Trigan 6: Die drei Prinzen (Comic)

Mike Butterworth
Trigan 6
Die drei Prinzen
(The Three Princes)
Titelillustration und Zeichnungen: Don Lawrence
Übersetzung: Susanne Picard, Uwe Peter
Panini, 2016, Hardcover, 72 Seiten, 15,99 EUR, ISBN 978-3-95798-813-3

Rezension von Irene Salzmann

Trigo und Ursa, das Herrscherpaar des Triganischen Imperiums, werden Eltern von Drillingen. Da dies ein schlechtes Omen ist und man befürchtet, dass Neid und Verrat die Thronfolge überschatten und dadurch das Reich ins Chaos stürzen werden, wählt Trigo willkürlich einen seiner Söhne als Nachfolger aus, und die beiden anderen sollen getötet werden. Salvia, die Tochter des Wissenschaftlers Perik, bringt es jedoch nicht über sich, die unschuldigen Kinder zu ermorden und überantwortet sie einer Nomadin, die die Jungen wie ihre eigenen aufziehen will.

Die Jahre vergehen, und der kleine Argo wächst heran von einem boshaften, ungebärdigen Kind zu einem ehrgeizigen jungen Mann, der jedoch ganz unter dem Einfluss eines seiner Lehrer steht. Was niemand ahnt, ist, dass Thringa ein Alien ist, dessen Schiff auf Elekton havarierte und der danach strebt, durch Argo alle Reiche zu unterwerfen und der heimliche Herrscher des Planeten zu werden.

Auf Thringas Befehl ermordet Argo erst den eigenen Vater, dann seinen Großvater, König Kassar von Herikon, und beginnt, die Länder der Verbündeten einzunehmen. Hilflos müssen Janno und seine Freunde Keren und Roffa diesem Treiben zusehen, denn wer aufbegehrt, wird versklavt oder umgebracht. Dann kommt ihnen der Zufall zu Hilfe, denn Rilla und Nikko tauchen in der Stadt auf und werden von Salvia als Argos Brüder erkannt. Sie bringt die beiden zu der kleinen Gruppe Verschwörer, die daraufhin Argo durch Rilla ersetzt, doch ein unzufriedener Bürger richtet seine Waffe auf den jungen Herrscher.

Derweil soll Argo von Janno ins Exil gebracht werden, doch Thringa schleicht sich an Bord des Flugzeugs. Janno wird niedergeschlagen, und Argo beginnt ein Flieger-Duell mit seinem einstigen Ausbilder Roffa, das nur einer überleben kann.


Diesmal lässt Mike Butterworth etliche Jahre vergehen. Trigo und sein Bruder Brag haben graue Schläfen, und Ursas Rolle ist mit der Geburt dreier Söhne ausgespielt. Zwar stirbt sie nicht, aber sie taucht nicht mehr in der Handlung auf. Janno und seine Freunde scheinen nicht gealtert, wohingegen die drei Prinzen wie eine etwas jugendlichere Version von Janno wirken, was ihnen insofern zum Verhängnis wird, dass auch sie, sofern sie am Leben bleiben, aus der Handlung verschwinden.

Dadurch bilden sich Lücken in der Geschichte, die man offensichtlich als vernachlässigbar erachtete, vielleicht weil man davon ausging, dass selbst die regelmäßigen Leser im Laufe der Zeit solche Details vergessen oder sie als unwichtig empfinden. Durch diesen Trick bleibt die Gruppe der Hauptcharaktere/Helden überschaubar, und es gibt auch keine Verwechslungen ob ihrer Ähnlichkeit.

„Die drei Prinzen“ ist die längste Story der „Trigan“-Reihe und setzt sich eigentlich aus mehreren - fünf - Handlungsbögen zusammen: Zunächst wird geschildert, wie Argo unter Thringas Einfluss nach der Krone greift, seinen Vater und alle beseitigt, die ihm beziehungsweise Thringa in die Quere kommen könnten.
Trigos verbliebene Getreuen nehmen den Kampf gegen den Feind im Innern für die Freiheit der Triganer und aller anderen Völker auf, an dessen Ende es eine große Überraschung gibt.
Da Herikon nach der Ermordung von König Kassar keinen Herrscher mehr hat, die freundliche Beziehungen der Reiche jedoch wiederhergestellt werden konnten, soll Nikko als potentieller Nachfolger Trigos dort die Krone tragen. Auf der Reise erleben der Prinz, Janno, Keren und Roffa zwei Abenteuer; in dem einen bekommen sie es mit einem Riesen, in dem anderen mit einem Menschenjäger zu tun.
Abschließend wird Nikko von herikonischen Verrätern durch Strahlung in einen senilen, alten Mann verwandelt, der als ihre Marionette dienen soll, doch mit etwas Hilfe kann das Komplott aufgedeckt werden.

Immer wieder entdeckt man vertraute Motive aus Literatur und Film, ob es nun das Alien ist, welches Gedanken manipulieren kann, ein tödliches Duell über den Wolken, die Anspielung auf „Gullivers Reisen“ beziehungsweise „King Kong“ oder eine mysteriöse Strahlung, mit der man jemanden rapide altern lassen oder verjüngen kann. Anfangs stehen die Protagonisten dem Problem hilflos gegenüber, aber mutig suchen sie nach einem Ausweg, ändern aufgrund neuer Erkenntnisse ihre Strategie oder erhalten etwas Unterstützung von deus ex machina. Dabei entwickeln sie sich weiter, was hier insbesondere für Nikko gilt.

Etwas merkwürdig mutet allein die, bei allem Fortschritt, zeitweilig sehr archaische Gesetzgebung an, welche verlangt, dass zum Beispiel bei Mehrlingsgeburten nur ein Kind am Leben bleiben darf, dass ein angebliches Unrecht Aug‘ um Aug‘, Zahn um Zahn vergolten wird, selbst wenn ersichtlich ist, dass daraus Unheil entstehen wird (Band 3), oder dass harte Strafen wie Einkerkerung, Zwangsarbeit und Tod verhängt werden, selbst wenn die Schuld gar nicht feststeht. Während die Forschung vorangetrieben wird, bleiben die Gesetze unangetastet und barbarisch - ein Schwachpunkt.

Zusammenfassend darf man sagen, dass ständig etwas passiert, es keinerlei Leerlauf gibt, überraschende Wendungen für fortwährende Spannung sorgen - und der Leser, sofern er Spaß an der (den) Comic-Serie(n) aus den Jahren 1965 bis 1982 hat, sehr gut unterhalten wird.

Ein Glanzstück sind natürlich die Illustrationen von Don Lawrence, die ganz ohne Bearbeitung am PC oder den Einsatz von Rasterfolie auskommen. Zeichnungen wie die seinen sind einfach eine Augenweide.

Sehr schön ist auch die Gestaltung der Sammler-Edition: Hardcover-Album, Kunstdruckpapier, vollständige (soweit vorhanden) Geschichten, interessante Hintergrundinformationen, Abbildungen von Alternativtitelbildern.

Für „Trigan“-Fans (und die Freunde älterer SF-Comics), die schon immer die komplette Sammlung ihr Eigen nennen wollten, eine sehr empfehlenswerte Edition.