Walter Moers: Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr (Buch)

Walter Moers
Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr
Innenillustrationen: Lydia Rode
Knaus, 2017, Hardcover, 334 Seiten, 24,99 EUR, ISBN 978-3-8135-0785-0 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Ein neues Buch von Walter Moers - ein Grund für Fans, Leser und Buchhändler gleichermaßen zu jubeln. Die Druckereien fahren Sonderschichten, im Verlag knallen die Korken - eigentlich. Ursprünglich stand mit dem „Schloss der träumenden Bücher“ ja die Fortsetzung des letzten Zamonien-Romans aus - und steht noch - da der Meister, nachdem schon Gerüchte um seinen Gesundheitszustand die Runde machten, sich lieber neuen Ufern zuwandte.

Trotzdem oder gerade deshalb warteten die Leser ungeduldig auf den neuen Moers. Dass das Buch in unterschiedlichen Farben gedruckt und farbig illustriert ist, ist der Käufer Moer’scher Prachtwerke der bibliophilen Art ja gewohnt. Dass der Meister allerdings die Zeichnungen nicht selbst beisteuert sondern Lydia Rode, ist bemerkenswert.

Dass Fans und Leser dann Lektüre des Buchs allerdings in Klagen ausbrechen, das gab es meines Wissens noch nie. Kein Zamonien-Roman, keine Handlung, der Wortwitz sei aufgesetzt, ja übertrieben, die pointierten Anspielungen wirkten gekünstelt - so nur ein paar Leser-Stimmen.

Dummerweise haben diese nicht unbedingt unrecht in ihrem harschen Urteil. So gediegen und prächtig die bibliophile Ausstattung des Bands auch ist, der Inhalt wird jeden Zamonien-Freund verstört und verzweifelt zurücklassen.

Sicherlich, die Geschichte der nicht schlafen könnenden Prinzessin, die von einem Alptraumwesen heimgesucht und in ihr eigenes Gehirn geführt und entführt wird, lässt immer wieder einmal Moer’sche Erzählkunst aufblitzen. Da gibt es Wortschöpfungen zuhauf, verrückte Einfälle, skurrile Kreaturen - doch wo bleibt die vor Orm nur so strotzende Geschichte?

Der Beginn zieht sich - vor- und nachsichtig ausgedrückt - etwas hin, dumm, dann, dass es nicht wirklich viel besser wird.

Es fehlt dem Buch einfach an einer fesselnden Geschichte! Eigentlich hatten Autor und Illustratorin vorgehabt, nur eine Kurzgeschichte zusammen zu schaffen, in der die tückische Krankheit auf ebenso lustige wie tiefgründige Weise beleuchtet werden sollte.

Dass aus dem ambitionierten Projekt ein Roman wurde, ist die Krux des Ergebnisses.

So wunderbar die Illustrationen und die Wortschöpfungen auch sind, sie tragen kein ganzes Buch. Dazu kommt, dass die Leser einen Zamonien-Roman erwartet haben und sich jetzt, ob des doch einengenden Handlungsortes des Gehirns, zunächst verwundert, dann ungeduldig und später enttäuscht die Augen reiben.

Zwar blitzt immer einmal wieder die sprachliche wie imaginäre Genialität Moers’ auf, bieten sich die Aquarell-Zeichnungen bestechend dar, und ist das Buch handwerklich vorbildlich gestaltet, doch wurde es schlicht falsch angepriesen und vermarktet.