Wade H. Garrett: Ein Blick in die Hölle - Buch 2 (Buch)

Wade H. Garrett
Ein Blick in die Hölle - Buch 2
(The Angel of Vengeance)
Übersetzung: Christian Jentzsch
Festa, 2016, Paperback, 314 Seiten, 12,80 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Selbstjustiz ist gesetzlich überall auf der Welt verboten. Und das hat einen guten Grund, sind doch die Opfer und ihre Angehörigen bei der Suche nach den Tätern, die sie ins Unglück gestürzt haben, nicht eben objektiv und unvoreingenommen. Allerdings mangelt es unserem modernen Rechtssystem oftmals an einer wirklichen Strafe, gehen gerade in den USA Täter, wenn sie nur über einen versierten, teuren Anwalt verfügen, als freier Mann oder Frau aus dem Gerichtssaal, so schuldig im Sinne der Anklage sie eigentlich auch wären.

Dass hier Frustration aufkommt, dass Viele am liebsten persönlich für ein wenig Gerechtigkeit sorgen möchten, ist verständlich. Was uns aber Wade H. Garrett vorstellt, das sprengt - bewusst - alle Grenzen. Da zieht ein selbst mehrmals von den Strafverfolgungsbehörden und der Justiz betrogenes Opfer selbst zu Felde, schwingt sich zum Ankläger und Richter auf.

Seth hat Gründe für sein Verhalten - zweifellos und nachvollziehbar. Seit er als Kind, nachdem ein betrunkener Autofahrer seine Eltern umgenietet hat und anschließend geflohen ist, ins Waisenhaus kam, begegnete ihm die Ungerechtigkeit in den mannigfaltigsten Beispielen - bis er beschloss, der Gerechtigkeit ein wenig, nun sagen wir mal so, auf die Beine zu helfen. Selbstjustiz ist verboten, doch in den Jahren, seitdem er sich um ein wenig Ausgleich bemüht hat, ist ihm nie ein Täter erwischt.

In seinem Keller, immerhin 6 Meter unter der Erdoberfläche und damit so weit abgedämmt, dass niemand die Schreie der Gefolterten hören kann, nimmt er sich derer an, die durch das weit gespannte Netz der Justiz fallen. Kinderschänder, als Waise kann er ein Lied davon singen, dass es weit mehr Pädophile gibt als man denkt, Vergewaltiger und Kindermörder; sie alle kommen in den ganz besonderen Genuss seiner „Zuwendung“. Seinem neuesten Zugang im Keller erzählt er von seinen eindrucksvollsten Fällen - die „Vorfreude“ auf die zukünftige Marter bereitet den Gefangenen schon einmal innerlich auf seine spätere Marter bei Seth vor - hat er doch eine ganz persönliche Rechnung zu begleichen…


Der Verlag hat vorliegendes Buch für seine Übersetzung in zwei Teile aufgesplittet. Insoweit schließt dieser Band nahtlos und ohne große Einführung an den ersten Teil an.

Dies vorausgeschickt erwartet den Leser erneut ein Blick in Dantes Höllenkreise. Dabei geht der Autor immer nach demselben Schema vor. Zunächst berichtet unser Folterknecht im Auftrag der Gerechtigkeit davon, wie er auf den oder die Täter aufmerksam wurde, wie er sie gejagt und gefasst hat. Nach diesen durchaus interessanten und fesselnden Beschreibungen wird es dann unappetitlich.

Die Beschreibungen, wie unser Folterknecht seine Schuldigen erniedrigt, sie quält und chirurgisch umgestaltet sind nichts für schwache Nerven. Hier zeigt sich eine kranke Phantasie, wenn menschliche Extremitäten ihrer Knochen beraubt und dann zusammengenäht werden, wenn Genitalien plötzlich am Gesicht anoperiert werden oder Menschen dauerhaft miteinander vernäht werden. Das ist pervers, das ist krank, das ekelt und stößt ab - genau das, was der Autor damit erreichen will.