Nameless (Comic)

Grant Morrison
Nameless
(Nameless, 2016)
Zeichnungen: Chris Burnham
Übersetzung: Sarah Weissbeck
Cross Cult, 2017, Hardcover, 192 Seiten, 25,00 EUR, ISBN 978-3-95981-426-3

Rezension von Christel Scheja

Grant Morrison gehört zu den großen Autoren der amerikanischen Comic-Szene und ist in so manche bedeutenden Reihen involviert, arbeitet im Moment sogar bei der Adaption seiner Werke für Film und Fernsehen mit. Aber manchmal erlaubt sich der passionierte Chaosmagier auch, seine ganz eigenen Geschichten zu kreieren, so wie die zusammen mit Chris Burnham geschaffene Mini-Serie „Nameless“.

 

Nameless hat schon vor vielen Jahren seinen Namen und seine Vergangenheit hinter sich gelassen, um sich ganz in den Kampf gegen das Böse zu stürzen und es zurückzudrängen wo er nur kann. Denn er weiß, dass die Kenntnis um beides seinen Gegnern Waffen in die Hand gibt, durch die er leicht verlieren kann.

Allerdings wird er nach einer Mission, die fast mit dem Verlust seines Lebens endet, von der Regierung einkassiert und auf eine Mission ins All geschickt. Denn die Astronauten sollen nicht nur den auf die Erde zurasenden Asteroiden Xibalba ablenken, sondern auch herausfinden, was es mit den Strukturen und Symbolen auf sich hat, die dort zu finden sind.

Nameless ahnt Übles - doch verhindern kann er nicht, dass die unheimliche Magie und die Kräfte alter Wesen auf die Menschen übergreifen und ihnen eine Reise ins Grauen bescheren. Nun ist guter Rat teuer, um schnellstmöglich einen Ausweg aus dem Dilemma zu finden.


Was zunächst wie eine ganz normale Action-Geschichte wirkt, in der die Fronten eigentlich mehr oder weniger klar sind, wandelt sich sehr schnell in einen surrealen Trip, der sich zwar nicht in schrägen Farben und abgedrehten Bildern äußert, aber durchaus spürbar ist. Der Held wird immer wieder von Visionen verfolgt, Realität und Wahnsinn vermischen sich zu einem interessanten Konglomerat, bei dem man schon genau hinsehen muss, um einen roten Faden zu finden.

Man merkt, dass die Künstler sich mit der Mythologie der Maya und der Magie sehr intensiv beschäftigt haben und diese geschickt mit dem Kontext verweben. Die Geschichte selbst ist einfach gehalten und klassisch aufgebaut; erst lernt man den Helden bei seiner Arbeit kennen, dann seine späteren Kollegen, die sich mit ihm gemeinsam ins Grauen stürzen. Natürlich erweist sich Xibalba als Fundgrube alter Hinterlassenschaften und einer Ausstrahlung, die nach und nach immer mehr die Ebenen der Wirklichkeit und der reinen Vorstellung durcheinander bringt.

Die Zeichnungen passen durch die realistischen Darstellungen sehr gut zum Thema, das viele Interpretationsmöglichkeiten offen lässt und den Betrachter nicht zu einer Entscheidung drängt, was er nun glauben will oder nicht. Auf jeden Fall verlangt die Geschichte höchste Aufmerksamkeit und auch das Interesse, jedes Panel auf sich wirken zu lassen, um auch die entsprechenden Details mitzubekommen. Zudem erhellen Erläuterungen im Anhang so manche der Andeutungen und geben zusätzlichen Input.

Das macht „Nameless“ zu einem der anspruchsvolleren Titel, der Horror-Mystery geschickt mit handfester Science Fiction mischt und so eine ganz neue Form des „Inner Space“ schafft.