J. R. R. Tolkien & Christopher Tolkien (Hrsg.): Beren und Lúthien (Buch)

J. R. R. Tolkien & Christopher Tolkien (Hrsg.)
Beren und Lúthien
(Beren and Lúthien, 2017)
Übersetzung: Hans-Ulrich Möhring und Helmut W. Pesch
Titelbild und Innenillustrationen: Alan Lee
Hobbit Presse, 2017, Hardcover, 304 Seiten, 22,00 EUR, ISBN 978-3-608-96165-2 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

J. R. R. Tolkien (1892-1973) machte sich einen Namen vor allem durch „Der kleine Hobbit“ und „Der Herr der Ringe“, Titel, die in den vergangenen Jahren durch Verfilmungen noch einmal an Popularität gewannen. Etwas abgeschlagen sind im Vergleich seine anderen Bücher („Bauer Giles of Ham“, „Die Briefe vom Weihnachtsmann“, „Roverandom“ und so weiter). Der Erfolg des „Herrn der Ringe“ hat natürlich das Interesse an weiteren fantastischen Geschichten des Autors geweckt, was zu einigen postumen Veröffentlichungen führte, darunter auch „Beren und Lúthien“, eine Erzählung, die sowohl im etwas stellenweise etwas ‚trockenen‘ „Silmarillion“, dem „Buch der Verschollenen Geschichten“ und im „Leithian-Gedicht“ in unterschiedlichen Formen vorliegt und das nach langen Recherchen von Christopher Tolkien (geb. 1924) herausgegeben wurde.

Wer nun eine Geschichte im Stil des „Herrn der Ringe“ erwartet, wird überrascht, denn das Buch ist mehr als ein High-Fantasy-Roman, nämlich in gleicher Gewichtung auch ein Sekundärband,

Der Herausgeber beschreibt, wie sein Vater diese Erzählung, die bekannte Motive aus der Märchen- und Sagenwelt aufweist, entwickelt hat, sie schließlich in einen größeren Kontext eingebettet und umgearbeitet wurde. Jene Schilderungen, wie Christopher Tolkien viele Aufzeichnungen durchforschte, darunter teils kaum leserliche und überschriebene Bleistiftnotizen, sind durchaus spannend und stimmen als Vorworte mit vielen Zitaten das Publikum auf „Beren und Lúthien“ in seinen verschiedenen Versionen ein. Außerdem wird auf die Änderungen aufmerksam gemacht, was Namengebung, Hintergrund, Nebenfiguren und anderes mehr  betrifft.

Gekrönt werden die Ausführungen von der rekonstruierten Ur-Fassung, der aus einem größeren Werk heraus gearbeiteten späteren Version und Gedichten, die alle das Schicksal der titelgebenden Protagonisten thematisieren und teils mit den Konflikten innerhalb ihres Umfelds ausschmücken.

Abgerundet wird das Buch durch die sehr schönen Schwarz-Weiß-Illustrationen (ausgeführte Bleistift-Zeichnungen) und acht Farbtafeln von Alan Lee, der für seine Entwürfe zur Verfilmung des „Herrn der Ringe“ 2004 mit einem Oscar ausgezeichnet wurde.


Die tragische Geschichte erzählt von der Liebe des sterblichen Berens zu der unsterblichen Elben-Prinzessin Lúthien. Ihr Vater, der König, verweigert dem Fremden die Hand seiner Tochter und stellt ihn vor eine praktisch unlösbare Aufgabe: Er soll aus der Krone des bösen Melkor einen Silmaril stehlen; erst nach dem Überbringen des Juwels dürfe Beren Lúthien zur Frau nehmen. Aus Stolz und Liebe will Beren das Unmögliche schaffen und wird von Melkor gefangengenommen. Lúthien, die von ihrem Vater eingesperrt wurde, entkommt mit Hilfe ihrer Magie und folgt Beren, um ihn zu befreien. Es gelingt ihnen sogar, einen Silmaril aus der Krone zu lösen, doch kurz darauf verliert Beren das Juwel zusammen mit seiner Hand. Trotzdem will er den Silmaril erneut in seinen Besitz bringen und die geliebte Frau für sich gewinnen…


Hatte man Freude an den Lektüren „Der kleine Hobbit“ und „Der Herr der Ringe“, wird man gewiss gern weitere Geschichten aus J. R. R. Tolkiens fantastischer Welt lesen wollen. In Hinblick auf die komplizierte Forschungsarbeit, gerade diese Erzählung in einer abgeschlossenen Form und ohne den Ballast des vielen Drumherums dem Publikum zugänglich zu machen, hat Christopher Tolkien Bemerkenswertes geleistet. Auch sehr schön sind die Gegenüberstellungen der ältesten mit der von ihm heraus gelösten späteren Fassung und den Gedichten, die einige zusätzliche Schauplätze mit einbeziehen.

Die Gestaltung des Buchs mit Schutzumschlag, Lesebändchen und den zahlreichen Illustrationen liefert den passenden, edlen Rahmen zu den Geschichten, Gedichten und Sekundärtexten.

Für Tolkien-Fans ein Muss!