Batman 1: Ich bin Batman (Comic)

Tom King, Scott Snyder
Batman 1
Ich bin Batman
Batman: Rebirth 1 + Batman 1-6, 2016)
Übersetzung: Ralph Kruhm
Titelbild: David Finch
Zeichnungen: David Finch, Mikel Janín, Ivan Reis u.a.
Panini. 2017, Paperback, 174 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-7416-0479-9

Rezension von Irene Salzmann

Weil der junge Bruce Wayne den Tod seiner Eltern durch die Hand eines Ganoven erleben musste, wurde er zu Batman - um zu verhindern, dass andere ein ähnliches Schicksal erleiden. Dass er eine junge Familie aus vergleichbarer Situation retten konnte, inspirierte deren Kinder Hank und Claire, Batman nachzueifern und als Gotham und Gotham Girl die Stadt, die ihre Heimat ist, zu beschützen.

Batman weiß, dass die Absichten der Geschwister nobel sind und sie über die Superkräfte verfügen, die für solche Jobs notwendig sind, Kräfte, die ihm fehlen und seine Möglichkeiten begrenzen. Da er nicht überall sein und alles allein schaffen kann, lässt er die Beiden gewähren, stellt sie Commissioner Gordon vor und schickt sie schließlich auf eine Mission, die in einem Desaster endet.

Gotham und Gotham Girl begegnen Professor Strange und Psycho-Pirat, der die jungen Leute manipuliert und sie entsetzliche Angst empfinden lässt. Als Batman eintrifft, sind die Verbrecher und Gotham fort, siebenundzwanzig Soldaten tot und Gotham Girl in ihrer Panik nicht ansprechbar. Ihm ist klar, dass er Gotham aufhalten muss, der immer noch unter Psycho-Pirats Einfluss steht und nach der Ermordung seiner Eltern glaubt, die Stadt sei nicht zu retten, sie sei das wahre Übel für die Menschen und müsse daher zerstört werden.

Es scheint jedoch, als wären nicht einmal Batman und die JLA Gothams Macht gewachsen…


Schon die Inhaltsangabe verdeutlicht, dass der „Rebirth“-Batman ein etwas anderer ist. Nicht länger streift er einsam durch Gotham und hütet seine Geheimnisse inklusive seiner wahren Identität sogar vor Kollegen, stattdessen schart er Helfer um sich, die ihm den Rücken freihalten, ihn mit Informationen versorgen, ihm Arbeiten abnehmen, und er fordert sogar Verstärkung an, wenn alles, was er aufzubieten vermag, immer noch nicht genügt.

Schon immer war Batman ein Stratege, der sich am Liebsten auf sich selbst verlässt. Mittlerweile hat er gelernt, Hilfe anzunehmen und dadurch noch effektiver seine Missionen zu erledigen. Den Personen in seinem Umfeld schenkt er sein Vertrauen, sehr schnell sogar zwei neuen Helden - natürlich nachdem er ihre Identitäten überprüft hat. Durch dieses Verhalten erscheint er reifer, vorausschauender und bei aller Härte menschlicher.

Tatsächlich gibt es Einiges, das Batman und die Geschwister verbindet: Bruce Wayne verlor seine Eltern bei einem Raubüberfall; ein solcher wäre auch der vierköpfigen Familie fast zum Verhängnis geworden. Sie alle wollen das Verbrechen eindämmen und den Menschen helfen. Sie identifizieren sich mit ihrer Stadt, darum auch der Titel „Ich bin Gotham“.

Allerdings weiß Batman, dass Gotham ein grausames Pflaster ist, er nicht jede Untat verhindern kann, für jeden gefassten Schurken ein neuer auftaucht, viele Menschen feige, schwach und undankbar sind, die Stadt trotz größtem Einsatz nicht verändert, nicht gerettet werden kann. Gotham, weniger Gotham Girl, die ihrem älteren Bruder in allem folgt, hingegen ist jung, naiv, von sich und seiner Aufgabe überzeugt, aber Psycho-Pirats Beeinflussung und der Mord an seinen Eltern brechen ihn, die Stadt bricht ihn, und auf das, was er zuvor liebte, projiziert er nun seinen Hass.

Es wäre auch viel zu schön gewesen, um wahr zu sein, wenn das gelungene Team-up mit Gotham und Gotham Girl von Dauer gewesen wäre, wenn das, was sich schnell einspielte, Bestand gehabt hätte. Allerdings hätte die Stadt dann zwei Helden im Format von Superman und Wonder Woman bekommen, die mit wesentlich weniger Aufwand als Batman sehr viel gefährlichere Gegner hätten überwältigen können. Damit wäre jedoch, was gerade die „Batman“-Titel so spannend macht, nämlich das Agieren von ganz ‚normalen‘ Helden, die keine Kräfte besitzen und mächtige Schurken mittels Verstand, Muskelkraft und High-Tech-Equipment besiegen müssen, kein Thema mehr.

Natürlich fragt sich der Leser, wie die jungen Erwachsenen ihre Kräften erlangt haben, schließlich sind sie keine Mutanten, und auch Kraftringe („Green Lantern“), magische Worte (Shazam“) und dergleichen findet man selbst in Gotham nicht mal eben im nächsten Discounter. Die Erklärung erfolgt erst in Episode 6, und wie bei solchen Dingen üblich, ist damit auch ein hoher Preis verbunden. Hat man zufälligerweise „Titans“ 2 gelesen, spekuliert man prompt, ob es einen Zusammenhang gibt.

Das Drama nimmt seinen Lauf, und die Geschichte von Gotham und Gotham Girl ist (vorläufig) zu Ende. Das gilt jedoch nicht für die Storyline, die im nächsten Band fortgesetzt wird, denn einige Fäden blieben lose. Hinter all dem, was zuletzt in Gotham geschah, steckt mehr, als es zunächst den Anschein hatte, und Batman will Antworten.

Die packende Story von Tom King („Grayson“, „The Omega Men“) und Scott Snyder („Swamp Thing“, „Superman Unchained“) mit den reizvollen Charakter-Zeichnungen werden unterstützt von großartigen Illustrationen, die teils von David Finch („Aphrodite IX“, „The Darkness“), teils von Mikel Janín („Justice League Dark“, „Batman Eternal“) und Ivan Reis („Green Lantern“, „Aquaman“) stammen. Die Protagonisten sind ausnahmslos attraktiv und werden realistisch-idealistisch dargestellt, die Panels sind größtenteils sehr detailreich.

Der Band schließt mit einer mehrseitigen Cover-Galerie. Leider entdeckt man bloß den Hinweis, dass die Original-Cover der Hefte von David Finch und Mikel Janín geschaffen wurden; die übrigen Künstler finden keine Erwähnung. Mit etwas Glück kann man vielleicht den einen oder anderen im Bild befindlichen Namen/Kürzel entziffern.

„Batman“ 1 beinhaltet die ersten sieben Bände der Serie nach dem „Rebirth“-Neustart. Das Publikum darf sich freuen, eine rasante und tragische Story in einem Stück zu erhalten, und die äußerst ansprechenden Illustrationen setzen dem Lesevergnügen noch das I-Tüpfelchen drauf. Ein interessanter, überzeugender Anfang, der neugierig auf das Kommende macht.