Steven Harper: Weltenspalter (Buch)

Steven Harper
Weltenspalter
Blut an Eisen 1
(Iron Axe - Books of Blood and Iron 1, 2015)
Übersetzung: Urban Hofstetter
Titelbild: Max Meinzold
Blanvalet, 2017, Taschenbuch, 478 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-7341-6100-1 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Danr ist ein Halbtroll. Seit dem Tod seiner Mutter arbeitet er als Leibeigener, um die Schulden zu tilgen, die sie beide bei einem Bauern angehäuft haben. Aufgrund seiner Herkunft hat er keine Freunde außer der Sklavin Aisa. Nachdem er den Sohn des Fürsten, der Aisa als Hexe hinrichten lassen wollte, niedergeschlagen hat, muss er fliehen, und Aisa folgt ihm, sogar zu den Stanen, dem Volk seines Vaters.

Dort erfahren sie, dass die Göttin des Todes gefangengenommen wurde und sie die Gefallenen nicht in ihre neue Heimat führen kann. Ihre Energie wollen die Stanen verwenden, um sich aus ihrem unterirdischen, magisch versiegelten Gefängnis zu befreien und gegen die Fae zu kämpfen, die jetzt genauso verderbt sind, wie es einst die Stanen waren, was vor Generationen zu dieser Verbannung geführt hatte und in der sie nun untergehen zu drohen.

Danr hat nicht wirklich eine Wahl, aber er begibt sich auf die Suche nach Verbündeten und der legendären Axt Weltenspalter, um sein Volk vor einem elenden Ende zu bewahren, die Schreckensherrschaft der Fae zu brechen, die Menschen, die zwischen ihnen aufgerieben würden, zu retten, die Ordnung wiederherzustellen - und Aisa für sich zu gewinnen.


„Weltenspalter“ beginnt wie so viele (Fantasy-) Romane mit der Einführung eines jungen Anti-Helden, der aufgrund seiner Herkunft und seines Status‘ bloß Schikane erfährt. Weil Danrs Mutter ihm einschärfte, sein Temperament beziehungsweise seine Kraft unter Kontrolle zu halten, nimmt er alles hin und ahnt nicht, dass er eigentlich bloß ausgenutzt und betrogen wird. Als jedoch seine Freunde in Bedrängnis geraten, gibt er seine Selbstbeherrschung kurz auf und muss infolgedessen als Vogelfreier fliehen.

Aber auch in der Welt seines Vaters ist er ein Außenseiter, denn als Halbtroll ist er kleiner und vergleichsweise schwächlich. Außerdem wissen einige vom Fehltritt des Vaters, der eine Position innehat, durch die Danr plötzlich zum Prinzen, Botschafter und auch Vertreter des Todes wird. Für ihn und seine Freunde - zu ihm und Aisa stoßen nach und nach der Mensch Talfi, die Orkin Kalessa und der Elf Ranadar - beginnt ein gefährliches Abenteuer.

Die Motivation aller, große Risiken auf sich zu nehmen, ist unterschiedlich. Im Prinzip werden alle verlieren, wenn die Elfen in ihrem Treiben (sie machen ihre Sklaven süchtig und unfruchtbar) nicht aufgehalten werden und ein Krieg ausbricht. Gewinnen können sie außer ihrem Leben Antworten auf viele drängende Fragen. So möchte Danr mehr über die Beziehung seiner Eltern und über seine Familie erfahren. Aisa wünscht, von ihrer Elfensucht befreit zu werden und das Meervolk kennenzulernen. Talfi hat keine Erinnerung an sein früheres Leben und weshalb er über eine ganz ungewöhnliche Gabe verfügt. Kalessa sehnt sich nach einem gerechten, kampf- und ruhmreichen Leben. Ranadar trauert um seinen Geliebten, der unmittelbar vor der gemeinsamen Flucht ermordet wurde und für den er sein Volk aufgeben würde.

Der zusammengewürfelten Gruppe, die viele literarische Vorbilder hat (unter anderem „Der Herr der Ringe“, „Die Shannara-Chroniken“, „Urshurak“), gelingt es tatsächlich, einige Rätsel zu lösen und die ihnen gestellten Aufgaben zu erfüllen. Happy Endings sind in Greifweite, zumal sich das Leben für jeden der Beteiligten verbessert hat und sie auch Dinge gefunden haben, auf die sie lang enicht zu hoffen wagten. Man darf gespannt warten, wie es weitergeht.

„Weltenspalter“ bietet eine Mischung aus traditionellen Fantasy-Motiven, für die auch Figuren aus bekannten Sagen herhalten mussten, darunter die Graien, die sich ein Auge und einen Zahn teilen, die Weltesche Yggdrasil sowie Frau Holle, und weniger verbrauchtem Stoff wie den Gespenstern, die harmlos bei ihren Leichnamen verweilen, weil der Tod sie nicht holen kann, und den ‚bösen‘ Elfen, die ihre Sklaven auf mannigfaltige Weise quälen. An ihrer Statt sind nun die Stanen (Trolle, Riesen) und die Orks die ‚Guten‘, während die Menschen einem Anführer folgen, der verblendet ist.

Im Mittelpunkt der Handlung steht Danr. Nur ab und zu wechselt die Perspektive (weiterhin in der dritten Person) zu Aisa, um von Ereignissen zu berichten, an denen der Habtroll nicht teilnimmt. Alle wichtigen Charaktere entwickeln sich weiter aufgrund der neuen Erfahrungen. So Manches, was sie bisher glaubten, erweist sich als falsch, und selbst wenn nicht alle Erkenntnisse gefallen, so nehmen sie das Neue an und machen das Beste daraus. Dabei knüpfen die Einzelgänger starke Freundschaftsbande, die gewiss auch in der Zukunft wichtig sind.

Also in der Summe eigentlich nicht viel Neues, aber aus einem selteneren Blickwinkel (Halbtroll) spannend und unterhaltsam erzählt. Steven Harpers „Weltenspalter“ dürfte auch den Lesern von Daniel Illgers „Skargat“ (Klett-Cotta) und Paul Kearneys „Die Königreiche Gottes“ (Atlantis) zusagen.