Suicide Squad: Katana (Comic)

Mike W. Barr
Suicide Squad: Katana
(Suicide Squad Most Wanted: Deadshot & Katana 1-6, 2016)
Übersetzung: Jörg Fassbender
Titelbild: Cary Nord
Zeichnungen: Diogenes Neves, Ronan Cliquet, Ruy José u.a.
Panini, 2017, Paperback, 140 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-7416-0098-2 (auch als Hardcover erhältlich, 25,00 EUR)

Rezension von Karl E. Aulbach

Mike W. Barr, der schon für viele Serien geschrieben hat, konnte im Zusammenhang mit einem Abenteuer der Suicide Squad auf eine seine alten Figuren zurückgreifen: auf Katana, die hier in einer abgeschlossenen Miniserie von ursprünglich sechs zusammengefassten Bänden die Hauptakteurin darstellt. 

 

Das erste Manko ist leider, dass es keine Hintergrundinformationen zu Katana gibt. Die Figur taucht quasi aus dem Nichts auf und wird voll ins Abenteuer geworfen. Der Leser erfährt im Lauf der Geschichte von ihr eigentlich nur, dass sie einen Samurai-Hintergrund hat und über ein magisches Schwert verfügt, das die Seelen der von ihm Getöteten einfängt. Die eigentliche Tragik der Figur - im Schwert gefangen ist auch die Seele ihres Geliebten -  wird nur am Rande erwähnt und nicht weiter vertieft.

Eine weitere Chance wurde dadurch verschenkt, dass auch der exotische Hintergrund, der sich mit einem Schwenk auf die Geschichte Katanas hätte einbauen lassen, also ein Ausflug in die japanische Kultur, nicht thematisiert wurde. Auch bei den anderen Figuren enthält sich der Autor eigentlich jeder tiefergehenden Charakterisierung. Es bleibt daher eigentlich nur eine actiongeladene Story, die aber mehr als dünn gestrickt ist.


Kobra ist mit seinen Truppen in Markovia eingefallen und versucht, das kleine, von einem Prinzen verteidigte Land unter seine Fuchtel zu bringen. Amerika will nicht aktiv eingreifen und schickt die Suicide Squad los. Katana will eine entführte Wissenschaftlerin befreien. Es wird munter gekämpft, bis sich am Ende das wahre Ziel der Kobra zeigt - er will ein Energiewesen transformieren und beherrschen. Am Ende löst sich alles eigentlich in… Nichts auf. 


Es ist wirklich schade, dass eine Figur mit so viel ausbaufähigem Potential wie Katana in einer solchen 08/15-Story mit vielen unlogischen Elementen verheizt wird. Der Autorengilde bei DC fehlt es derzeit offensichtlich an Biss, an Kreativität, an der Kühnheit, sich über eingefahrene Stil-Elemente hinwegzusetzen, sich mit den Figuren zu identifizieren. Den Autoren wäre zu empfehlen, bei ihren Kollegen von der Drehbuchfraktion für die einschlägigen Fernsehserien, die teilweise sehr gute Arbeit leisten, abzugucken.

Man hätte sich gerade zu Katana eine von fernöstlichem, exotischem Flair überflutete Geschichte gewünscht, der auch die Magie des Osten gut getan hätte, aber leider Fehlanzeige. Schon die Verbindung zur Suicide Squad ist eigentlich für diese magisch anmutende Person absolut unpassend. Man kann nur hoffen, dass die Figur Katana als solche nicht leidet und sich bald ein anderer Autor mit ihr beschäftigt.

Der Zeichner Diogenes Neves liefert, insgesamt gesehen, eine gute Arbeit ab, hat aber durchaus noch Potenzial nach oben. Für eine wirklich überzeugende Arbeit fehlt es an Details und Finesse. Man merkt durchaus, dass so umfangreiche Comics auch unter Zeitdruck entstehen. Katanas Halbmaske und auch die Masken der anderen Helden und Schurken erleichtern zwar dem Zeichner das Leben, bringen es aber mit sich, dass der Leser weitgehend auf Emotionen in der Gesichtsdarstellung verzichten muss. Das trifft oft auch auf die Hintergründe zu, die mehr plakativ gestaltet sind.

Trotz dieser Kritik machen die Bilder insgesamt durchaus was her. Das hervorragende Coverbild zeigt aber, dass auch noch mehr ginge.