Birthright 2: Der Ruf des Abenteuers (Comic)

Joshua Williamson
Birthright 2

Der Ruf des Abenteuers
(Birthright 6-10, 2015/2016)
Übersetzung: Franz He
Titelbild und Zeichnungen: Andrei Bressan
Cross Cult, 2016, Hardcover, 128 Seiten, 20,00 EUR, ISBN 978-3-86425-983-8

Rezension von Christel Scheja

Die Prämisse von „Birthright“ ist einfach: Was passiert, wenn ein Kind von der Erde entführt wird, um zu einem Auserwählten zu werden. Aber Joshua Williamson macht aus dem klassischen Thema etwas ganz anderes - denn sein Held kehrt überraschenderweise auf die Erde zurück; nicht in dem Alter in dem er war, sondern als erwachsener Mann.

 

Vor einem Jahr ist der kleine Mikey Rhodes im Wald verschwunden. Die Familie zerbrach daran, vor allem die Eltern resignierten schnell, nur der ältere Bruder Brennan gab die Hoffnung nicht auf, was ihn in der Schule zu einem ziemlichen Außenseiter macht, zumal er auch noch das Stigma an sich trägt, möglicherweise der Sohn eines Mörders zu sein, dem man zwar nichts nachweisen kann, der sich aber jetzt seine Schuld schön säuft..

Doch dann taucht ein fremder, barbarisch wirkender Mann auf, der behauptet Mikey zu sein. Man habe ihn auf die barbarische Welt Terrenos entführt, auf der die Zeit ganz anders verläuft. Die Erwachsenen halten ihn für wahnsinnig, nur Brennan glaubt an seinen Bruder und flieht mit ihm. Um der Polizei zu entkommen, muss Mikey all die Fähigkeiten nutzen, die er erlernt hat. Brennan hingegen merkt, dass mit seinem Bruder etwas nicht stimmt und ist fest entschlossen, ihn vor dem Fluch zu beschützen, der in ihm schlummert, genau so wie er ihm beibringen muss, dass man auf der Erde immer noch zuerst redet und erst später mit dem Schwert zuschlägt.


„Der Ruf des Abenteuers“ geht rasant mit den Entwicklungen weiter, mit denen der letzte Band aufgehört hat. Die Brüder sind wieder zusammen und auf der Flucht. Brennan ist sich interessanterweise bewusst, dass sein Bruder nicht so ganz der ist, der er behauptet zu sein, sondern auch noch etwas Verderbenbringendes in sich trägt, das der Erde leicht zum Verhängnis werden könnte.

Auf der anderen Seite aber überwiegt die Loyalität zum Jüngeren, den er nun um jeden Preis beschützen will - nicht ahnend, dass das vielleicht genau das ist, was Mikey eigentlich erreichen will.

Die Geschichte liest sich als actionreiches Road-Movie und spart nicht mit netten Anspielungen auf vergleichbare Genre-Klassiker. Dazu kommen immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit auf Terrenos, die Stück für Stück enthüllen, was dort eigentlich mit Mikey passiert ist und wer die Verfolger sind, die schon eine ganze Weile nach ihm suchen und ebenfalls mit dem Gesetz in Konflikt kommen.

Wieder nimmt die Geschichte dadurch entscheidende Wendungen und bleibt so unvorhersehbar und spannend - eben wie ein Fantasy-Abenteuer auch sein sollte. Gerade weil niemand das tut, was man von ihm erwartet.

Wie auch schon im ersten Band ist das Artwork sehr dynamisch, die Farben sind auf die Atmosphäre der jeweiligen Szene abgestimmt.

„Birthright“ hält auch im zweiten Band, „Der Ruf des Abenteuers“, die hohe Qualität und überzeugt durch eine actionreiche Handlung, die trotz aller Klischees immer spannend und unvorhersehbar bleibt, da die Macher sehr gezielt mit den üblichen Handlungsmustern spielen und die Handlung fest im Griff haben.