Matthew Reilly: Das Turnier (Buch)

Matthew Reilly
Das Turnier
(The Tournament)
Übersetzung: Manfred Sanders
Titelillustration von Dean Samed
Festa, 2017, Paperback, 408 Seiten, Euro 13,99, ISBN 978-3-86552-564-2 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Wir schreiben das Jahr des Herrn 1546. Das Osmanische Reich unter Sultan Süleyman dem Prächtigen weitet seinen Einfluss immer weiter aus. Die moslemischen Truppen halten Buda besetzt, es wird lautstark über eine erneute Belagerung Wiens nachgedacht. Von Konstantinopel aus ergehen rote Sendschreiben an die königlichen Höfe Europas. In diesen lädt der Sultan zu einem Turnier.

Ein jeder Monarch soll den besten Schachspieler seines Landes entsenden, um in der Hagia Sofia den Meister des Spiels zu ermitteln. Daneben enthalten die Briefe eine Drohung. Die Monarchen Europas können wählen: Gold für ihre Sicherheit, oder eine drohende Invasion.

Auch Heinrich VIII. entsendet einen Vertreter. Begleitet wird dieser von dem Gelehrten Roger Ascham und Heinrichs Tochter aus der Ehe mit Anne Boleyns, der 13jährigen Elisabeth.

Kaum in der Stadt am Bosporus angekommen, und noch bevor das Turnier beginnt, wird ein Abgesandter des Papstes im Topkapi-Palast ermordet aufgefunden. Der Sultan bittet, nach Empfehlung Michelangelos, Ascham um Nachforschungen nach Motiv und Täter. Begleitet von seiner Schülerin macht sich der Gelehrte auf, das Verbrechen, dem bald weitere Morde folgen, aufzuklären…

 

Was ist das für ein Roman, den der Festa Verlag hier als zweiten Band von Action-Thriller-König Matthew Reilly vorlegt?

Statt wahnwitziger Action Nonstop erwartet uns das Bild der Perle des Bosporus’, die Wiege der modernen Zivilisation und der Machtzentrale des Osmanischen Reiches. Verpackt in die faszinierende Kulisse des Orients im 16. Jahrhundert lässt der Autor nicht nur die Zeit und ihre Figuren auferstehen, er präsentiert uns auch die faszinierende Suche nach dem Who Did It.

Ausgehend von der aufgeweckten Erzählerin, der jungen Elisabeth lang vor ihrer Thronbesteigung, lässt er die Welt Konstantinopels in all ihrem kulturellen wie materiellen Reichtum, aber auch der Perversionen und Dekadenz der Zeit aufleben. Sodomitische katholische Priester die damals, nicht anders als in unserer Zeit, männlichen Kindern zugetan waren, die Welt der Harems, Opiumpfeifen und Orgien nehmen hier Gestalt an.

Inmitten dieser Ausschweifungen die puritanische Elisabeth und ihr sittenstrenger Lehrer, die sich mit Verve an die Aufklärung der Verbrechen machen.

Das ist nicht nur ein auch in Einzelheiten faszinierendes, farbenprächtiges Sittengemälde, das hat auch etwas von einer Agatha-Christie-Geschichte - verfolgen wir doch gebannt mit, wie sie die Indizien und Hinweise sichten und einordnen, um dem Täter auf die Spur zu kommen.

Auch wenn der Autor für seine Verhältnisse, bildlich gesprochen, mit angezogener Handbremse schreibt, man atemlose Action-Szenen vergebens sucht, überzeugt der Plot und dessen Auflösung. Reilly konzentriert sich auf die Darstellung der historisch überzeugend dargestellten Welt, mischt diese Darstellung mit einem Detektiv-Plot und löst das Ganze ebenso überraschend wie in sich logisch auf.