Julia Knight: Fechter und Feiglinge - Ehre ist für Narren (Buch)

Julia Knight
Fechter und Feiglinge - Ehre ist für Narren
(Warlords & Wastrels)
Übersetzung: Juliane Pahnke
Titelbild: Gene Mollica
Knaur, 2017, Taschenbuch, 400 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-426-51996-7 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Einst waren sie die geachtetsten Duellanten Reyes - die Rede ist von den Geschwistern Vocho und Kacha. Sie wurden als Assassinen missbraucht, fielen in Ungnade, flohen und kehrten in ihre Heimat zurück, um die Stadt gegen die angreifenden Golems und die verfeindeten Magier zu verteidigen. Jetzt leitet Kacha die Gilde, auch wenn nur nominell. Tag für Tag sitzt sie auf der Wehrmauer, schaut ins Leere und trauert um ihre verflossene Liebe, den Duellanten Petri. Vocho hat ihr erzählt, dass die Liebe ihres Lebens nicht länger auf Erden wandelt - doch, wie so oft bei dem Filou, war auch dies eine gutgemeinte Lüge.

Im wilden Bergland hat Petri, dessen Gesicht und rechte Hand zerstört wurden, eine neue Heimat gefunden. In der Kameradschaft einer Bande hat er einen neuen Platz in der Welt aufgetan, hat sich die verbliebene linke Hand in Überfällen auf Hilflose blutig gemacht. Doch dann machen sich Kacha und Vocho auf die Suche nach der Bande in den Bergen…


Der Abschlussband der Trilogie liegt hinter mir. Was im ersten Roman so eigenständig, in einer so noch nicht gelesenen Mischung aus einer archaischen Welt, Schwertduellen und Uhrwerk-Religion begann, das präsentiert sich vorliegend eher im Bereich des Üblichen.

Es geht schlicht um die Geschichte einer unerfüllten Liebe, um Zuneigung, Hass und damit zusammenhängende Verwürfnisse. Großes Drama, so könnte man die Handlung prägnant zusammenfassen.

Die Geschwister treten dabei, insbesondere in der ersten Hälfte des Buches, fast schon in den Hintergrund. Statt diesen rückt Petri ins Rampenlicht. Er, der Opportunist, der Karrierist, der sich immer durchschlängelte, wurde nicht nur gefangengesetzt, er wurde grausam gefoltert und verstümmelt. Was muss, gerade in einem Menschen wie ihm, dem immer alles zuflog, vorgehen, wenn er unversehens so tief fällt?

Was macht eine solch unerwartete, existenzbedrohende Änderung mit seinem Wesen? Wird er verbittert, sucht er nach Schuldigen und will Rache, oder nimmt er sein Schicksal mehr oder minder demütig an? Fragen, auf die Julia Knight eine Antwort sucht, aber nicht wirklich findet. Sie bleibt hier für meine Begriffe doch zu sehr an der Oberfläche, zeigt uns die tiefe Verzweiflung, die ihn umtreibt, kaum. Stattdessen reiht sie Kampfbeschreibungen aneinander, was sich zwar durchaus flüssig und spannend liest, aber die Tiefe ein wenig vermissen lässt. Insgesamt also ein eher lauer Abschluss einer vielversprechenden Reihe.