David Gerrold: Zeitmaschinen gehen anders (Buch)

David Gerrold
Zeitmaschinen gehen anders
(The Man Who Folded Himself, 1973)
Übersetzung: Mary Hammer (Neu durchgesehen und vollständig überarbeitet von Alexander Martin)
Heyne, 2017, Taschenbuch, 178 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-453-31866-3 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Gunther Barnewald

David Gerrolds Kurzroman ist zweifellos ein Klassiker des Genres und wird hier in einer völlig durchgesehenen und überarbeiteten Version präsentiert (so hat Alexander Martin ein historisches Ereignis eingebaut, welches der Autor 1973 natürlich nicht voraussehen konnte, welches uns allen heute aber wohlbekannt ist; die ursprüngliche Übersetzung wurde jedoch als Grundgerüst beibehalten).

 Gerrold, den viele mit dem berühmten Drehbuch „Kennen Sie Tribbles” der ersten „Star Trek“-Serie assoziieren, hat einige interessante SF-Romane verfasst, so auch diese Geschichte.

Sicherlich wird der vorliegende Kurzroman nicht jedem gefallen, konzentriert der Autor sich doch allzu sehr und eigentlich fast ausschließlich auf seinen Protagonisten und nimmt zudem einige Ideen wieder auf, die Robert A. Heinlein in seiner berühmten Novelle „By His Bootstraps” (inzwischen recht ordentlich verfilmt und auch in Deutschland unter dem Titel „Predestination“ erschienen) schon geäußert hatte. Gerrold treibt den Egoismus jedoch auf die Spitze und erschafft somit eine irritierende Geschichte, die man zumindest einmal gelesen haben sollte.

Wer einen der üblichen Zeitreise-Romane erwartet, in welchem der Protagonist vergangene historische Epochen bereist (oder gar die Zukunft), der dürfte hier bitterlich enttäuscht werden.

Denn Gerrold hat sich weder um mögliche Zukünfte ausgiebig Gedanken gemacht (hier wird dem Leser „Zeitfuge“ von Michael J. Sullivan oder der Klassiker „Die Zeitmaschine“ von H. G. Wells empfohlen), noch hat er verflossene Epochen lange recherchiert und genial wieder auferstehen lassen (wer Derartiges genießen will, sollte zu Jack Finney oder Connie Willis greifen).

Das vorliegende Werk beschäftigt sich wirklich ausschließlich mit dem Erleben des Daniel Eakins und mit den verwirrenden Möglichkeiten, welche ihm die ererbte Zeitmaschine bieten. Und Eakins ist gewillt fast alles auszutesten, was möglich ist, wenn man sich selbst treffen kann. Dabei scheut er auch vor schockierenden Möglichkeiten nicht zurück, die aber hier natürlich nicht verraten werden sollen.


„Zeitmaschinen gehen anders“ ist eines jener wunderbaren Ideenfeuerwerke, welche nur die Science-Fiction-Literatur in dieser Art hervorbringen kann. Das Erzählte polarisiert und wird sicherlich nicht jedem gefallen, muss aber zu Recht zu den Klassikern gezählt werden. Da das Buch recht dünn ist, lohnt sich auf jeden Fall das Lesen, selbst wenn man mit dem Inhalt oder gar mit dem „unmoralischen” Handeln des Protagonisten nicht zufrieden sein sollte als Leser. Denn selbst dann regt die Lektüre zum Nachdenken und zur Selbstreflektion an und beides ist, in Maßen genossen, fürwahr nicht schädlich!