Dial H - Bei Anruf Held 2: Scheibenkleister! (Comic)

China Miéville
Dial H - Bei Anruf Held 2
Scheibenkleister!
(Dial H 6-15, 2013)
Übersetzung: Josef Rother
Titelbild: Brian Bolland
Zeichnungen: David Lapham, Alberto Ponticelli
Panini, 2014, Paperbackm 220 Seiten, 19,99 EUR, ISBN 978-3-86201-877-1

Rezension von Karl E. Aulbach

Sehr gelungen ist Band 2 von „Dial H - bei Anruf Held“. Der Klappentext spricht von „der innovativsten Superhelden-Serie des neuen DC-Universums“. Diese Aussage könnte man, was die Innovation betrifft, durchaus unterschreiben. Allerdings trifft das Attribut „neu“ nicht den Nagel auf den Kopf. Die ‚magischen‘ Wählscheiben, die beim Wählen von H-E-L-D den Betreffenden immer in einen anderen Superhelden verwandeln, waren schon in den 70erbeziehungsweise 80er Jahren des vergangenen Jahrhundert - zwar sehr selten aber immerhin - als Nebenstorys der „Superman“-Ausgaben des Ehapa-Verlags erschienen.

Damals waren Hauptakteure allerdings noch zwei Teenager und durch die Seitenbeschränkung - die Abenteuer waren quasi als Heftfüller immer nur wenige Seiten lang - waren Charaktere und Storyline stark eingeschränkt. Trotzdem war das neben den Storys um die Legion der Superhelden schon damals eine Lieblingsbegleitserie.


Die Serie von heute ist allerdings erwachsener geworden. Es gibt eine starke Rahmenhandlung, die in diesem Fall - leider - nicht bei Atlantis stehen bleibt, sondern ins Multiversum führt. Total genial sind die beiden Hauptpersonen, eine relativ alte Frau und ein ‚mittelalter‘, dicklicher Mann - ‚Antihelden‘, die wie aus dem Lehrbuch Fehler machen, quengeln, streiten, trotz aller Defizite immer mutig kämpfen und einfach herrlich ‚menschlich‘ sind.


Die beiden Multihelden, die durch die Wählscheibe immer neue Identitäten annehmen, sind wirklich mit das Beste an Charakterisierung, was im Comicbereich zu finden ist. Ein ganz dickes Lob für den verlegerischen Mut, die ausgetretenen Superhelden-Pfade zu verlassen und solche Charaktere zu kreieren!

Besonders zum Ende hin wird die Story aber leicht unübersichtlich, wozu auch das feuerwerksmäßige Wechseln der Identitäten, das auf der anderen Seite natürlich von höchster Kreativität zeugt, beiträgt. Die Rahmenhandlung geht einfach zu weit und wird in Bezug auf die multiversale ‚Vermittlung‘ auch zu ausladend inszeniert. Dies dürfte sich bei hoffentlich noch kommenden Folgebänden wohl als schwere Hypothek erweisen und künftige Handlungsspielräume einengen.

Im Fazit dennoch ein begeisternder und ausgefallener Band mit mehr als 200 Seiten, der wirklich absolut empfehlenswert ist.