Ronald Malfi: Cradle Lake (Buch)

Ronald Malfi
Cradle Lake
(Cradle Lake, 2013)
Übersetzung: k.A.
Voodoo Press, 2015, Taschenbuch, 302 Seiten, 13,95 EUR, ISBN 978-3-902-802-21-7 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Das Leben kann hart sein, grausam und ungerecht. Alan Hammerstun hat seine Liebe in der aus der Provinz stammenden Heather gefunden. Zusammen haben sie sich im Big Apple ein Leben und eine gemeinsame Zukunft aufgebaut - zum ganz großen Glück fehlt nur noch eines: Nachwuchs. Zweimal wurde Heather Schwanger, zweimal verlor sie ihr ungeborenes Kind. Die anschließenden Depressionen führten dazu, dass sie sich die Handgelenke über der Badewanne öffnete.

Alan fand sie gerade noch rechtzeitig. Doch auch ihm ist klar, dass er nicht immer und pausenlos Wächter spielen kann. Als Dozent für englische Literatur muss er seinen Unterricht halten, kann nicht immer an der Seite seiner manisch-depressiven Frau weilen. Da scheint es ein Wink des Schicksals zu sein, dass ein Onkel, den Alan kaum gekannt hat, ihm sein Haus in den Great Smokey Mountains im malerischen North Carolina vermacht. Hier, weitab von all der Hektik, dem Stress der Großstadt können sie ihre Beziehung neuen Schwung geben, an glücklichere, unbeschwertere Zeiten anknüpfen und wieder richtig zueinander finden.

Doch schon kurz nach ihrem Einzug bemerkt Alan Ungewöhnliches. Er stößt hinter seinem Haus auf einen Steinpfad, in dem merkwürdige, nachts leuchtende Zeichen eingemeißelt wurden, der zu einem kleinen, malerisch gelegenen See führt. Als kurz darauf ein kleiner Junge von einer Ortsfremden angefahren und schwer verletzt wird, ist Alan der Einzige der 911 wählt und den Rettungswagen alarmiert. Die Anwohner kümmern sich auf ihre ganz eigene Art und Weise um ihn. Sie tragen den Jungen zum See - das Wasser heilt dessen Wunden.

Ein Wunder, ein Wasser, das heilt und das von den Anwohnern eifersüchtig gehütet wird. Könnte das Nass vielleicht auch Heather heilen - und was wäre der Preis dafür?


Ich habe Malfi erst relativ spät für mich entdeckt. Die drei Romane, die ich bislang vor vorliegendem Buch von ihm gelesen habe bewiesen aber, dass hier ein Autor seine Stimme erhebt, dem zuzuhören, respektive zu lesen die Zeit mehr als wert ist. Er kann nicht nur erzählen, er weiß auch zu schreiben und seine Figuren zu charakterisieren. Das geht zumeist ein wenig zulasten des Tempos, erstaunlicherweise ist dies aber nicht weiter schlimm, da die Figuren den Leser so in ihren Bann ziehen, dass dies eine anfängliche Handlungsarmut ausgleicht.

Auch wenn der Plot des vorliegenden Werks per se nun nicht unbedingt innovativ oder gänzlich neu erscheint, spielt Malfi auch hier seine Stärken aus. Zwar konzentriert er sich vorliegend auf einige wenige Figuren, denen er dann aber umso genauer folgt. Plastisch nehmen diese Gestalt an, kann man als Leser ihre Motivation jederzeit nachvollziehen.

Im Verlauf der Handlung nimmt das unheimliche Element, zunächst unmerklich, dann deutlicher werdend immer mehr zu. Dass diese ihre Auswirkungen insbesondere bei Alan hinterlassen ist einsichtig und wird glaubwürdig umgesetzt.

So ist dies einmal mehr ein Roman, der zunächst auf leisen Sohlen daherkommt. Der Autor konzentriert sich auf seine wenigen Handelnden, porträtiert diese geradezu minutiös und umgibt sie mit einer im Verlauf der Handlung zunehmend beklemmender werdenden Umgebung. Sobald die Handlung Fahrt aufgenommen hat, ist sie und damit der Lesefluss kaum mehr zu stoppen.

Einmal mehr beweist Malfi, dass er zu den derzeit überzeugendsten Autoren der Weird Fiction zählt.