The Witcher 3: Fluch der Krähen (Comic)

The Witcher 3
Fluch der Krähen
(The Witcher: Curse of Crows 1-5, 2015)
Autoren: Paul Tobin, Boris Pugacz-Muraszkiewicz, Karolina Stachyra
Zeichner: Pjotr Kowalski
Übersetzung: Joachim Körber
Panini, Paperback mit Klappenbroschur, 136 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-37416-0277-1

Rezension von Christel Scheja

Lange Jahre führten die Geschichten um Geralt den Hexer eher ein Schattendasein, stammte die Kurzgeschichten und die Romanreihe doch nicht aus den USA sondern aus Polen. Das änderte sich erst, als findige Computerspiel-Macher den Hintergrund für ihr Game benutzten und damit die Leserschaft auch auf alles andere aufmerksam machte. Mittlerweile erscheinen auch Comics, die eher auf dem Spiel als den Romanen basieren; so wie die dritte Graphic Novel von „The Witcher“ mit dem Titel „Fluch der Krähen“.

 

Zusammen mit Ciri, seiner Ziehtochter und Schülerin, folgt Geralt einem Ruf um Hilfe. Es gilt eine Striege zu finden und zu beseitigen. Bereits der Weg dahin ist mit vielen Schwierigkeiten gepflastert. Erst müssen sie einem Troll sein weibliches Opfer entreißen, dann auch noch einen Gestaltwandler seiner gerechten Strafe zuführen und nicht zuletzt die Augen nach den Feinden offenhalten, die ihnen ebenfalls ganz gerne ans Leder wollen.

Ausgerechnet jetzt erinnert sich Geralt zufällig an einen seiner ersten Aufträge, in denen er sich ebenfalls mit einer Striege anlegte, denn es scheint Ähnlichkeiten zwischen damals und heute zu geben. Und richtig, als auch noch seine Geliebte, die Zauberin Yennefer, hinzukommt, überschlagen sich die Ereignisse und offenbaren die Zusammenhänge.


Die Geschichte lehnt sich diesmal nicht unbedingt an die Werke des polnischen Autors an, Paul Tobin und seine Mitstreiter erzählen etwas, das zwar auf dem Hintergrund basiert aber ganz und gar eigenständig ist.

Die Handlung ist erstaunlich komplex und arbeitet gelegentlich auch mit Rückblenden, die nicht nur in den Raum geworfen werden, sondern durchaus ihren Sinn haben, denn gerade diese Erinnerungen sind es, die am Ende einen Weg zur Lösung bieten. Zur Abwechslung zu diesen und der immer wiederkehrenden Action gibt es auch ruhige und ziemlich alltägliche Momente für Ciri und Geralt, die nicht nur gegen die Monster kämpfen müssen.

Die Handlung nimmt sich tatsächlich sehr viel Zeit, alles aufzubauen und die Spannung durch kleine Nebenepisoden aufrechtzuerhalten, in denen weitere Andeutungen gemacht werden. Dabei wird genau darauf geachtet, dass die Geschehnisse weder der Romanvorlage noch dem Spiel widersprechen und die Atmosphäre gewahrt bleibt.

Heraus kommt eine Erzählung, die so gesehen vielleicht weniger episch ist als die auf rein amerikanischen Vorlagen beruhenden Comics, aber dennoch ihren eigenen Reiz besitzt, gerade weil das Geschehen mehr am Boden bleibt und sich ganz und gar auf die Charaktere konzentriert. Das erlaubt Wendungen, die man so nicht erwartet und weiß auch durch Kleinigkeiten zu fesseln.

„Fluch der Krähen“, die dritte „The Witcher“-Graphic Novel, ist eine Fantasy-Geschichte, die Spannung auch ohne die üblichen Weltenrettungsklischees aufbaut, Action sehr dosiert einsetzt und vor allem durch interessante Figuren und einen vielschichtigen Hintergrund zu fesseln weiß.