The Living and the Dead (DVD)

The Living and the Dead
GB 2016

Rezension von Christel Scheja

England ist ganz offensichtlich das Land der Mini-Serien, denn BBC und ITV produzieren weit mehr in sich geschlossene Geschichten als auf mehrere Staffeln angelegte Epen. Vielleicht macht das auch den Reiz der Serien aus, die hierzulande dann auch veröffentlicht werden, bekommt man doch eine klar definierte Serie mit einem Ende. Das ist auch bei „The Living and the Dead“ aus dem Jahr 2016 der Fall.

 

Im Jahr 1894 kehrt der junge Psychologe Nathan Appleby zurück auf das elterliche Anwesen in Somerset. Eigentlich wollen er und seine Frau nur ein paar Wochen bleiben, um nach dem Tod seiner Mutter alles mit dem Erbe zu regeln und das Gut abzugeben, aber es kommt dann doch anders als gedacht.

 

Hier trifft der Mann, der sich einem neuen Berufszweig angeschlossen hat und die menschliche Psyche wissenschaftlich betrachtet auf den Aberglauben, den er glaubte, lange hinter sich gelassen zu haben, vor allem als sich herausstellt, dass das junge Mädchen das er zu behandeln versucht, sich nicht nur einbildet, von einem Geist besessen zu sein, sondern es tatsächlich ist.

Auch ein Junge wird schon bald verfolgt, fünf Waisenjungen haben es ganz offensichtlich auf ihn abgesehen, die vor Jahren in einer stillgelegten Mine gestorben sind. Und die Lage spitzt sich zu, wird von Monat zu Monat schlimmer, denn die Ereignisse gehen auch an Nathan nicht spurlos vorüber, beginnt er doch zunehmend selbst Visionen zu haben -  von dem Sohn, den er verlor und mehr. Seine Frau Charlotte, eine lebenslustige und moderne Fotografin, sieht das mit Sorge und versucht ihm zu helfen, so gut sie kann, aber ist sie wirklich in der Lage das Verhängnis aufzuhalten? Oder muss sie genau wie er dem Weg in die Verdammnis folgen?


„The Living and the Dead“ ist eine der Serien, die phantastische Elemente nur sehr dezent einfließen lassen und es erst einmal dem Zuschauer überlasst, sich zu überlegen, ob die Visionen der betroffenen Menschen echt oder nur Hirngespinste sind. Über weite Strecken bleibt die Serie daher eher ein psychologisches Drama vor historischer Kulisse, in der alter auf dem Land immer noch vorherrschender Aberglaube natürlich auch auf das neue und moderne, wissenschaftlich geprägte Denken der Städter trifft. So trifft Wissenschaft auf Glauben, wird am Ende der Reverend des Dorfes noch zu einem engen Vertrauten und Ratgeber des Ehepaares.

Nach und nach zeigt sich aber, dass mehr hinter den Erscheinungen steckt, dass die Geister der Toten durchaus noch ein Wörtchen mitzureden haben, sei es nur aus dem Grund, um auf Verbrechen aufmerksam zu machen oder aber jemanden zu bestrafen. Die Geschichte wird allerdings sehr ruhig und verhalten erzählt, setzt auf stimmiges Lokal- und Zeitkolorit, viele Begegnungen und Dialoge. Action und Horror werden nur sehr gezielt und vor allem punktuell eingesetzt.

Die Schauspieler machen ihre Arbeit gut, vor allem Colin Morgan scheint mittlerweile seiner Rolle als Merlin entwachsen zu sein und wird zur zentralen Figur des Dramas, der immer mehr dem Wahnsinn verfällt. Blass bleiben freilich die ganzen Nebenfiguren, auch wenn nicht alle von ihnen von Folge zu Folge wechseln.

Das Ganze ist in gewohnt guter Hochglanzoptik gefilmt, man merkt auch an den Figuren, wenn die Jahreszeiten wechseln oder sich ihr Geist verdüstert. In dieser Hinsicht verstehen die Macher von „Poldark“ ihr Handwerk, fühlt man sich doch gut in die Vergangenheit zurück versetzt, da das Setting auf den ersten Blick stimmt.

Inhaltlich haben sie da schon mehr Schwierigkeiten, denn gerade die modernen Einschübe in den letzten zwei Folgen stören doch gewaltig - vor allem die bisher stimmige Atmosphäre. Und am Ende bleibt man auch nicht zufrieden zurück, da die Geschichte eher kryptisch zu enden scheint. Alles in allem kann man sich aber dennoch ganz gut unterhalten lassen; gerade die ersten Folgen bauen den Spannungsbogen gelungen auf und schaffen es gezielt, die Helden zu verändern.

Bild und Ton sind auf der Höhe der Zeit, die Tricks bleiben verhalten, dafür setzt man etwas mehr auf die richtigen Kulissen. An Extras gibt es drei interessante Featurettes, die den positiven Eindruck abrunden.

„The Living and the Dead“ wendet sich an die Fans von gepflegtem und eher stillem Grusel. Trotz diverser Schwächen am Ende hat die Serie auch ihre atmosphärischen Momente und eine gewisse Spannung, nur muss man insgesamt etwas Sitzfleisch mitbringt, da die einzelnen Folgen auch dem Ambiente und den Einzelschicksalen sehr viel Raum geben.


DVD-Facts:
Bild: 1,78:1 (16:9 anamorph)
Ton: englisch Dolby Digital 2.0., deutsch Dolby Digital 2.0
Untertitel: keine

DVD-Extras:
Featurettes