Andrea Tillmanns: Julia Jäger und die Legende des Lichts - Julia Jäger 2 (Buch)

Andrea Tillmanns
Julia Jäger und die Legende des Lichts
Julia Jäger 2
O’Connell Press, 2016, Taschenbuch, 188 Seiten, 8,90 EUR, ISBN 978-3-945227-55-8 (auch als Hardcover und eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Die Schülerin Julia Jäger verfügt über telekinetische Kräfte. Nachdem sie und ihr Freund Tim es mit einem Magier zu tun bekamen („Julia Jäger und die Macht der Magie“), entfaltet er die Gabe, Farben erspüren und magische Objekte erkennen zu können. Aufgrund dessen interessiert er sich besonders für ein Artefakt, das ihm sein Großvater nebst etlichen anderen hinterließ: einen ‚Engel‘ mit nur einem Flügel. Da er vermutlich keltischen Ursprungs ist, möchte sich Tim bei der Klassenfahrt der Irland-Gruppe anschließen, um Recherchen anzustellen.

 

Eigentlich hatte Julia von gemeinsamen Tagen auf Malta geträumt, aber sie schließt sich Tim an und freut sich, dass auch all ihre Freundinnen und die netten Schüler sich für Irland entschieden haben. Ebenfalls dabei ist Alexander, der Julias Geheimnis kennt und ihr schon einige Male geholfen hat, wenn sie und Tim in Schwierigkeiten gerieten.

Obwohl die beiden nicht wissen, ob sie ihm wirklich trauen können, da er Fragen stets ausweicht, haben sie keine Wahl, als seine Hilfe erneut in Anspruch zu nehmen, denn durch ihre Nachforschungen machen sie auch Personen auf sich aufmerksam, die nichts Gutes im Sinn haben und Julias Kräfte missbrauchen wollen…


Obschon die Bände in sich abgeschlossen sind, bauen sie aufeinander auf, und es werden Bezüge zu dem bisherigen Geschehen hergestellt, sodass es sinnvoll ist, die Serie in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Zwar wird das Notwendige kurz erklärt, aber es macht nun mal mehr Spaß, wenn man weiß, worum es geht.

Auch in diesem Roman steht die spannende, aber nicht übertrieben aufgebauschte Handlung im Vordergrund: Vor allem die Recherchen von Tim und Julia werden thematisiert, während andere für Jugendbücher typische Dinge kaum eine Rolle spielen, wie zum Beispiel ‚Zickenkriege‘, Lehrer-Ärger, Eltern-Generve. Selbst die Romanzen verlaufen clean und ohne Herzklopfen zu verursachen. Julia und Tim wirken mehr wie sehr gute Freunde als wie ein heiß verliebtes Paar (und das mit 16/17…). Klar, darum geht es ja auch nicht, aber ein bisschen mehr Herzschmerz und Schmetterlinge wären realistisch und würden der Zielgruppe - Mädchen zwischen 12 und 16 Jahre - gewiss gefallen.

Leider folgen auch die Nachforschungen einem gewissen Schema: Man besucht Antiquariate, Museen und Bibliotheken. Seltsame Käuze wissen mal mehr, mal weniger, und der Bösewicht macht sich früh verdächtig. Dennoch dauert es eine Weile bis zum finalen ‚Showdown‘, der dann in eine ganz andere Richtung geht, als erwartet. Bis dahin gibt es noch eine Überraschung, die, wie der erfahrene Leser merkt, früh eingefädelt wurde, damit sie schlüssig ist, zugleich die speziellen Talente jedoch inflationär werden lässt.
Die Jugendlichen erscheinen fast schon zu abgeklärt, wie sie miteinander umgehen und Konflikte vernünftig vermeiden oder wie sie durch ein ‚unauffälliges‘ Verhalten verhindern, dass sich ahnungslose Mitschüler und Lehrer einmischen und die Situation unnötig verkomplizieren. Alexanders Geheimnisse werden nicht aufgedeckt, doch wird deutlich, dass ihm mehr Mittel zur Verfügung stehen, als zunächst angenommen. Freilich ist das ein durchschaubares Manöver, um nicht zu viel preiszugeben und die Spannung zu erhalten, aber wird es überstrapaziert, zehrt es irgendwann an der Geduld der Leser, die nicht ewig hingehalten werden wollen.
Sehr schön sind die Beschreibungen der locations, Sagen und Symbolen, die den Schluss zulassen, dass die Autorin die Orte besucht oder/und sich ausgiebig mit Irland beschäftigt hat.

Andrea Tillmanns „Julia Jäger und die Legende des Lichts“ ist ein spannendes und zugleich gewaltarmes Jugendbuch, adressiert an ein Publikum, das fantastischen Stoff mit ein wenig Romantik zu schätzen weiß, auf zu viel drögen Schüleralltag und unangebrachten Horror jedoch keinen Wert legt.

Vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch an die Bücher von Carolyn Keene (‚Sammelpseudonym‘ für mehrere Autoren, von denen unter anderem „Das Geheimnis des Spinnen-Saphirs“ [Harriet Adams, 1968] stammt) - in genau diesem Stil ist auch die „Julia Jäger“-Reihe geschrieben.