Gruselkabinett 129: Manor, Karl Heinrich Ulrichs (Hörspiel)

Gruselkabinett 129
Manor
Karl Heinrich Ulrichs & Marc Gruppe (Script)
Sprecher: Peter Weis, Thomas Balou Martin, Monica Bielenstein u.a.
Titelbild: Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2017, 1 CD, ca. 47 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-5561-7

Rezension von Christel Scheja

Und es hat sie auch schon im 19. Jahrhundert gegeben, die Romane in denen die Liebe zwischen Männern geschmackvoll und nicht aufdringlich beschrieben wurde, und deren Autoren sich durchaus auch zu ihrer Homosexualität bekannten, wie Karl Heinrich Ulrichs (1825-1895).

 

Manche Inseln des windumtosten Archipels der Faröer-Inseln liegen so dicht beieinander, dass man die Strecken problemlos durchschwimmen kann und sich nicht auf Boote verlassen muss. So kommt es, dass sich noch in heidnischer Zeit der junge Har mit dem wenige Jahre älteren Manor anfreundet und mit der Zeit unschuldige aber durchaus intensivere Gefühle für diesen entwickelt.

Doch wirklich bewusst wird er sich der entstandenen Liebe erst, als Manor auf einem Walfänger zur See fährt und vor seinen Augen auch noch tödlich verunglückt, als das Schiff durch einen Sturm in gefährliche Riffe getrieben wird und kentert. Doch das ist nicht das Ende der Beziehung…


Liebe, die den Tod überdauert, ist eines der beliebten Themen im Genre der Schauerliteratur und wird auch hier interessant und liebevoll in Szene gesetzt. Straff erzählt konzentriert sich das Hörspiel auf das Wesentliche - die sich entwickelnde Liebe zwischen den beiden Hauptfiguren, den schweren Schicksalsschlag und das, was danach geschieht.

Die homoerotische Beziehung wird sehr geschmackvoll und natürlich umgesetzt - zeigt, dass sie auch als wesentlicher Bestandteil der Handlung durchaus ohne Schmalz und Kitsch dargestellt werden kann und es dadurch letztendlich egal wird, ob die beiden Liebenden gleichen Geschlechts sind.

Die Geschichte geht ihren zu erwartenden Lauf, was aber nicht sehr stört, denn hier leisten nicht nur die Sprecher Einiges, auch Musik und Soundeffekte wissen die passende bittersüße Atmosphäre zu schaffen und den Zuhörer in den Bann zu schlagen, so dass man bis zum Ende begeistert zuhört.

Heraus kommt wieder einmal ein Highlight, denn das Hörspiel geht gelungen und vor allem stimmungsvoll und sehr feinfühlig mit einem sensiblen Thema um und sorgt dazu auch noch für die passende Grusel-Atmosphäre.