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US-Boxoffice: Los Angeles siegt, Mars verliert

Gleich zwei große SF-Filme gingen dieses Wochenende an den Start. Während das schießfreudige Alien-Invasion-Abenteuer "World Invasion: Battle Los Angeles" ein Überraschungshit wurde und erstaunlich gute 36 Millionen Dollar zum Start einspielte, geriet der neueste von Robert Zemeckis produzierte Zeichentrickfilm, "Milo und Mars" um einen Jungen, der seine Mutter auf dem Mars retten möchte, zu einem der größten kommerziellen Desaster der Filmgeschichte: Bei einem Budget von um die 150 Millionen Dollar spielte der Film zum Start gerade einmal um die 7 Millionen Dollar ein.

"World Invasion: Battle Los Angeles" erinnert entfernt an den letztjährigen (wenig erfolgreichen) "Skyline" (die jeweiligen Macher gerieten deshalb auch juristisch aneinander), und gerade auch vom Erfolg her an den neuseeländischen Überraschungshit "District 9" vor zwei Jahren. Inszeniert hat den Film Jonathan Liebesman, der bisher eigentlich im Wesentlichen nur durch den extrem brutalen "The Texas Chain Saw Massacre: The Beginning“ von 2006 aufgefallen war. Schon vor dem Start konnten seine Regiekünste bei "World Invasion: Battle Los Angeles" wohl einige Entscheidungsträger so überzeugen, dass er als nächstes die Fortsetzung von "Kampf der Titanen" inszenieren darf, die "Wrath of the Titans" (dt. "Zorn der Titanen") heißen wird. Während die arrivierte Kritik von "World Invasion: Battle Los Angeles" nicht überzeugt werden konnte und dem Film auffallend häufig die Attribute "laut und dumm" bescheinigte, konnte die Kernzielgruppe für solche Filme, junge Männer, offensichtlich erreicht werden. Dies dürfte zwei Gründe haben: Eine aufwändige, kreative und differenzierte Marketing-Kampagne und vor allem: Während sich ein Kritiker darüber lustig machte, dass dies ein Film für die Zuschauer sei, die gerne Marines sehen, die sich mit Kampfgeheul in eine Schlacht stürzen, wird diese Art Zuschauer in Hollywood offensichtlich unterschätzt, und deshalb die letzten Jahren konsequent so gut wie nicht versorgt. Wenn das seltene Ereignis eines solchen Films mit starker Gung-Ho-Attitüde (in welchem vor einigen Jahrzehnten vermutlich John Wayne die Hauptrolle gespielt hätte, wie einige Kritiker bemerkten) anläuft, dann kommen diese Zuschauer eben auch. Sollte das kolportierte, verblüffend niedrige Budget von 70 Millionen so stimmen, dürfte "World Invasion: Battle Los Angeles" ein großer Erfolg und sehr profitabler Hit werden.

Ganz anders sieht es aus für "Milo und Mars", ein weiterer Robert-Zemeckis-Zeichentrickfilm für die Walt Disney Studios. Zemeckis hat sich seit ein paar Jahren in das Performance-Capture-Verfahren verguckt und auch wenn seinen Filmen immer wieder Leblosigkeit bescheinigt wird, waren die meisten zwar keine großen Hits, spielten aber immerhin ihr Geld ein. Das wird bei "Milo und Mars" nicht so sein, und das verwundert auch nicht. Die Disney-Studios rochen offensichtlich einen Stinker und fuhren eine verdächtig überschaubare, kaum spürbare Marketing-Kampagne, und die Kritiken waren nun auch verheerend. Der im Original allzu putzig und betulich klingende Titel "Mars needs Moms" half ebenso wenig, wie die Tatsache, dass die rasant fortschreitende Animationsqualität in Konkurrenzprodukten wie "Rango" oder "Toy Story 3" die leblosen Puppengesichter aus Zemeckis’ Filmen die Zuschauer schon in den Trailern zu diesem Film vergrätzt haben dürften.

Auch desweiteren ist im Moment viel Phantastik in den Top Ten vertreten. Ebenfalls ein Neustart ist "Red Riding Hood", eine Rotkäppchen-Verfilmung von "Twilight"-Regisseurin Catherine Hardwicke, und der Name der Regisseurin wurde auch genutzt, um den Film für junge weibliche Teenager als sanften Horror-Film zu positionieren. Das Konzept ging nicht so richtig auf: 14 Millionen Dollar zum Start ist eher schwach, aber, wie ein Journalist so richtig bemerkte: "Welcher "Twilight"-Fan hat sich schon den Namen der Regisseurin gemerkt?" Ebenfalls an die "Twilight"-Fans richtete sich der schon letzte Woche gestartete, ebenfalls nur überschaubar erfolgreiche "Beastly". Ein ebenfalls softer Horror-Film für weibliche Teenager und eine moderne Neuerzählung von "Die Schöne und das Biest" nach dem erfolgreichen Jugend-Roman von Alex Flinn, der nun bei 17 Millionen am zweiten Wochenende steht. Eher an erwachsene Zuschauer richtete sich die ebenfalls letzte Woche gestartete Philip K. Dick-Verfilmung "Der Plan" mit Matt Damon, die am zweiten Wochenende für die Produzenten nur erfreulich überschaubar nachgab und nun bei 39 Millionen Dollar steht.

Text: Oliver Naujoks, Zahlen: Deadline Hollywood Daily