Jennifer Estep: Karma Girl - Big Time 1 (Buch)

Jennifer Estep
Karma Girl
Big Time 1
(Karma Girl, 2007)
Übersetzung: Vanessa Lamatsch
Piper, 2017, Paperback, 394 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-492-28037-2 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Das ist schon ein Schlag ins Kontor. An dem Tag, der gemeinhin als der Schönste im Leben einer jeden Frau angesehen wird, am Hochzeitstag erwischt Carmen Cole ihren zukünftigen Gatten mit ihrer besten Freundin und Trauzeugin im Bett! Als wäre das nicht schon mehr als genug, erweisen sich beide als mit Superkräften ausgestattete Superwesen die überall die Nachrichten beherrschen.

Klar, dass die Hochzeit abgesagt wird und Carmen, tief getroffen, auf Rache sinnt. Als Journalistin schreibt sie einen Enthüllungsbericht über ihre früheren Freunde, dann stürzt sie sich auf ihre neue Lebensaufgabe: Superhelden und Superschurken zu demaskieren und ihre wahre Identität an das grelle Licht der Öffentlichkeit zu zerren.

Und sie ist gut in ihrem Job, die Beste gar - bis, ja bis ein von ihr enttarnter Superheld Selbstmord begeht.

Sie wechselt in die Klatschspalten-Abteiligung ihrer Zeitung - nur um von den örtlichen Superschurken entführt und erpresst zu werden. Wenn es ihr nicht binnen eines Monats gelingt den Anführer der städtischen Superhelden zu enttarnen, wird sie von einem der Schurken für dessen bestialisches Experiment missbraucht. Notgedrungen macht sie sich auf die Suche nach dem Helden - einem Mann, dem die Herzen aller Frauen förmlich zufliegen. Auch Carmens?


Jennifer Estep hat bei Piper eine ganze Reihe sehr erfolgreicher Bücher veröffentlicht. Insbesondere ihre „Elemental Assassins“-Reihe erfreut sich größten Leserzuspruchs. Nun also wagen sie und ihr Verlag einen weiteren Anlauf, die Buchhandlungen zu erobern. Eine Reihe um Superhelden steht auf dem Programm und, wie bei Estep nicht anders zu erwarten, nimmt wieder eine weibliche Hauptperson im Fahrersitz platz.

Allerdings weiß man, dass sich gerade im deutschsprachigen Raum die Romane um Superhelden schwer tun. Während in den Staaten jeder junge Mensch mit den entsprechenden Comics aufwächst und eine Beziehung zu den Menschen mit besonderen Kräften aufbaut, sieht die Sache im alten Europa ein wenig anders aus. Hier sind die doch recht stereotyp angelegten, klar in Gut und Böse unterteilten Superheroes lange nicht so angesagt, wie jenseits des großen Teichs.

Und so hatte auch ich vorliegend meine Mühe wirklich in die Handlung einzutauchen und mich im Plot zu verlieren. Das liegt ausdrücklich nicht an den Fähigkeiten der Autorin. Estep könnte eine Gebrauchsanleitung faszinierend und packend verfassen, der gebotene Text liest sich entsprechend flüssig und angenehm. Allein die Handlung um die Journalistin und ihre Superwesen konnte mich - wie auch frühere Versuche anderer Verfasser - nicht wirklich fesseln. Überraschungen sind Mangelware, die Autorin wärmt bekannte Grundmuster neu auf, die Geheimnisse um Helden wie ihre Antagonisten zeichnen sich relativ lange vorher schon ab, so dass auf den staunende Oh-Effekt vergeblich gewartet wird.

Nochmals, das ist ein Jammern auf hohem Niveau, und Estep gibt sich alle Mühe, ihre Leser mit rasanten Abenteuern an die Seiten zu fesseln. Allein, das Topic wird es schwer haben zu zünden und ich warte lieber ungeduldig auf den nächsten Assassinen-Band.