Linea Harris: Geteiltes Blut - Bitter & Sweet 2 (Buch)

Linea Harris
Geteiltes Blut
Bitter & Sweet 2
Ivi, 2016, Paperback mit Klappenbroschur, 380 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-492-70422-9 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Jillian Benett hat ihr erstes Jahr an der Winterfold-Akademie, einer Schule für Hexen, Vampire und Werwölfe, hinter sich gebracht und feiert mit ihren Freunden ihren 18. Geburtstag. Dabei passiert das Unheil: Versehentlich hat sie sich auf die Zunge gebissen, und als Ryan Almond, ihr Freund, sie küsst, schmeckt er ihr Blut, was seine Gier weckt, denn der Vampir hat zu lange nicht getrunken. Als eine der mächtigsten Hexen und - wie sie seit Kurzem weiß - Halbdämonin sollte Jill eigentlich in der Lage sein, Ryan abzuwehren, aber sie will… kann nicht. Warum ihn nicht kurz trinken lassen?

Alissa Collins, Jills beste Freundin, verhindert den Biss, und danach ist Ryan wie vom Erdboden verschluckt. Weder meldet er sich telefonisch noch taucht er zu Schulbeginn an der Akademie auf. Jill ist verzweifelt: Hat er sie verlassen, weil sie nicht stark genug war? Hasst er sich wegen dem, was er ist, so sehr, dass er nicht mehr mit ihr zusammen sein will? Selbst Ally, Derek Watson Don Lewis und der Kobold Cox, der sich der Hexen-Clique angeschlossen hat, schaffen es nicht, Jill aus ihrem Selbstmitleid und ihrer Lethargie zu reißen.

Schließlich veranlasst Nathan Lockwood, der mittlerweile zum Schulleiter befördert wurde, dass Jill dem neuen Schüler Chaz Henderson beibringt, wie man seine Prana (Lebensenergie) kontrolliert, denn sie ist außer dem Neuling die Einzige, die auf ihre Prana direkt zugreifen kann. Allerdings hat Jill dazu genausowenig Lust wie Chaz.

Nachdem Cox ihr gehörig die Leviten gelesen hat, wird ihr klar, dass es so nicht weitergehen kann und es auch die Freunde nicht verdient haben, von ihr ignoriert zu werden. Prompt versöhnt sie sich mit allen, und Chaz erhält seine erste Lektion.

Der Schmerz, Ryan verloren zu haben, lässt nach, was auch daran liegt, dass Jill herausfindet, dass der umschwärmte Nathan keineswegs etwas mit dem Biest Vanessa Cole gehabt hatte, sondern dass sein Herz allein Jill gehörte und noch immer gehört. Da er jedoch nicht wollte, dass sie bis Schulende drei Jahre auf ihn wartet und auf alles verzichtet, woran Teenager Spaß haben, ließ er es zu, dass sie sich in Ryan verliebte. Nun scheinen Jill und Nathan eine zweite Chance zu bekommen, doch ausgerechnet jetzt kehrt Ryan an die Schule zurück, und Jill weiß nicht, wer ihre wahre Liebe ist.

Doch das ist noch das kleinste Problem, denn etwas lauert seit geraumer Weile im Wald und ist hinter Jill her, aber es sind keine Mairas (Halbdämonen). Zu spät findet sie zusammen mit ihren Freunden heraus, wer dahintersteckt, und so können sie nicht verhindern, dass ein Dämon in die Menschenwelt gelangt. Zwar wird er vernichtet, doch der Preis ist hoch: Jill verliert jemanden, den sie sehr liebt. Und damit ist die Gefahr noch längst nicht gebannt. Einer ihrer Freunde wird ins Reich der Dämonen entführt…

 

Gegenüber dem ersten Band hat sich nicht viel verändert, und es geht auch im gleichen Stil weiter. Schon zu Beginn wird von einer unbekannten Gefahr gemunkelt. Jill fühlt sich, gewiss zu Recht, beobachtet. Nach einem entsprechenden Appetizer wird die Angelegenheit jedoch erst einmal auf Eis gelegt, da die Hauptfigur, aus deren Sicht die Ereignisse geschildert werden, um Ryan, der sie einfach sitzenließ, ausgiebig trauert - genauso wie Bella um ihren Edward in „Bis(s) zur Mittagsstunde“ („Twilight“ 2). Es gibt keine Aussprache, nichts, und weg ist er. Zurück bleibt ein permanent verheultes Mädchen, das bloß noch jammert und zu nichts mehr zu gebrauchen ist.

Während Jill sich gehen lässt und allen, die es gut mit ihr meinen, vor den Kopf stößt, haben andere reichlich Gelegenheit, unheilvolle Pläne zu realisieren. Als Jill und ihre Kameraden den Übeltätern, die sich vor lauter Machthunger auf etwas eingelassen haben, was viel zu groß für sie ist, auf die Schliche kommen, ist die Tat kaum mehr rückgängig zu machen und der Dämon zu stoppen.

Dass eine Figur im Kampf sterben muss, ist der Glaubwürdigkeit geschuldet, denn es kann ja nicht sein, dass angesichts übermächtiger Gegner immer alle bloß mit ein paar Kratzern davonkommen. Außerdem war wohl ‚einer zu viel an Bord‘, sodass man anhand der Art, wie der Protagonist zuletzt beschrieben wurde, frühzeitig merkte, dass die Autorin ihm kurzerhand ‚das rote Trekkie-Shirt‘ übergestülpt hatte.

Mit den Dämonen, die im vorherigen Buch „Mystische Mächte“ einen kurzen Auftritt hatten, wird nun ein neuer, stärkerer Feind in Szene gesetzt. Offenbar ist deren Reich in Aufruhr, es herrscht Krieg, einige scheinen die Menschenwelt erobern zu wollen, doch was genau los ist und inwieweit Jill aufgrund ihrer Herkunft darin verwickelt ist, dürfte das Thema des letzten Bandes sein.

Nach diesem ist die Saga aber noch nicht zu Ende, denn mit „Bitter & Bad“ folgt eine weitere Trilogie, in der womöglich nicht Jill, sondern zwei ihrer Freunde im Mittelpunkt stehen werden, vielleicht Ally und ihr Schwarm. Man wird sehen…

Geschickt verwebt die Autorin die bekannten Versatzstücke des Romantic-Mystery-Genres zu einem unterhaltsamen Jugendroman, der diesmal neben temporeichen Kämpfen und Teenager-Gemeinheiten jede Menge Herz-Schmerz aufbietet. Letzteres hätte man gnädigerweise etwas abkürzen können (denn damit ging ja schon vielen Bella gewaltig auf die Nerven). Durch dieses langwierige Aufbauschen hat man prompt den Eindruck, dass der endgültige Verlust eines geliebten Menschen Jill weit weniger aus der Bahn wirft als das temporäre Verschwinden ihres Freundes.

Auch bei „Geteiltes Blut“ hat man wieder das Gefühl, eine Light-Mischung aus „House of Night“, „Vampire Academy“ und „Twilight“ zu lesen, doch offenbar hat das Thema immer noch zahlreiche Anhänger, die genau das wollen: Schüler-Alltag mit supertollen Hexen, Vampiren und Werwölfen zum Träumen, Kämpfe gegen böse Feinde und bittersüße Romanzen („Bitter & Sweet“). Vor allem Leserinnen ab 13 Jahre dürften an dieser Serie sehr viel Freude haben.