Sarah Lukas: Der Kuss des Engels (Buch)

Sarah Lukas
Der Kuss des Engels
Titelillustration von Shutterstock
Piper, 2010, Hardcover, 410 Seiten, 19,95 EUR, ISBN 978-3-492-70205-8

Von Christel Scheja

Die in Wiesbaden bei ihrer Schwester im Haus lebende und 1972 geborene Sarah Lukas ist sehr reiselustig und schätzt vor allem das nahegelegene Frankreich. Die Idee zu dem vorliegenden Debütroman kam ihr auf einer dieser Reisen. Dabei spielen nicht, wie erwartet, Vampire oder Werwölfe eine Rolle; ganz andere Wesen kommen ins Spiel, wie schon der Titel verrät: „Der Kuss des Engels“.

Nachdem ihr Verlobter, der junge Arzt Rafael, bei einer Hilfsmission in Kolumbien ums Leben gekommen ist, bricht für Sophie Bachmann eine Welt zusammen, weil sie alles verliert, was ihr etwas bedeutet hat. Sie flieht aus ihrem Heimatort, weil sie die muffige Enge nicht mehr aushält und auch nicht zulassen will, dass ihre Mutter sie mit allen möglichen anderen jungen Männern zu verkuppeln versucht. Sie flieht deshalb nach Paris, um dort mit ihrer Trauer allein zu sein und vor der schönen Kulisse vielleicht auch ihrem Leben ein Ende zu setzen, indem sie von einer der Brücken in die Seine springt. Doch gerade als sie Selbstmord begehen will, sieht sie auf einem Schiff unter sich einen jungen Mann, der ihrem Rafael täuschend ähnlich sieht. Aufgerüttelt macht sie sich auf die Suche nach dem Unbekannten. Als sie ihn sogar findet, wird das Rätsel noch größer, denn er sieht nicht nur so aus wie ihr Geliebter, sondern fühlt sich auch noch so an und riecht genau so. Allerdings kann er sich an nichts erinnern und weist sie zurück. Am Boden zerstört und völlig durcheinander kehrt sie in ihr Zimmer zurück und brütet vor sich hin, bis sie einige Tage später den geheimnisvollen Jean Maric kennenlernt, der sie vor dem Mann mit Rafaels Gesicht warnt. Dieser sei kein Mensch, sondern nur ein gefallener Engel, der Unglück bringt. Doch ist Sophie wirklich bereit, auf Jean zu hören?

Sarah Lukas folgt in ihrem ersten Roman den Geboten des Romantik-Thrillers und greift einige sehr vertraute Handlungsmuster auf: Da ist die junge Frau, die in den schlimmsten Stunden ihrer Trauer den verlorenen Geliebten wiederzusehen glaubt. Für eine Weile schwankt sie dann zwischen Zweifeln und Hoffnung, und am Ende zeichnet sich ab, dass tatsächlich höhere Mächte ihre Finger mit im Spiel haben. Doch als das Ende des Buches erreicht ist, muss sich auch Sophie auf die vielen Geheimnisse einlassen und gerät dabei in große Gefahr, da sie die Aufmerksamkeit gefährlicher Wesen und Kräfte auf sich zieht. Und letztlich muss sie sich zwischen Glauben und verstandesmäßigem Denken entscheiden.

Die Autorin nimmt sich sehr viel Raum und Zeit, um die Figuren und ihre Befindlichkeiten auszuarbeiten, schwelgt dabei lange in atmosphärischen, wenn auch selbstverliebten Bildern von Paris und verzichtet darauf, die Handlung voranzutreiben. So wirkt der Roman eher behäbig und langatmig, viele Entwicklungen sind schon sehr früh zu erkennen. Auch der Anteil phantastischer Elemente ist eher gering. Sie dienen weniger dazu, die Geschichte zu tragen, als eine exotische Staffage zu liefern.

„Der Kuss des Engels“ dürfte daher vor allem die Fans romantischer Geschichten vor detailverliebter Kulisse ansprechen, denen phantastische Elemente eher unwichtig sind. Alle anderen Leser, die nach Fantasy, Abenteuer oder Mystery suchen sollten, dürften bitter enttäuscht werden.