Trigan 5: Eroberungspläne (Comic)

Mike Butterworth
Trigan 5
Eroberungspläne
 (The Reign of Thara + The Invasion of Bolus)
Titelillustration und Zeichnungen: Don Lawrence
Übersetzung: Susanne Picard, Uwe Peter
Panini, 2016, Hardcover, 84 Seiten, 15,99 EUR, ISBN 978-3-95798-812-6

Rezension von Irene Salzmann

Eine geheimnisvolle Botschaft veranlasst Trigo, den kaiserlichen Palast heimlich zu verlassen, ohne jemanden darüber zu informieren. Als sein Bruder Brag von einer Mission zurückkehrt, erhält er eine ähnliche Nachricht, die er befolgt - und die jedoch nicht vollständig verbrennt, sodass Janno und Keren einen vagen Hinweis finden, durch den sie die Spur der beiden aufnehmen können. Allerdings werden die jungen Männer von unbekannten Soldaten überwältigt, die Janno mitnehmen und Keren verletzt seinem Schicksal überlassen.

Keren gerät in die Gefangenschaft von Nomaden, aus der er schließlich fliehen kann. Als er nach Trigopolis zurückkehrt, ist nichts mehr, wie es einmal war. Kaiserin Thara hat die Macht ergriffen und hält die Stadt mit ihren Truppen besetzt. Da sie der Bevölkerung Brot und Spiele gibt, fragt niemand nach dem rechtmäßigen Herrscher und seinen Angehörigen. Allerdings muss das üppige Wohlergehen des Volkes finanziert werden, was Thara dadurch erreicht, dass sie die Grenztruppen abrücken lässt und das so eingesparte Geld für die Unterhaltung von noch mehr Nichtstuern aufwendet.

Das rächt sich prompt, denn die Gorth, ein wilder Barbarenstamm, dringen nun ungehindert bis Trigopolis vor, plündern die Stadt und versklaven die Bewohner. Thara, die mit ihrem Imperium untergehen will, wird in letzter Sekunde von Trigos Ratgeber Perik gerettet. Er erfährt etwas von ihr, das einen Funken Hoffnung auf Rettung keimen lässt.


Janno, Keren und ihr neuer Freund und Kollege Roffa entdecken bei einem Patrouillenflug ein unbemanntes Schiff. Als sie es untersuchen wollen, werden sie der Reihe nach überwältigt und in ein U-Boot entführt. Man bringt sie und die Crew des Schiffes zu einer weit entfernten Insel, über die der Wissenschaftler Thulla herrscht. Er enthüllt den erstaunten Männern, dass er eine Rakete gebaut hat, um den Mond Bolus zu erobern. Die Entführten sollen ihn auf der Reise begleiten und etwaige Bewohner des Trabanten unterwerfen. Auf Bolus stoßen die Astronauten auf eine friedliche Zivilisation, die Thulla sogleich versklaven lässt. Dann befiehlt er den Angriff auf Elekton.

Unterdessen werden Janno, Keren und Roffa längst vermisst. Nach langen Irrwegen erreicht eine Botschaft, die Janno in einer versiegelten Flasche ins Meer geworfen hat, endlich Trigo. Der Kaiser lässt Perik eine Rakete bauen, um die Entführten von Bolus zurückzuholen. Der Wissenschaftler setzt seine Arbeit an dem Fluggerät auch fort, als die tödlichen Energiestrahlen, die vom Mond ausgesandt werden, ihr Vernichtungswerk beginnen.


Das fünfte „Trigan“-Album beinhaltet zwei in sich abgeschlossene Geschichten, in denen Motive verarbeitet werden, die in den späten 60er Jahren das Publikum faszinierten, wie beispielsweise der Flug mit einer Rakete zum Mond, das Auftauchen gigantischer Roboter, tödliche Strahlen aus dem All, die abenteuerliche Suche nach verschollenen Freunden und die Heilung durch Elektrizität. „Frankenstein“, „Flash Gordon“ & Co. lassen grüßen.

Interessant ist, dass diesmal einigen Frauen etwas mehr Platz eingeräumt wird. Zwar erweist sich Thara als unfähige Kaiserin, da sie aus persönlichen Gründen beziehungsweise aus Hass Trigo beseitigt und anschließend auf den schlechten Rat eines ihrer Soldaten hört, aber Periks Tochter Salvia, eine Heilerin, beteiligt sich aktiv an der Suche nach Trigo, Brag und Janno und ermutigt dabei regelmäßig Keren, der schon nicht mehr an den Erfolg ihrer Mission glaubt. Unterwegs begegnen sie sogar einem Stamm von Kriegerinnen, der ihnen hilft, nachdem Salvia die erkrankte Königin zu heilen vermochte. Damit ist der kleine Ausflug in die Gleichberechtigung jedoch schon wieder vorbei, denn seinerzeit waren die Verlage davon überzeugt, dass männliche Leser keine Geschichten mit weiblichen Hauptcharakteren oder gar Romanzen zwischen ihnen und ihrem männlichen Gegenstück mögen.

Tatsächlich bieten beide Storys sehr viel Abwechslung und überraschen regelmäßig mit unvorhersehbaren Wendungen. Freilich wird manches wichtige Detail nur knapp oder sogar vage behandelt (man wundert sich, wie schnell das Volk seinen Kaiser für Brot und Spiele vergisst, was aus Trigos Frau wurde, wo sich Thara all die Jahre nach dem Tod ihres Vaters verborgen hielt und so weiter), aber das ist der Erzählstruktur geschuldet, bei der für „Trigan“ lediglich zwei Seiten in jeder Comic-Anthologie („Look and Learn“) vorgesehen waren.
 
Infolgedessen hatten in den Panels eine konkrete Aussage und ein Cliffhanger enthalten zu sein, um das Publikums bei der Stange zu halten. Für langatmige Erklärungen blieb keine Zeit. Natürlich musste hin und wieder auch deus ex machina  als Retter eingreifen, weil es der Plot auf so wenigen Seiten den Protagonisten nicht immer ermöglichte, glaubwürdig aus eigener Kraft das Blatt zu wenden.
 
Im Rahmen des Machbaren haben Autor und Illustrator ihr Bestes gegeben und spannende Geschichten geschaffen, die den Zeitgeist der 60er Jahre atmen, aber immer noch faszinieren, was vor allem den Zeichnungen von Don Lawrence zu verdanken ist. Auch die ergänzenden Informationen zu den einzelnen Storys sind stets sehr interessant.

Für ältere Sammler, die nach wie vor Freude an den Comics aus ihrer Kindheit haben, und junge Leser, die den Lektüren ihrer Eltern gegenüber offen sind, ist „Trigan“ ein Top-Titel.