X-Men 111 (Comic)

Matt Fraction, James Asmus, Shane McCarthy, Paul Cornell, Marc Bernardin & Adam Freeman
X-Men 111
Utopia 2
(Uncanny X-Men 513: Utopia, Chapter 2/Dark Avengers 7: Utopia, Chapter 3/ Dark X-Men: The Beginning 1: Mimic, Dark Beast + 2: Cloak and Dagger, Waffe Omega, 2009)
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Petz
Titelillustration von Jae Lee
Zeichnungen von Terry Dodson, Luke Ross, Jesse Delperdang, Ibrahim Roberson, Leonard Kirk, Michael Lacombe u. a.
Panini, 2010, Heft, 100 Seiten, 5,95 EUR

Irene Salzmann

Die Aktionen von Simon Trask und seiner ‚Humanity Now!’-Bewegung sind von Erfolg gekrönt: Die Stimmung gegen die Mutanten wurde weiter geschürt, und nach handgreiflichen Auseinandersetzungen gingen die Dark Avengers dazwischen. Cyclops, den man als Anführer ‚seines Volkes’ betrachtet, wird gesucht wie ein Krimineller. Für alle Zivilisten gilt eine Ausgangssperre, die von den Dark X-Men durchgesetzt wird. Einige rebellierende Mutanten werden verhaftet. Auch Beast sitzt in einer Zelle, und was Norman Osborn und Dark Beast mit ihm vorhaben, ist schrecklich. Nicht minder hilflos ist Professor Xavier – falls er der echte ist.

Es scheint, als habe Emma Frost die Seiten gewechselt. Sie leitet die Dark X-Men, misstraut jedoch Osborn, und das aus gutem Grund. Aber wird sie Eins und Eins zusammenzählen und die Konsequenzen daraus ziehen? Unterdessen fallen die Dark Avengers und die Dark X-Men, die sich als Rivalen betrachten, übereinander her.

Wie kommt es, dass sich Mutanten und Menschen mit besonderen Fähigkeiten, die auf der Seite von Recht und Ordnung stehen, ausgerechnet mit Osborn einlassen? Auch das ist eine Frage, die nach Antworten verlangt.

Wer die vorherigen „X-Men“-Bände, in denen gerade ein Crossover im Gange ist, nicht gelesen hat, wird nach der Lektüre des vorliegenden Heftes etwas ratlos sein. Zwar kann man einige Informationen dem Vorwort und der Handlung selbst entnehmen, aber angesichts mehrerer wechselnder Schauplätze, sehr vielen Charakteren, die nicht alle zur ersten Garnitur der „X-Men“ zählen und die teilweise in anderen Serien aktiv sind oder waren, sowie einer nicht durchgehenden Story – zwei Episoden setzen nicht etwa die Geschichte fort, sondern beleuchten kurz, weshalb Mimic, Dark Beast, Cloak & Dagger sowie Weapon Omega für Osborn arbeiten –, werden vor allem jene Probleme haben, die nicht umfassend mit den Protagonisten oder der aktuellen Entwicklung vertraut sind.

„X-Men“ 111 ist ein richtiger ‚Mittelband’ ohne Kopf und Schwanz, der nur für regelmäßige Leser und Sammler interessant ist. Betrachtet man die Episoden unter diesem Aspekt, so werden tatsächlich einige wichtige Informationen gegeben, die Licht ins Dunkel bringen, beispielsweise weshalb Professor Xavier sich gegen seine Schüler stellt, wer die Dark X-Men und welches ihre Motive sind, sich Osborn anzuschließen, und dass weder er noch Trask wirklich für das eintreten, was sie der Öffentlichkeit vorspielen. Die Storyline endet mit einem Cliffhanger, der offen lässt, wie das Kräftemessen von Osborns Truppen ausgeht und wie Emma und die X-Men auf die neuen Erkenntnisse reagieren werden.

Da für Charakterentwicklung innerhalb der action- und intrigenreichen Geschichte wenig Platz ist, verlagerte man dies auf die „Beginning“-Episoden, die aber auch nicht sonderlich in die Tiefe gehen und vor allem unterstreichen, wie skrupellos und heimtückisch Osborn ist, während seine Opfer aufgrund ihrer persönlichen Agenda nicht ablehnen können. Die Illustrationen sind trotz verschiedener Zeichner recht homogen, reichen aber nicht an die Zeichnungen heran, die momentan in „X-Men Legacy“ präsentiert werden – doch das ist Geschmackssache.

Alles in allem durchläuft die „X-Men“ eine spannende Storyline, die zweifellos die Weichen für zukünftige Entwicklungen stellen wird. Man sollte jedoch das Crossover konsequent verfolgen, da die Handlung sehr komplex ist und einzelne Hefte nur einen vagen Eindruck von den Geschehnissen vermitteln.