Stefan Burban: Im Zeichen der Templer (Buch)

Stefan Burban
Im Zeichen der Templer
Titelbild: Mark Freier
Atlantis, 2016, Paperback, 322 Seiten, 13,90 EUR, ISBN 978-3-86402-412-2 (auch als Hardcover und eBook erhältlich)

Rezension von Jan Niklas Meier

Auf den ersten Blick geht Stefan Burban mit „Im Zeichen der Templer“ gleich ein doppeltes Risiko ein: Er schreibt über Vampire und er wählt die Kreuzzüge als Setting, stellt damit also einen Konflikt zwischen Christen und Muslimen in den Fokus seines Buches - im Kontext aktueller politischer Ereignisse ein nicht ganz ungefährliches Unterfangen, was die Reputation eines Autors anbelangt. Schlägt man den Roman dann allerdings auf, wird schnell klar, dass jener Konflikt lediglich am Rande thematisiert wird. Alle paar Seiten werden pflichtschuldig Ressentiments der jeweils anderen Seite gegenüber eingestreut, das war es dann aber auch. Letzten Endes müssen dann Muslime und Christen auch zusammenstehen, um den gemeinsamen, den vampirischen Feind besiegen zu können.

 

Angesiedelt im Jahr 1187, bewegt sich Burban im historischen Rahmen von der Schlacht bei Hattin bis zur Belagerung Jerusalems durch den Ayyubiden-Herrscher Saladin, welche schließlich zur friedlichen Übergabe der Stadt führte. Protagonist ist der Templer Christian d’Orléans, einer von wenigen Überlebenden der erstgenannten Auseinandersetzung. Schwer verwundet liegt er auf dem Schlachtfeld, als er von einer grauenhaften Kreatur angegriffen wird, die ihn zu einem Wesen der Nacht, zu einem Vampir macht. Fortan wird Christian in einen Konflikt gezogen, dessen Ausgang geeignet scheint, das Schicksal der Menschheit entscheidend zu prägen. Er erfährt, dass nicht die Muslime die eigentlichen Feinde sind, sondern die im Hintergrund die sprichwörtlichen Fäden ziehenden Vampire. Unterstützt von einigen Verbündeten macht der junge Templer sich also auf, den bösen Obervampir zu Fall zu bringen.


Der eigentlich spannende historische Hintergrund wird leider ein wenig vernachlässigt, hier hätte mehr herausgeholt werden können. Denn eigentlich ist das Setting in dieser Form austauschbar: Es geht um zwei miteinander verfeindete Gruppen, die schließlich erkennen, dass sie beide vor einer sehr viel größeren Bedrohung stehen. Notgedrungen kommt es zu einem Zusammenschluss, um der Gefahr wirksam begegnen zu können. Nun schreibt Burban natürlich keinen historischen Roman, es darf also keine entsprechende Detailverliebtheit erwartet werden. Tatsächlich wirkt sich das Fehlen einer auf (vermeintlich) mittelalterlich getrimmten Sprache sogar ungemein positiv aus - derartige Experimente gehen ohnehin schief. Burbans Charaktere fallen dennoch des Öfteren aus ihrem Soziolekt; etwa wenn der in Würde gealterte, stolze Komtur des Templer-Ordens von „herumquatschen“ redet, oder aus einem „daraus“  an unpassender Stelle mal ein „draus“ wird - hier hätte das Lektorat des Öfteren regelnd eingreifen sollen. Die große Stärke des Autors liegt allerdings ohnehin weniger in den Dialogen als vielmehr bei den Action-Sequenzen. Kampfszenen schildert Burban ungemein fesselnd, fast erwartet man, im nächsten Moment den Gestank des Schlachtfelds in der Nase zu spüren.

Die eigentlichen Stars des Buchs sind aber die Vampire. Nun sind die Blutsauger bekanntermaßen seit Jahren in phantastischen Gefilden omnipräsent, dem einen oder der anderen mögen sie deshalb mittlerweile durchaus auf die Nerven gehen. In dieser Hinsicht sei dem Autor deshalb ein großes Lob ausgesprochen: Abseits von „True Blood“ und „Vampire Diaries“ präsentiert uns Burban endlich einmal wieder Vampire, die wahrhaftig böse, blutrünstig und gemein sind. Keine Spur von pubertären Phantasien à la „Twilight“.

Insgesamt bietet „Im Zeichen der Templer“ spannende Unterhaltung sowie eine durchdachte Story, die aber ohne große Überraschungen bleibt. Mit der Kombination von Kreuzzügen, Templern und Vampiren hat Burban sich viel vorgenommen - und nicht alles davon fügt sich glaubwürdig in das Werk ein. Die Idee als solche verdient trotzdem Anerkennung, hat der Autor sich doch sichtlich bemüht, drei ziemlich oft beackerte Felder auf innovative Art zusammenzuführen. Am Ende bleibt der Roman ein durchaus lesenswertes Buch, welches insbesondere durch die erfrischend fiesen Vampire punktet.