Connie Willis: Licht (Buch)

Connie Willis
Licht
(All Clear, 2010)
Übersetzung: Claudia Kern
Titelbild: Martin Frei
Cross Cult, 2017, Taschenbuch, 876 Seiten, 24,00 EUR, ISBN 978-3-95981-170-5 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Connie Willis ist eine preisgekrönte SF-Autorin, die vor allem mit ihren Zeitreise-Geschichten Furore macht. Dabei sind ihre Ideen gar nicht einmal so neu - die Umsetzung scheint aber gleich mehrere Jurys und viele Fans überzeugt zu haben. Mit „Licht“ erscheint nun die direkte Fortsetzung zu „Dunkelheit“.

 

Im Jahr 2060 ist Zeitreisen möglich geworden. Eine Gesellschaft von Historikern versucht auf diese Art und Weise die Vergangenheit der Menschheit vor Ort mitzuerleben, ohne dabei jedoch etwas zu verändern, was nicht immer einfach ist, wie sich zeigt. Denn mit ihrem Wissen könnten die drei jungen Historiker Polly, Merope und Mike ziemlichen Schaden anrichten, wenn sie denen helfen wollen, die sie inzwischen lieb gewonnen haben.

Sie reisen zurück in das Jahr 1940, in dem der Zweite Weltkrieg nun auch England ergreift. Inmitten der Auswirkungen des Blitzkrieges versuchen sie ihre Studien durchzuführen, sei es nun in Dünkirchen, auf dem Land oder in London selbst. Und dann müssen sie nach und nach feststellen, dass ihnen der Rückweg in ihre eigene Zeit versperrt ist und sich das ein oder andere zu verändern beginnt.

Was nun? Vordergründig müssen sie wieder zusammenfinden, um gemeinsam einen Weg zurück nach Hause zu finden, auf der anderen Seite bleibt ihnen nichts anderes übrig, als sich dort einzumischen, wo sie nicht mehr nur zuschauen können. Eine Katastrophe ist damit vorprogrammiert… oder?


„Licht“ ist eine Geschichte über Menschen im Zweiten Weltkrieg, über das Leben und die Nöte, in das die Historiker ungewollt immer tiefer hineingezogen werden, auch wenn sie sich so gut zurückgehalten haben wie möglich.

Wichtig ist, dass man vorher „Dunkelheit“ gelesen hat, da der Roman sonst so gut wie gar nicht zu verstehen ist.

Das Science an der Science Fiction wird hier ziemlich zurückgestellt, da sowohl die Technik als auch die Entwicklungen nur sehr subtil beschrieben werden. Auch Action ist nur in Maßen vorhanden, denn die Autorin spielt in erster Linie Begegnungen und Unterhaltungen im Schatten des immer bedrohlicher und grausamer werdenden Krieges aus.

Das zieht die Geschichte doch ordentlich in die Länge und ist manchmal etwas quälend zu lesen, so dass die subtilen Andeutungen darin fast untergehen. Es mag zwar alles in sich stimmig sein und passen, die Figuren haben Ecken und Kanten, selbst Nebencharaktere sind liebevoll ausgearbeitet - aber man muss auch viel Geduld für die Lektüre mitbringen, die sich eher zwischen den Zeilen als offensichtlich erschließt.

Alles in allem versteht man schon, warum die Autorin zu den Besten ihres Fachs gehört, da sie niemals den roten Faden aus der Hand verliert - jedoch sollte man das Buch lieber liegen lassen, wenn man dynamischere und weniger tiefgründige Bücher bevorzugt. Ist man aber dazu bereit, zieht die Autorin einen tief und sehr intensiv in die düstere Welt des Krieges hinein, schildert sehr differenziert, wie Menschen damit umgehen, auch wenn sie aus einer anderen Zeit sind und sie den Ausgang lange kennen.

„Licht“ ist nach „Dunkelheit“ ein weiterer spannender Zeitreise-Roman aus der Feder von Connie Willis für alle, die gerne atmosphärische Romane lesen, in denen man zwischen den Zeilen lesen muss.