Dirk van den Boom: Protektorat - Die Welten der Skiir 2 (Buch)

Dirk van den Boom
Protektorat
Die Welten der Skiir 2
Cross Cult, 2017, Taschenbuch, 432 Seiten, Taschenbuch, 16,00 EUR, ISBN 978-3-86425-871-8 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Die Welt in einer fernen Zukunft. Die Erde wurde von Aliens entdeckt und erobert. Seit 200 Jahren erfolgte, wie dies im Reich der Skiir so üblich ist, eine behutsame Beeinflussung und Heranführung der Menschen an die Galaktische Gemeinschaft. Nun sind die Menschen bereit, ihren Platz im Reigen der Völker der Galaxis einzunehmen. Just zu diesem Zeitpunkt wird das Machtgefüge, das sich in drei Säulen spaltet, von innen bedroht. Das Patronat, eine der Machtsäulen, will seinen Einfluss massiv ausweiten und ist bereit, dafür über Leichen zu gehen - buchstäblich und Milliardenfach. 

Aus den Hinterlassenschaften der Hatta wurde ein Raumschiff gezüchtet, ein Zerstörer, der allem Bekannten weit überlegen ist. Eine Rasse wurde mitleidlos ausgelöscht, dann die gigantische Raumstation, auf der die Botschafter der Völker tagten, vernichtet. Nun ist der Zerstörer mit unbekanntem Ziel unterwegs - seine Herren aber haben die Kontrollen verloren.

Während es zu ersten bürgerkriegsähnlichen Kämpfen zwischen Protektorat und Patronat kommt, das Reich von innen heraus zu zerreißen droht, kommen die unterschiedlichen Parteien nach und nach auf der Erde zusammen. Von hier, einer geheimen Hatta-Station in der Arktis, kam der Samen, aus dem die Skiir-Forscher den Zerstörer schufen - und hier könnte auch eine Waffe gegen den übermächtigen Feind zu finden sein.

Auch den Zerstörer zieht es zurück zum Ort seiner Herkunft. Sein unfreiwilliger Herold, der ehemalige, genetisch veränderte Botschafter der Erde, macht dem  Erdpräsidenten ein unwiderstehliches Angebot: Sicherheit für die Erde für die Aushändigung eines Hatta-Artefakts.

Kann man dem Zerstörer und seinem Angebot trauen, und wer steht hinter dem intelligenten Raumschiff?


Just ging die Meldung durch die Medien, dass der erste Band der „Skiir“-Trilogie den Deutschen Science Fiction Preis als Bester Roman 2016 gewonnen hat. Und dies durchaus zurecht, bot der Auftaktband doch packendes Lesefutter der besonderen Art. Natürlich baute der Autor auf das, was ihn auszeichnet: die fesselnde Schilderung militärischer Konfrontationen, Kommando-Unternehmen, Verräter und Geheimdienste gaben sich ein Stelldichein. Darüberhinaus aber entwarf er ein detailreiches Bild einer intergalaktischen Hegemonie, in der politisch wie wirtschaftlich um Dominanz gerungen wird. Interessante Erzähler kamen hinzu - der prämierte Bestseller war geschrieben.

Ist der Mittelband genauso gut wie der Auftakt der Reihe, das war die Frage, die mich zu Beginn der Lektüre umtrieb.

Van den Boom wirft uns ins kalte Wasser. Keine Einführung in die Handlung, was im ersten Roman geschah wird als bekannt vorausgesetzt, die Handlung setzt genau an dem Punkt wieder an, an dem der erste Teil schloss. Der Plot springt dabei ein wenig wild von einer Hauptperson zur nächsten. Erst nach und nach fand ich wieder in die Handlung hinein, konnte die Figuren zuordnen. Hier zeichnet sich zunächst ein etwas verwirrendes Puzzle an Informationen ab, die erst in der Rückschau ein wirkliches Bild ergeben. Ein wenig zu wild geht es zu Beginn zu, dem Leser fehlt eine wirkliche Identifikationsfigur. Erst ab der Mitte des Romans werden die Handlungsstränge behutsam zusammengeführt, erste Geheimnisse aufgedeckt und Entwicklungen angestoßen. Jetzt hatte mich van den Boom wieder an seiner Angel, folgte ich dem Plot fasziniert. Wie nicht anders zu erwarten, lässt der Autor uns dann, gerade haben wir eine wichtige Information erhalten, mit einem fiesen Cliffhanger zurück und es heißt warten bis zum Herbst 2017 und dem Erscheinen des dritten Teils.

Um auf die anfängliche Frage zurückzukommen, ob der Band qualitativ an den ersten Teil herankommt, so ist zu konstatieren, dass Dirk van den Boom zwar nicht ganz den Sog des Auftaktromans erreicht, insbesondere im ersten Drittel des Buches seinen Leser Einiges an Geduld und Hirnschmalz abverlangt, dann aber gut, routiniert und packend unterhält.