Bryan Smith: Abschaum (Buch)

Bryan Smith
Abschaum
(Depraved 2)
Übersetzung: Patrick Baumann
Festa, 2016, Paperback, 350 Seiten, 13,95 EUR, ISBN 978-3-86552-459-1 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Jessica hat es einmal wieder verbockt. Unehrenhaft ist sie aus der Army entlassen worden und zu ihrem Vater zurückgekehrt. Dass dieser ihr einmal mehr den Arsch retten wird ist so sicher, wie das Amen in der Kirche. Bis dahin hält sie sich mit Hochprozentigem über Wasser.

Nach einer Orgie wacht sie im Haus eines Unbekannten auf. Dass diesem die Kehle durchgeschnitten wurde, nachdem er offensichtlich gefoltert wurde, ist dabei noch nicht einmal das Schlimmste. Dass ihr eine Killerin die Tat in die Schuhe schieben will, ist weit beängstigender. Jessica muss untertauchen, bis ihr Dad alles wieder einmal bereinigt hat. Und wo nur werden die Cops sie am wenigsten vermuten? Richtig, an dem Ort, an dem sie fast draufgegangen ist.

Nein nicht Afghanistan, Hopkins Bend, das verlassene Kaff im Outback der Rednecks, scheint als Rückzugsort optimal zu sein. Die perversen Mutanten, die sie einst gefoltert und beinahe umgebracht haben, sind nicht mehr, der Ort weiträumig geräumt.

Doch dann muss Jessica erfahren, dass es einige wenige Überlebende gab; Flüchtlinge, die bei Verwandten in der Nähe untergekommen sind, Familienangehörige, die nicht nur ihren alten Neigungen frönen sondern auch mehr als willig sind, da weiter zu machen, wo ihre verblichenen Verwandten aufgehört haben.

Das muss auch Daphne erfahren. Eigentlich wollte sie mit einem Bekannten nur ein wenig Nervenkitzel erleben, etwas Verbotenes tun. Dass Adam dann der Schädel weggeschossen wird, sie selbst zur Mörderin und Gefangenen wird, hätte sie vielleicht noch verkraftet, doch dann hängt sie plötzlich am Fleischerhaken eines Diners und soll in Einzelteilen den Gästen serviert werden…

 

Bryan Smith schreibt keine Bücher für Zartbesaitete. In seinen zumeist im Redneck-Milieu der Südstaaten angesiedelten Büchern kokettiert er gerne und ausgiebig mit dem Undenkbaren - Kannibalismus, perverseste Lustbefriedigung und plakative Gewalt.

Schon in „Verkommen“ stellte er uns seine Protagonistin Jessica vor, erzählte ihre Geschichte von Marter, Tod und Gewalt. Nun also die Fortsetzung - und Smith legt noch eine Schippe drauf… eine große Schippe! Mit dabei, neben Jessica und ihrem Vater, jede Menge Hinterwäldler, Kannibalismus, Sadismus, Perversionen und schwarze Magie. Das ist unappetitlich, grausam, versaut und abartig. Fäkalien fließen und werden genutzt und benutzt, um den Leser zu schocken. Dabei gibt es im Plot selbst keine wirklich sympathische Figur. Ein Jeder oder Jede hat seine Macke, ist irgendwo verderbt, gebrochen und merkwürdig auf eine böse Art.

Erstaunlich dabei zum einen, dass der Roman nicht in der Extrem-Reihe veröffentlicht wird, in der er bestens aufgehoben wäre, aber auch, dass es Smith gelingt, neben der Aneinanderreihung von Abartigkeiten auch noch eine Geschichte zu erzählen. Das ist zwar Splatter, aber, anders als bei vielen seiner Kollegen, nicht nur eine Aneinanderreihung von perversen Absonderlichkeiten sondern auch eine Story, die zumindest einen Anfang, ein Mittelteil und ein Ende besitzt.

Ob der letzte Schlenker dabei wirklich notwendig gewesen wäre, sei einmal dahingestellt, letztlich findet der Leser hier genau das, was er sucht: viel Gore in einer rasanten Handlung.