Gruselkabinett 128: Der Streckenwärter, Charles Dickens (Hörspiel)

Gruselkabinett 128
Der Streckenwärter
Charles Dickens & Marc Gruppe (Script)
Sprecher: Matthias Lühn, Bodo Primus u.a.
Titelbild: Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2017, 1 CD, ca. 44 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-5560-0

Rezension von Christel Scheja

Charles Dickens hat sich eigentlich mit Romanen in ganz anderen Genres einen Namen gemacht, aber auch eine der bekanntesten phantastischsten Weihnachtsgeschichten geschaffen. Deshalb ist es auch kein Wunder, wenn es auch die eine oder andere Gruselstory aus seiner Feder gibt, wie „Der Streckenwärter“ beweist.

 

Seit dem ersten Bau von Eisenbahnen und Schienenstrecken gibt es auch das Amt des Streckenwärters, und gerade in diesen frühen Tagen der Industrialisierung haben diese Männer eine große und schwere Aufgabe zu bewältigen. Doch manche erleben dabei auch das Grauen. Das ist dem Wanderer nicht bewusst, der nach einer langen Wanderung Einkehr in einem entlegenen Streckenhäuschen in der Nähe eines eindrucksvollen Tunnels sucht und den Bewohner eher erschreckt als erfreut. Warum der Mann eher verschlossen und eingeschüchtert wirkt, davon bekommt er erst viel später eine düstere Ahnung.


„Der Streckenwärter“ ist eine der Geschichten, die ihren Gruselfaktor erst spät entwickeln, weil sie zunächst eine ganz normale Situation beschreiben und dann nach und nach das Grauen einfließen lassen. Aus der Sicht eines Wanderers, der keine Ahnung von den Dingen hat, die auf der entlegenen Strecke vor sich gehen, darf der Zuhörer erst nach und nach erfahren, was eigentlich los ist.

Die Geschichte wirkt durch die wenigen Sprecher eher wie ein Kammerstück, ist aber deswegen nicht weniger eindrucksvoll als die mit einem größeren Cast. So kommt den Figuren ein wenig mehr Raum zugute, in dem sie sich entwickeln und nach und nach ihre Ängste enthüllen können.

Musik und Sound-Effekte machen auch diesmal sehr viel aus, sie sorgen dafür, dass der doch eher ruhigen und manchmal sogar etwas behäbigen Geschichte nicht die Puste ausgeht, sondern eher die Spannung bewahrt, so dass man bis zum Ende mitfiebern und sich seine Gedanken machen darf - gerade wenn man sich darauf einlassen kann.

Das macht „Der Streckenwärter“ zu einem soliden und gut hörbaren Teil der „Gruselkabinett“-Reihe, der vielleicht nicht mit allzu viel Aktion punktet, wohl aber mit einer sehr stimmigen Atmosphäre.