H. G. Wells: Der Krieg der Welten (Buch)

H. G. Wells
Der Krieg der Welten
(The War of the Worlds (1897)
Übersetzung: Hans-Ulrich Möhring
Mit einem Nachwort von Elmar Schenkel.
Fischer, 2017, Hardcover, 304 Seiten, 22,00 EUR, ISBN 978-3-596-95029-4 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Gunther Barnewald

Neben der Novelle „Die Zeitmaschine“ dürfte dieser Roman wohl die berühmteste Schöpfung des begnadeten Autors Herbert George Wells sein. Eine Geschichte, welche sehr viele Menschen kennen, egal ob sie das Buch gelesen, die Verfilmungen gesehen oder die Musik dazu gehört haben von Jeff Wayne mit den jeweiligen sonoren Erzählerstimmen von Richard Burton oder, in der deutschen Ausgabe, Curd Jürgens.

Elmar Schenkel weist im Nachwort darauf hin, dass besonders die lautstarke Kommunikation der marsianischen Invasoren, die mit ihrem „Ulla ulla“ den Menschen kalte Schauder über den Rücken laufen lassen, geradezu nach einer akustischen Umsetzung schreit, genauso wie die Unmittelbarkeit der geschilderten Handlungen, die auch das berühmte Hörspiel von Orson Welles von 1938 für sich nutzte, welches dermaßen spektakulär geriet, dass es Panik in der Bevölkerung der USA auslöste, da man die Invasion für echt und gerade in Gang befindlich hielt.


Auch bei dieser Geschichte braucht man kaum Worte über den Inhalt des Romans zu verlieren: Marsianische Invasoren überfallen mit überlegener Technik die Erde, vernichten menschliche Bauwerke, Technik (z. B. Kriegsschiffe; wen hätte das Schicksal der tapfer kämpfenden „Thunderchild“; dt. „Donnerkind“, nicht zu Tränen gerührt) und Menschen mit ihrem Hitzestrahl, bis für die unterlegene Menschheit kaum noch eine Chance des menschenwürdigen Überlebens besteht.


Wells wollte seinen britischen Landsleuten, den größten Kolonialherren der damaligen (1897) Zeit, drastisch vor Augen führen, wie man sich als brutal Kolonisierter wohl fühlt, wenn es nicht um Gerechtigkeit und Anständigkeit, sondern nur um die Überlegenheit der Waffen geht und einem die Freiheit genommen wird durch Macht und Brutalität.

Bekanntermaßen kommt die Menschheit mit einem „Blauen Auge“ davon und Wells genialer Kniff gegen Ende ist sicherlich noch heute einer der tollsten Plots der Literatur-Geschichte.

Neben dem von Hans-Ulrich Möhring neu übersetzten Roman enthält die vorliegende Ausgabe noch zwei kürzere Storys des Autors („Der gestohlene Bazillus“ und „Der denkwürdige Fall von Davidsons Augen“; letztere hat möglicherweise Daphne DuMaurier zu ihrem wundervollen Roman „The House on the Strand“; dt. unter anderem als „Ein Tropfen Zeit“, angeregt) und die etwas längere Geschichte “Im Land der Blinden”.

Wer übrigens wissen möchte, wie die Geschichte hätte weitergehen können, wenn die Invasoren gesiegt hätten, der lese die grandiose Serie von John Christopher um die Tripods, eine der genialsten literarisch inspirierten Serien überhaupt, die aber völlig eigenständig Wells’ Idee (oder besser die seines Bruders, von dem sie ursprünglich stammt) weiterentwickelt und verfeinert.

Und so wie H. G. Wells in Karl Alexanders Roman „Time after Time“ (dt. als „Flucht ins Heute“) selbst zum Protagonisten wird, geschieht dies auch im Roman „The Space Machine“ (dt. als „Sir Williams Maschine“) von Christopher Priest, wo der Autor mit seinen Mitmenschen nochmals den Kampf gegen die marsianischen Invasoren durchzustehen hat.

Somit hat auch dieser Roman weltweit die Menschen bewegt und inspiriert.

Damit ist die vorliegende Ausgabe eine insgesamt lohnenswerte Neuveröffentlichung in kleinem, handlichem und lesefreundlichem Hardcover-Format, nett aber nicht spektakulär gestaltet. Ergänzend erscheint auch „Die Zeitmaschine“ in dieser Klassiker-Reihe bei Fischer.