Torpedo 1972 (Comic)

Emrique Sánchez Abuli
Torpedo 1972
Zeichnungen von Eduardo Risso
Übersetzung: Monja Reichert
Cross Cult, 2017, Hardcover, 64 Seiten, 16,00 EUR, ISBN 978-3-95981-541-3

Rezension von Christel Scheja

Enrique Sanchez Abuli kann es offensichtlich nicht lassen, denn nach Jahren greift er noch einmal die Geschichte seines Lieblingshelden auf. Nachdem Torpedo im Jahr 1936 noch ein Mann voller Saft und Kraft war, so sieht es nun etwas anders aus, denn in „Torpedo 1972“ ist er ein alter Mann, den viele schon für halbtot halten.

 

Aber das weiß Luca Torello besser. Es mag zwar sein, dass der ehemalige Auftragskiller in den letzten Jahrzehnten sein Leben genossen hat und nun neben schwindendem Geld auch noch unter Parkinson leidet, aber er ist immer noch so bissig wie zuvor.

Deshalb lässt er sich auch nicht davon stören, dass eine Fotografin und ihr Freund ihm und seiner Legende auf die Spur kommen und damit auch die Rachsucht einiger Mafia-Paten wecken, die noch Rache wegen dem Mord an deren Vater nehmen wollen. Er macht stattdessen das Beste daraus und erlebt ein letztes Abenteuer im alten Stil, mit Sex und Gewalt, so wie es sich gehört. Denn „Torpedo“ mag zwar alt aussehen, zum Alteisen gehört er dadurch noch lange nicht.

 

Ob und inwieweit das glaubwürdig ist, sei dahingestellt, der Autor hat mit einem neuen Zeichner an seiner Seite durchaus Spaß daran, die Geschichte seines sichtlich gealterten Killers in Szene gesetzt. Man merkt sehr deutlich, dass Luca Torelli auch in den Jahren von Müßiggang und Ruhe nichts von seinen Instinkten verloren hat.

Frauen sind für ihn immer noch etwas, was man besser mit Vorsicht genießt und sich nur das nimmt, was man von ihnen will - und Verrat kann er gar nicht leiden. So kommt es wie es kommen muss, zynisch tut er das, was er schon immer getan hat, auch wenn seine Hand nicht mehr ganz so sicher ist wie früher.

Dazu kommt die Abgeklärtheit des Alters, er regt sich über Vieles nicht mehr so auf wie früher sondern lässt es einfach auf sich zukommen und handelt dann, wenn es soweit ist. Außerdem hat er die Gesellschaft die er braucht, mit einem Sidekick, der ihm das an Gesellschaft gibt, was er braucht.

Der lakonische Tonfall, in dem die Geschehnisse in Szene gesetzt werden, tut sein Übriges dazu um Atmosphäre zu schaffen und den Leser in den Bann zu schlagen, auch wenn man letztendlich keine besonderen Sympathien aufbauen kann. Aber darum geht es auch nicht - eher um den Spaß an einem Anti-Helden, der seinen Biss noch nicht verloren hat, so wie es aussieht.

„Torpedo 1972“ schafft es, eine Legende in die wilden Siebziger zu versetzen und diesen dabei nicht zu verändern, auch wenn das Jahrzehnt, in dem er jetzt agiert gerade für den Wandel im Denken und Handeln steht. Lebensgefühl der Zeit, aber auch die zynische Art des Helden gehen eine Symbiose ein, die unterhaltsam zu lesen ist, auch wenn man über so manches Klischee schon einmal den Kopf schütteln mag.