Gruselkabinett 127: Die Fakten im Fall Valdemar, Edgar Allan Poe (Hörspiel)

Gruselkabinett 127
Die Fakten im Fall Valdemar
Edgar Allan Poe & Marc Gruppe (Script)
Sprecher: Helmut Winkelmann, Rolf Berg, Tom Raczko, Peter Weis u.a.
Titelbild: Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2017, 1 CD, ca. 70 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-5559-4

Rezension von Christel Scheja

Ist es Zufall oder Absicht, dass „Die Fakten im Fall Valdemar“ zeitgleich mit „Kalte Luft“ erscheint? Denn in beiden Hörspielen geht es um die Verlängerung des Lebens, auch wenn die Herangehensweise von Edgar Allan Poe (1809-1849) deutlich anders ist, wie man sehr schnell merkt.

 

Doktor Pelham ist ein wissenschaftlich interessierter und neugieriger Arzt. Er stellt fest, dass bisher kein Mensch im Moment seines nahenden Todes hypnotisiert worden ist und überredet so seinen besten Freund und Patienten Ernest Valdemar, sein Versuchsobjekt zu sein. Der langsam an Schwindsucht dahinsiechende Mann stimmt nur unter einer Bedingung zu. Er kann dem Arzt vorher eine Geschichte erzählen, die er nie zuvor einer anderen Person anvertraut hat - denn sie enthüllt ein schreckliches Verbrechen…


Es kommt nicht das erste Mal vor, dass Marc Gruppe zwei Kurzgeschichten des Autors zu einer verbindet. Aus diesem Grund ist in die Rahmenhandlung von „Der Fall Valdemar“ auch die Erzählung um „Das verräterische Herz“ eingebettet, das gerade im Mittelteil für die nötige Spannung und Abwechslung sorgt.

Die Geschichte mag wissenschaftlich angehaucht sein, behandelt das Mysterium des Sterbens aber auch mit einer gewissen morbiden und phantastischen Faszination. Diesmal lebt das Geschehen von den vielen Monologen und Dialogen, die die Handlung überhaupt erst vorantreiben und alles vorstellbar genug machen, um das entsprechende Grauen zu erwecken.

Die Sprecher sind tatsächlich mit viel Sorgfalt ausgesucht worden, denn sie wissen ihre Rollen gekonnt auszufüllen und den Figuren das notwendige Leben zu geben, um den Zuhörer genug zu fesseln.

Musik und Geräuschkulisse tun das Übrige dazu und lassen schnell vergessen, dass die Spannung und das Grauen vor allem durch die Phantasie entsteht und weniger durch offensichtliche Action oder Schockeffekte. Und im Grunde ist das Thema Sterben genau so unerforscht wie heute, so dass es spannend bleibt.

Das alles macht „Die Fakten im Fall Valdemar“ zu einem durchaus gelungenen Hörspiel der „Gruselkabinett“-Reihe, das zeigt, wie frühere Autoren ihre Leser zum Gruseln bringen konnten und mit welcher Phantasie sie Wissenschaft und das Übersinnliche zusammen brachten.