Robert Kraft: Loke Klingsor, der Mann mit den Teufelsaugen 4 (Buch)

Robert Kraft
Loke Klingsor, der Mann mit den Teufelsaugen 4
Titelbild und Innenillustrationen: Otto Peter
Verlag Dieter von Reeken, 2017, Hardcover, 614 Seiten, 40,00 EUR, ISBN 978-3-945807-05-7

Rezension von Carsten Kuhr

Loke Klingsor, Sohn eines Wikinger-Nachfahren und einer indischen Weisen, erzogen in tibetanischen Klostern und mit besonderen Geisteskräften ausgestattet, gehört zu einer geheimen Gruppe von Menschen, den Skalden, wie sie sich selbst nennen. Diese leben nicht nur unerkannt unter der normalen Bevölkerung, sie herrschen über Reiche in abgelegenen Landstrichen, führen dort mit primitiven Waffen Krieg mit- und gegeneinander, gebieten über technisch weit überlegene Errungenschaften und verblüffendes Wissen.

Einst war er, der zu den mächtigsten Menschen der Erde zählt, in Freundschaft Samuel Philipp, einem Milliardärssohn aus New York, zugetan. Seitdem dieser versucht, dem Geheimnis des Mannes mit den Teufelsaugen in Form der Tätowierung von dessen Rücken zu reißen, ist die Freundschaft zerbrochen. Drei Millionen Dollar hat Philipp für denjenigen ausgelobt, der ihm die Tätowierung bringt; wenn Klingsor dabei stirbt, wäre ihm dies nur recht. Dabei ist auch Philipp selbst nur ein Erfüllungsgehilfe weit mächtigerer Männer im Hintergrund - grausamer, böser Männer, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, alles für das die Skalden stehen, zu pervertieren und Klingsor in den Untergang zu treiben.

Immer deutlicher wird, dass Loke Klingsor die Pläne seines Gegners lange durchschaut hat. Immer wieder führt er die, die ihn meucheln sollen, in Versuchung, präsentiert ihnen Schätze und Wissen. Diejenigen unter seinen Häschern, die der Versuchung widerstehen, die ihren Versuch wahrhaftig bereuen, zieht er auf seine Seite. Ihnen vergibt er - natürlich erst, nachdem er ihren Charakter sorgfältig geprüft hat, und bietet ihnen einen Platz an seiner Seite an. Die aber, die habgierig nur ihr eigenes Wohl im Sinn haben, werden gefangengesetzt und müssen büßen - wie auch Philipp, der bereits im wahrsten Sinne des Wortes im Fegefeuer schmort.

Vorliegend geht es über den Vorderasiatischen Dschungel nach Südamerika, bereisen wir nicht nur Ceylon, sondern auch die Tiefe der Meere und die höchsten Höhen des Himalajas. Immer wieder stoßen die Erfüllungsgehilfen Klingsors dabei auf Golems, humanoide, riesige Steinwesen, die durch eine magische Kugel belebt und gelenkt werden. Was noch keiner ahnt, Klingsor selbst hat seine Frau und ihren kleinen Sohn seinen Widersachern ausgeliefert. Bedroht von künstlichen Elefanten, Lemuren und Verrätern droht ihnen der grausame Tod…

 

Einmal mehr kann ich feststellen, dass Dieter von Reeken erfolgreich, vollständig, qualitativ hochwertig und noch dazu pünktlich eine Neuauflage abgeschlossen hat. Nach PAMs „Jan Mayen“ und „Sun Koh“ sowie Robert Krafts „Atalanta“ liegt nun mit „Loke Klingsor“ ein weiterer der umfangreichen Kolportage-Romane aus der Feder Krafts im Neusatz vor.

Gerade das Einscannen der Texte erweist sich dabei als wahre Sisyphusarbeit. Nur zu oft müssen die Scans langwierig und arbeitsintensiv nachbearbeitet werden - die Transformation von Fraktur zu modernen Lettern ist da doppelt schwierig.

Inhaltlich aber hat sich die Arbeit auf jeden Fall gelohnt. Immer wieder war es für mich überraschend, wie viele spätere Autoren sich bei Kraft bedient haben, sich Anregungen holten, was dessen Imagination anbetrifft.

Wir erleben Krafts ganz eigene Version von Transmittern, Fernsehern, reisen durch die Lüfte wie durch die tiefsten Meere, bereisen Dschungel, Wüsten und Hochgebirge, lernen Geheimgesellschaften kennen. Dass der Autor dabei wenig mit Zwischentönen arbeitet, dass seine Schurken immer zutiefst böse und uneinsichtig sind, dass diese ihr gerechtes Schicksal ereilt, sei angemerkt - schließlich sollten die Texte die Bevölkerung auch ein wenig bilden und dazu anhalten, sich moralisch einwandfrei zu verhalten.

Dass sich die Texte trotz des enormen Umfangs auch heute noch interessant und flüssig lesen lassen, spricht nur für den Autor und dessen Fähigkeit, packend zu fabulieren.

Wer also einmal erfahren möchte, von was sich unsere Urgroßväter haben faszinieren lassen, wer mit echten Helden auf Abenteuer ausziehen möchte, der kann wahrlich Schlechteres tun, als zu Robert Kraft zu greifen, der meines Erachtens den Vergleich mit Jules Verne nicht zu scheuen braucht und Karl May weit hinter sich lässt.