Carina Bargmann: Sayuri (Buch)

Carina Bargmann
Sayuri
Umschlagillustrationen von Frauke Schneider
Arena, 2010, Hardcover, 308 Seiten, 18,95 EUR, ISBN 978-3-401-06446-8

Petra Weddehage

Sayuri kann sich ihrer Umwelt nur mit Gesten verständlich machen. Da ihre Mutter an einer geheimnisvollen Krankheit verstarb, kümmern sich nun ihre Freunde um das Mädchen, allen voran Marje, deren Bruder Milan der unerschrockene Anführer einer Diebesgilde ist.

Doch das Leben aller Bewohner der Stadt ist bedroht. Der Wasserstand des Flusses Shanu sinkt immer mehr. So werden die Kosten für das Leben spendende Nass immer größer. Eines Tages drehen die hochwohlgeborenen Oberstädter den Leuten aus der Unterstadt den Hahn zu.

Um nicht zu verdursten, setzten Marje und Milan einen tollkühnen Plan in die Tat um. Dabei wird Marje von einem Wachmann entdeckt, den sie lebensgefährlich verletzt, ohne dass sie ahnt, dass es sich hierbei um Kiyoshi, den Neffen und Erben des verhassten Königs, handelt. Dieser überlebt, aber er empfindet keinen Hass für das Mädchen. Er denkt nur noch an ihre wunderschönen Augen, in denen er zu versinken drohte.

Dann überschlagen sich die Ereignisse, als der König befiehlt, ausnahmslos alle Kinder im Alter von sechzehn Jahren aus der Stadt zu verbannen. Kiyoshi kann diese Ungerechtigkeit nicht ertragen. Eine alte Prophezeiung veranlasst ihn, den Palast und die sichere Umgebung der Stadt aufzugeben. Dabei kreuzen sich seine und Marjes Wege erneut.

Sayuri will eigentlich mit Marje zusammen aus der Stadt fliehen, aber die beiden werden getrennt. Da begegnet ihr ein geheimnisvoller junger Mann, der sie vor den Soldaten rettet und sich um sie kümmert. Sayuri weiß nicht, dass sie ein ganz besonderer Mensch ist. Erstaunt erkennt das Mädchen, dass sich nur eines wünscht: endlich eine Stimme zu haben, und dass die Erfüllung dieses Wunsches näher ist, als sie je zu hoffen wagte. Doch auch ihr Retter ist etwas Besonderes.

Mehr soll über die Protagonisten und ihre Abenteuer nicht verraten werden, da sonst die Spannung schwindet. Carina Bargmann erzählt eine Geschichte von einer Welt voller Wunder. Da gibt es die tapferen Freunde, die durch ihren Mut, ihre Hingabe und ihre Liebe alle Widrigkeiten, denen sie begegnen, überstehen. Die einzelnen Protagonisten werden im Laufe der Erzählung näher beleuchtet, und der Leser erfährt, welche Gründe der eine oder die andere hat, um so und nicht anders zu agieren. Damit wird den Figuren eine Tiefe verliehen, die so nicht immer selbstverständlich ist.

Leider schwächelt die gut erzählte Geschichte auf den letzten Seiten, und das abrupte Ende lässt den Verdacht aufkommen, dass die Autorin die Lust an ihren Figuren verloren oder ihr Seitensoll erfüllt hat. Vielleicht entsteht ja noch eine Fortsetzung, in der sich einiges wieder gerade biegen lässt.

Der Schutzumschlag ist von mitternachtsblauer Farbe. Darauf sieht man die Schatten von drei Gestalten. Umrahmt sind diese von etlichen Ranken mit Blüten und Blättern. Diese Pflanzen sind in der Farbe von Veilchen gehalten, während die Blüten weiß und rosa schimmern. Regentropfen gleich finden sich glitzernde blaue Streifen auf dem Umschlag, die diesen Band ungemein veredeln.

Alles in allem ist hier eine wunderschöne und unterhaltsame Geschichte für Kinder und junge Erwachsene entstanden, die ihresgleichen suchen dürfte.