Michael Schmidt & Achim Hildebrand: Zwielicht 7 (Buch)

Michael Schmidt & Achim Hildebrand (Hrsg.)
Zwielicht 7
Titelillustration von Björn Ian Craig
Saphir im Stahl, 2015, Taschenbuch, 368 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-943948-48-6 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Schon zum zweiten Mal in diesem Jahr erscheint, pünktlich wie die sprichwörtlichen Maurer, die neue Ausgabe des Phantastik-Magazins „Zwielicht“. Seitdem Erik Schreibers Verlag Saphir im Stahl es verlegt, erscheinen die neuen Ausgaben in regelmäßigen Abständen und bieten dem Freund der unheimlichen Literatur nicht nur sachkundige Artikel, sondern auch herausragende Geschichten.

Angereichert und bereichert werden diese von Innenillustrationen, dieses Mal aus der Werkstatt von Oliver Pflug und Daniel Huster. Die Edition zeigt, dass man, bei entsprechendem Einsatz der Beteiligten, ein modernes Magazin auch im Taschenbuchformat veröffentlichen kann.


Vorliegend setzt sich Sheila Hodgson sehr kenntnisreich mit dem Werk M. R. James’ auseinander, Björn Ian Craig, der erneut für das tolle, sehr stimmungsvolle Titelbild verantwortlich zeichnet, setzt den Artikel dann noch in einen weiteren Kontext. Danach beschäftigt sich Daniel Neugebauer mit dem Werk Ray Bardburys, Eric Hantsch stellt uns den vergessenen Phantasten Martin Luserke und sein Werk vor und Katharina F. Bode widmet sich dem scheinbar ewigen Thema des Vampirs.

Neben diesem sekundärwissenschaftlichen Bereich warten auch wieder eine ganze Anzahl von Geschichten darauf, dass sich der Leser für sie Zeit nimmt. Und genießen sollte man diese Erzählungen, sind sie doch jeweils eine Entdeckung wert.

Den Auftakt macht Alyssa Wong, die uns von fernöstlichen Fischern berichtet, die für ihre japanische Kundschaft auf ganz besonderen Fang aus sind - in ihren Netzen sollen sich Meerjungfrauen verheddern, die als Delikatesse gelten, vorher aber auch noch der Lustbefriedigung der Fischer dienen.

Ellen Norten berichtet uns von den Gebeinen eines Großvaters, die versehentlich auf dem Friedhof ausgegraben und ins Haus mitgenommen für gar merkwürdige Vorkommnisse verantwortlich sind.

Michael Tillmann nimmt sich eines schwierigen Themas an: missbrauchter Kinder, die von ihrem Peiniger umgebracht werden. Dass die Opfer auf Rache aus sind ist nachvollziehbar, doch wer sind die Schuldigen? Der perverse Täter, oder doch eher, diejenigen, die die Täter zu Opfer machen und für deren Freilassung sorgen?

Christan Weis lässt die Kriegsheimkehrer aus russischer Gefangenschaft auftreten. Was sie im Gulag erlebt, erlitten und überlebt haben, das prägt sie auch nach ihrer Rückkehr - wie ein kleines Dorf schmerzhaft erfahren muss.

Algernon Blackwood kommt uns in seiner Geschichte ganz ungewöhnlich daher. Statt seiner üblichen Themata präsentiert er uns einen Mann, der, plötzlich Geld in der Taschen, endlich leben will und zu dinieren trachtet.

Bettina Ferbus warnt in einer bitterbös-ironischen Geschichte davor, dass wir alle auf Anweisung von oben mittels den netten Erfindungen der chemischen Industrie in brave und gefolgsame Untertanen verwandelt werden sollen.

Daniel Huster nimmt sich auf ganz eigene Weise des gerade höchst aktuellen Themas der Terroristen an, die auch vor ihrer eigenen Familie nicht halt machen.

Dominik Gintner stellt uns einen Jungen vor, der als Kleinkind davon träumte, sich unsichtbar machen zu können und diese Fähigkeit gerade dringend gebrauchen könnte.

Sheile Hodgson schließlich berichtet uns von der Jagd eines Zeichners nach einer Hexe, die alle einhundert Jahre dafür sorgt, dass ein Dorf von den Fluten eines Hochwassers vernichtet wird.


Wie man sieht, ist für jeden Geschmack etwas dabei und Sie sollten ruhig einmal probieren, ob „Zwielicht“ vielleicht nicht etwas für Sie wäre.