Daniel Illger: Das Gesetz der Schatten - Skargat 2 (Buch)

Daniel Illger
Das Gesetz der Schatten
Skargat 2
Hobbit Presse, 2016, Paperback mit Klappenbroschur, 608 Seiten, 17,95 EUR, ISBN 978-3-608-94969-8 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Mykar ist es nicht gelungen, seinen Freund Cay, der einzige Mensch, der jemals gut zu ihm war, zu retten. Infolgedessen will er Rache an Rudrick von Nordwiesen nehmen, der die Schuld an diesem und vielen anderen Toten trägt. Allerdings ist Rudrick längst kein Mensch mehr. Die Morde und sein eigenes Ableben haben ihn zu etwas viel Mächtigerem werden lassen, und selbst das ist ihm nicht genug.

Er macht dem Schwarzen Jäger die Rolle des Anführers der Horde streitig, doch auch dieses Streben ist bloß ein Weg zu seinem eigentlichen Ziel.

Um herauszufinden, wie Rudrick und andere gefährliche Kreaturen beseitigt werden können, begibt sich Mykar, nur begleitet von Danje beziehungsweise dem Schädel der ermordeten Hexe, auf eine weite Reise. Er soll jemanden töten, und der Lohn dafür sind die Informationen, die Mykar begehrt.

Unterdessen erfahren Vanice, Justinius und Scara, deren Wege sich aufgrund verschiedener Umstände getrennt haben, dass nicht Rudrick sondern ein wesentlich gefährlicherer Feind aufgehalten werden muss, der mit Hilfe seiner willigen Diener in die Welt der Menschen zurückkehren will. Außerdem erlebt Vanice eine große Überraschung.


Nachdem im ersten Roman allerlei Konflikte aufgebaut und die Hauptfiguren zusammengeführt wurden, werden die Themen im zweiten Buch fortgeführt. Wie bei ‚Mittelbänden‘ üblich, kommt die Handlung nur langsam voran, da der Fokus auf den aktuellen Aufgaben, die jeder zu bewältigen hat, liegt, die sich schließlich als Geplänkel vor der eigentlichen Problematik erweisen. Zunächst sind es bloß Andeutungen, doch bis zum Ende des Romans wird die wahre Gefahr konkreter, und man kennt bereits einige ihrer Helfer.

Die Protagonisten haben in dem keinesfalls langweiligen Plot viel Zeit, um sich weiterzuentwickeln. Mykars schüchterne Liebe zu Danje, die keine Zukunft hat, wird auf die Probe gestellt, als er Cillia kennenlernt. In einem Anflug von Selbsthass und dem Wunsch zu sterben enthüllt Vanice einigen Personen das Geheimnis ihrer wahren Natur und gerät dadurch in Lebensgefahr, was ihr verdeutlicht, dass sie in Wirklichkeit leben will. Justinius ist nicht länger der träge Säufer, sondern hat sich auf die Tugenden eines Adligen besonnen, die er bei der Mehrheit von seinesgleichen vermisst. Scara wiederum… ist die mysteriöse Scara geblieben. Zudem wurde der kleine Kreis um neue Akteure erweitert, doch müssen sich alle erst zusammenraufen, sobald sie erkannt haben, dass sie auf derselben Seite stehen und einen gemeinsamen Gegner bekämpfen.

Die Abenteuer, die jeder erlebt, werden von den Hauptfiguren in der Ich-Form geschildert, während für die neuen Charaktere als Perspektive die dritte Person gewählt wurde. Der Autor wechselt regelmäßig zwischen ihnen hin und her, wobei er nicht selten Cliffhanger auskostet, da das Schicksal des letzten Handlungsträgers dadurch eine Weile offen bleibt.

Überhaupt bleibt am Ende des Bandes vieles offen, angefangen beim Namen und Plan des Bösen, über einige Entscheidungen, die manche Protagonisten zu treffen haben, bis hin zu der Frage, was aus jenen wird, die gerade zwischen Tod und Leben schweben. Um Antworten zu erhalten, muss man „Der Stern der Mitternacht“ lesen.

Der Autor versteht es, sprachlich zu überzeugen und den Spannungsbogen zu halten. Neugierig verfolgt man die Schicksale bekannter und neuer Protagonisten, wird am Ende aber enttäuscht, weil Vieles im Dunkeln bleibt, was jedoch zu erwarten war, da die Auflösung im Abschlussband präsentiert wird. Gefällt das Thema, sollte man die Lektüre mit Band 1, „Der Pfad des schwarzen Lichts“, beginnen und die detailreichen, tragischen und gelegentlich skurrilen Geschehnissen bis zum Finale verfolgen.