könige“ einen unterhaltsamen Auftakt, der vor allem Fans epischer High-Fantasy-Geschichten ansprechen dürfte, in denen die Figuren und Magie eine Hauptrolle spielen, anstatt actionreiche Schlachten und nur vordergründig exotische Szenarien.