Geschichten aus dem The Goon Universum 2 (Comic)

Eric Powell
Geschichten aus dem The Goon Universum 2
(The Goon: Them, that raised us, Lament; For Want of Whiskey and Blood, Occasion of Revenge, Once Upon a Hard Time, 2012-2017)
Übersetzung: Frank Neubauer
Cross Cult, 2015, Hardcover, 408 Seiten, 50,00 EUR, ISBN 978-3-86425-986-9

Rezension von Christel Scheja

Cross Cult fasst weitere vier Einzelausgaben der Geschichten aus dem „The Goon“-Universum zusammen und präsentiert sie in einer ähnlich kompakten Hardcover-Ausgabe wie die erste Sammlung. Wieder dreht sich alles um den ansonsten eher namenlosen Titelhelden, der mit seinem Sidekick Franky für einen Mafioso-Paten arbeitet, gelegentlich aber doch sein eigenes Ding durchzieht, wie man in diesen Geschichten merkt

 

„Jene, die uns aufgezogen, haben“ hält eine besondere Überraschung bereit, erfährt man nun doch auf einmal wer „The Goon“ eigentlich ist, und wer ihn zu dem gemacht hat, der er ist - eine einfache, aber starke und patente Frau, die sich durch nichts und niemanden hat unterkriegen lassen. Ansonsten gibt es jede Menge heiße Autos und Bräute, die nicht minder tough sind, Hillbillys, die mit Schlangen werfen und Affen, die ihren Alkohol brauchen.

„Der Durst nach Whiskey und Blut“ erfüllt nicht nur den lästigen Zombie Priester, sondern auch den starken und entschlossenen Billy, der sich sein Leben nicht kaputtmachen lassen möchte. Betrunkene Matrosen und der Latino-Godzilla sind ebenfalls mit von der Partie.

„Gelegenheit zur Rache“ gibt es für die Brut des Zombie-Priesters reichlich - aber es ist die Frage, ob sich der Goon das so einfach mal eben gefallen lässt. Denn der hat auch seinen Albträumen den Kampf angesagt!

„Es war die Hölle“ scheint für den Goon Programm zu werden, als sich ein Hexenzirkel seiner bemächtigt und glaubt, nun die Sau in der Stadt loszulassen. Aber da haben sich die biestigen Weiber wohl ein wenig getäuscht…oder?


Die „Geschichten aus dem Goon Universum“ sind so eigenwillig wie ihr Zeichner, denn Eric Powell scheint sehr viel Spaß daran zu haben, nicht nur unterschiedliche Arten des Erzählens, sondern auch verschiedene Zeichenstile auszuprobieren. Deshalb sind die Episoden auch eher kurz oder gerade einmal mittellang gehalten und springen von einem Thema zum anderen. Zudem hat er sich diesmal einige Gastzeichner mit an Bord geholt die ebenfalls Facetten des Universums mit Leben erfüllen.

Großartige Überraschungen sollte man nicht erwarten, aber ein munteres und sehr amüsantes Spiel mit Klischees und Archetypen, die das Setting so mit sich bringt. Denn der Künstler hat sich mit der Mischung des Gangster-Milieus in der Zeit der Prohibition Ende der 20er und Anfang der 30er Jahre mit all den Marotten des Wilden Westens sehr viele Optionen offen gelassen.

Der Goon mag zwar ein Verbrecher und Killer sein, aber er hat auch seine guten Seiten und wirkt sympathisch, da er sich für die Unschuldigen und Schwachen einsetzt, die es verdient haben und auch Freunden schon mal unter die Arme greift. Diejenigen, die es sich mit ihm und seinen Freunden verscherzen haben natürlich nichts zu lachen. Egal ob sie gut gebaute Schlampen sind, coole Hechte oder Monster.

Genre-Grenzen existieren für den Macher jedenfalls nicht, was die Episoden dann doch immer noch recht unterhaltsam macht.

Der Humor ist so brachial wie der Titelheld, daher sollte man schon ein Faible für derbe Scherze haben. Die Seitenhiebe auf Macken des amerikanischen Alltags und gewisse nationale Klischees sind unübersehbar und würzen die Geschichten zusätzlich, so dass man sehr viel Spaß mit den Episoden haben kann, die mit sehr viel Liebe und Leidenschaft in Szene gesetzt wurden und die Saga niemals langweilig werden lassen. Vor allem weil auf jeder Seite ein Augenzwinkern hervorblitzt. Der ganze Band wird so zu einem Spielfeld für den Künstler und seine Freunde, die vor nichts Respekt zu haben scheinen.

Auch die zweite Sammlung der „Geschichten aus dem The Goon Universum“ vereint wieder sehr schräge und skurrile Geschichten, in denen der Autor und Künstler genüsslich aus dem Vollen schöpft, um mit derben Humor die Klischees auf die Schippe zu nehmen, die seine Kollegen in ihren Horror- oder Gangster-Geschichten manchmal einfach viel zu ernst nehmen.