H. P. Lovecraft u.a.: Die geliebten Toten - Horrorgeschichten 1918-1929 (Buch)

H. P. Lovecraft u.a.
Die geliebten Toten
Horrorgeschichten 1918-1929
Übersetzung: Usch Kiausch und Joachim Körber
Festa, 2017, Hardcover, 336 Seiten, 29,99 EUR, ISBN 978-3-86552-570-3 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Frank Festa vom gleichnamigen Verlag, dem Haus des Horrors, versucht schon seit Jahren seine Bücher von dem Allerlei, das uns die Großverlage allmonatlich uninspiriert und ideenlos auf die Tische der Buchhändler werfen, abzugrenzen. So hat er bereits vor einigen Jahren begonnen, die Umschläge sowohl der Taschenbücher und Paperbacks, als auch die Umschläge der Hardcover in Lederoptik herstellen zu lassen. Dass dies die Produktion verteuert ist klar, dass ihm in der bestechenden Idee, die Bücher auch haptisch noch interessanter zu machen, bislang niemand gefolgt ist - hat er vielleicht gar ein Patent darauf? - bezeichnend.

Vorliegend mit dem ersten von drei Bänden, in denen er seinen Lesern Lovecrafts Arbeiten mit anderen, weniger versierten und zumeist zurecht vergessenen Autoren - aber auch Fragmente des Verfassers selbst präsentiert -, hat er sich noch einmal etwas Neues für seine Kunden einfallen lassen.

Zusätzlich zum wieder in Lederoptik produzierten Umschlag hat er die Deckel und den Rücken des gebundenen Titels mit einer kongenialen farbigen Illustration versehen. Entfernt man also den Schutzumschlag, entdeckt der Leser darunter - quasi als verborgener Schatz - noch eine atmosphärisch sehr stimmige Illustration.

In Verbindung zu der vermutlich eher geringer Auflage der Bände erklärt sich auch der Preis. Stellt man diesen aber in Relation zu dem Obolus, dem man als Horror-Fan bereits für dünne, oft lieblos gemachte Taschenbücher hinblättern muss, dann relativiert sich dieser schnell. Hier erhält der Käufer ein sorgfältig redigiertes, vorzüglich übersetztes Buch, das mit Lesebändchen auf gutem Papier gedruckt, in Leinen gebunden und mit Schutzumschlag versehen auch in vielen Jahren seinem Besitzer noch Freude machen wird.


Inhaltlich wartet gibt es Geschichten, die Lovecraft offiziell mit beziehungsweise für andere Kollegen verfasst hat sowie einige Fragmente auf den Rezipienten. Tatsächlich haben die Herausgeber, insbesondere von „Weird Tales“, Lovecraft immer wieder gebeten, Geschichten anderer, wenig versierter Verfasser zu überarbeiten und auf Reihe zu bringen. Nicht selten führte dies dazu, dass von dem ursprünglichen Text kaum etwas als das äußere Gerüst - so manches Mal nicht einmal mehr dies - übrig blieb.


Festa hat diese Geschichten, mit einer Ausnahme, die er aus dem entsprechenden Band der Edition Phantasia übernommen hat, neu von Usch Kiausch ins Deutsche übertragen lassen.

Man sollte aber nun nicht erwarten, dass Lovecraft in den Erzählungen zu der Form aufläuft, die man aus seinen eigenen Werken kennt. Es gibt durchaus Novellen und Storys, die inhaltlich wie handwerklich zu überzeugen wissen, so manche Geschichten aber bewegen sich auf bekanntem Terrain.

Das Spukhaus, die Geister, die die Lebenden heimsuchen, Werwölfe und Serienkiller mit einem Faible für Tote - das Repertoire des Horror-Genres wird leidlich, aber oftmals eher uninspiriert genutzt.

Die - längeren - Erzählungen lassen dann aber das Genie des Einsiedlers aus Providence aufblitzen. Hier bringt er sich ein, nimmt die Vorlage und macht daraus etwas Eigenes, das uns in seiner Wucht an die Eigenkreationen erinnert.

So bietet der Band so Manches zu entdecken; nicht alles entspricht dem, was wir uns bei Lovecraft wünschen, doch bieten die Beiträge einen gelungenen Überblick über das, was in den Periodika der beginnenden 30er Jahre in den Staaten en vogue war. In einzelnen Beiträgen begegnet uns dann Lovecraft pur, die alleine schon den Preis des Bandes wert sind.


Inhalt:
H. P. Lovecraft und Winifred Virginia Jackson: „Die grüne Wiese“
H. P. Lovecraft: „Das Gedächtnis“
H. P. Lovecraft mit Anna Helen Crofts (als Henry Paget-Low): „Die Dichtkunst und die Götter“
H. P. Lovecraft und Elizabeth Berkeley: „Das schleichende Chaos“
H. P. Lovecraft: „Ex Oblivone“
H. P. Lovecraft und Sonia Greene: „Der Schrecken von Martin’s Beach“
H. P. Lovecraft und Sonia Greene: „Vier Uhr“
H. P. Lovecraft: „Azathoth“
H. P. Lovecraft: „Was der Mond bringt“
H. P. Lovecraft und C. M. Eddy Junior: „Vom Wolf, der Gespenster fraß“
H. P. Lovecraft und C. M. Eddy Junior: „Asche“
H. P. Lovecraft und C. M. Eddy Junior: „Die geliebten Toten“
H. P. Lovecraft und C. M. Eddy Junior: „Taub, stumm und blind“
H. P. Lovecraft und Wilfred Blanch Talman: „Zwei schwarze Flaschen
H. P. Lovecraft: „Der Nachkomme“
H. P. Lovecraft und Adolphe de Castro: „Das letzte Experiment“
H. P. Lovecraft: „Das uralte Volk“
H. P. Lovecraft und J. Chapman Miske: „Das Geschöpf im Mondlicht“
H. P. Lovecraft und Zealia Bishop: „Der Fluch des Yig“
H. P. Lovecraft und Adolphe de Castro: „Die elektrische Hinrichtungsmaschine“